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Krypto-Steuerhinterzieher: Finanz setzt auf Startup-Software GraphSense

Software GraphSense am Bildschirm. © Iknaio / Canva
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Es ist nur wenige Wochen her, als das österreichische Finanzministerium verkündet hat, mit Krypto-Forensik Steuerhinterziehung und Geldwäsche bekämpfen zu wollen. Bedeutet konkret: Mit Hilfe von Analyse-Software sollen Transaktionen auf der Blockchain verfolgt werden, um die Flüsse von Krypto-Assets besser zu verstehen. „Mit neuesten Methoden können wir Krypto-Bewegungen nachvollziehen und damit Geldwäsche und Steuerhinterziehung unterbinden“, Finanzstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP), für Digitalagenden zuständig, an.

Wie Trending Topics herausgefunden hat, setzt das österreichische Finanzministerium dabei auf die Software eines Wiener Startups, das erst Anfang 2022 offiziell an den Start ging: Iknao. Dieses hat vor einigen Monaten einen Krypto-Analyse-Dienst, der auf den Namen GraphSense hört, auf den Markt gebracht. Man wolle „weltweit mit Unternehmen im Sicherheitsbereich bis hin zu Strafverfolgungsbehörden“ arbeiten, kündigten die Gründer Karl Zettl und Bernhard Haslhofer damals an.

Aktuell können mit der Software die Blockchains von Bitcoin, Bitcoin Cash, Litecoin, Zcash und Ethereum analysiert werden. „Wir bieten eine Analytics-Plattform an, die Analysen selbst werden nicht von uns sondern von unseren Kunden –  zum Beispiel Behörden, Banken, Sicherheitsfirmen oder Betrugsanwälte – durchgeführt“, so Zettl zu Trending Topics. „In der Regel verfolgen die Analyst:innen den Transaktions-Flow bis zu einem Exchange. Die Information ob und um welchen Exchange es sich handelt, kommt dabei von uns. Um die Personen hintern den verdächtigen Wallets bei den Exchange ausfindig zu machen, werden generell mittels Gerichtsbeschluss die Kontaktdaten beim Exchange angefordert.“

Finanzministerium will mit Krypto-Forensik Steuerhinterziehung und Geldwäsche bekämpfen

Auch bayrisches Justizministerium setzt auf GraphSense

Iknao gibt außerdem eine Partnerschaft mit dem niederländischen Dark-Web-Monitoring-Dienst CFLW Cyber Strategies bekannt. Die beiden Firmen haben sich darauf verständigt, den Kund:innen des jeweils anderen Zugang zu beiden Diensten zu gewähren und ihre Produkte in einem gemeinsamen Angebot zu bündeln. Man wolle so den „Ermittlungskreislauf bei der Bekämpfung von Hightech-Kriminalität“ schließen. CFLW ist 2019 als Spin-off der Netherlands Organisation for Applied Scientific Research (TNO) hervorgegangen, Iknaio selbst hat das die Arbeitsgruppe „Cryptofinance“, die der Complexity Science Hub Vienna (CSH) zusammen mit dem AIT Austrian Institute of Technology betreibt, zum Hintergrund.

Neben dem österreichischen Finanzministerium könnte auch das bayrische Justizministerium fixer Großkunde werden. Dieses will die Wiener GraphSense-Software einsetzen, um Krypto-Geldströme nachzuvollziehen zu können. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) hat dazu vor wenigen Wochen in München eine Kooperationsvereinbarung mit der Wiener Forschungseinrichtung Complexity Science Hub (CSH) unterzeichnet, aus dem Iknao zum Teil hervor gegangen ist.

Iknaio: Neues Wiener Krypto-Startup spürt Cyber-Kriminelle auf Blockchains auf

Es geht um hunderte Millionen Euro

Hintergrund des Einsatzes von GraphSense im Finanzministerium ist das neue Krypto-Steuergesetz in Österreich, das seit 1. März in Kraft ist. Durch die Blockchain-Analyse wird nun künftig nach möglichen Steuerhinterzieher:innen gefahndet, die auf Krypto-Assets setzen. Auch wenn Transaktionen transparent und dauerhaft auf der Blockchain etwa von Bitcoin eingeschrieben werden, ist für die Behörden stets das Problem, die Personen hinter den Wallets ausfindig zu machen. Manche Krypto-Börsen wie Bitpanda oder Coinbase sind greifbar, bei ihren asiatischen Pendants bzw. DEX (dezentralisierte Exchanges) beißen sich Fahnder:innen aber regelmäßig die Zähne aus.

Die große Frage ist, wie viel zusätzliche Steuereinnahmen Österreich durch Kryptowährungen machen kann. Der aktuelle Crash hat die Gewinne des Vorjahres zunichte gemacht – dementsprechend weniger ist auch zu versteuern. Generell rechnet das Finanzministerium ab 2025 Mehreinnahmen von etwa 300 Millionen Euro. Der Crash macht die Fahndung nach Geldwäsche und Steuerhinterziehung mittels Krypto-Assets aber nicht weniger dringlich.  „Unser aktuelles Produkt bietet eine Lösung für Forensik, d.h. Fälle die bereits passiert sind und hier gibt es noch jede Menge aufzuarbeiten. Zudem geht es bei uns unter anderem um schwere Betrugsfälle, wo das einfache Transferieren von hohen Summen ohne Nachweis ein Vorteil ist, daher gehen ich nicht davon aus, dass wir hier unmittelbar eine Entspannung sehen werden“, sagt Zettl von Iknaio.

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