Insolvenz

Labonca: Steirischer Bio-Bauernhof ist pleite

Norbert Hackl und seine Sonnenschweine © Thermenland Steiermark
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>>> Update: Hier erklärt Gründer Norbert Hackl, wie es zur Insolvenz von Labonca kam und wie es nun weitergeht

Es scheint eine Woche voller Insolvenzen von vielversprechenden Firmen zu sein. Nicht nur hat es das gehypte Gitarrenlern-Startup Fretello erwischt (wir berichteten). Auch Labonca, der Biobauernhof in der Oststeiermark, musste laut dem Alpenländischen Kreditorenverband Insolvenz anmelden. Speziell im Jahr 2020 hatte Labonca für viel Aufmerksamkeit gesorgt, unter anderem mit einem erfolgreichen Auftritt bei der Startup-Show 2 Minuten 2 Millionen. Jedoch konnte der Betrieb von Landwirt Norbert Hackl die dadurch geschürten Erwartungen nicht erfüllen.

Noch 2022 wurde Labonca in der Oststeiermark von der Europäischen Kommission und dem IFOAM Organics Europe, der europäischen Dachorganisation für ökologische Lebensmittel und Landbau, als einer der besten Biobetriebe des Kontinents ausgezeichnet. Sogar der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen (Grüne) stattete dem Biohof einen Besuch ab und sagte damals, Hackl sei „in den letzten zwei Jahrzehnten Außerordentliches“ in Sachen biologischer Landwirtschaft, Tierwohl und höchsten Haltungsstandards gelungen.

Der Jahresabschluss des Unternehmens für das Geschäftsjahr 2022 zeigt einen Bilanzverlust von 287.000 Euro sowie Verbindlichkeiten von 1,37 Mio. Euro. „Eine Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechtes liegt nicht vor, da im Anagevermögen ausreichend Stille Reserven vorhanden sind. Es handelt sich nur um eine buchmäßige Überschuldung. Weiters wurde durch einen Investor der 2022 enstandene Verlsut zur Gänze abgedeckt“, heißt es dazu.

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Labonca ist „Reich der Sonnenschweine“

Das Konzept von Labonca ist einfach: Der Bauernhof will Abstand von der in der Landwirtschaft allgegenwärtigen Massenproduktion nehmen. Stattdessen setzt man am Standort in der Oststeiermark auf reine und natürliche Bewirtschaftungsformen. Im Fokus stehen vor allem die respektvolle Haltung der Tiere und die biologische Bearbeitung der Ackerflächen. Schweine und Rinder können hier frei herumlaufen und sich gesund ernähren. Auch die Schlachtung der Tiere soll besonders nachhaltig und ohne Leiden stattfinden. Hackl nennt seinen Biohof auch das „Reich der Sonnenschweine“.

Das Fleisch der Biohof-Tiere wird direkt am Hof verarbeitet und dort in einem eigenen Restaurant angeboten. Auch auf Online-Versand setzt Labonca und versendet Frischfleisch und andere Spezialitäten binnen 24 Stunden gekühlt nach ganz Österreich. Hackl hatte in der Vergangenheit auch den Plan, den Betrieb deutlich auszubauen. Im Jahr 2020 legte er deshalb seinen Auftritt bei 2 Minuten 2 Millionen hin – mit Erfolg.

Zur Finanzierung des Betriebs setzte Labonca seit 2012 immer wieder auch auf so genannte „Genußscheine„: Diese dienten zur Vorfinanzierung und gaben den Käufer:innen das Recht auf einen jährlichen Lebensmittel- oder Dienstleistungsgutschein. In einer Insolvenz verfällt der Anspruch auf jede weitere Leistung oder Rückzahlung dieser Genussscheine aber.

2 Minuten: Wo sind die Millionen geblieben?

2 Minuten 2 Millionen-Deal fiel ins Wasser

100.000 Euro für Firmenanteile von zehn Prozent: Das versprachen die Investoren Martin Rohla und Leo Hillinger Labonca im Jahr 2020. Jedoch erfüllte sich dieser Deal am Ende nicht. Wie bei vielen Startups, die bei 2 Minuten 2 Millionen Zusagen zu Investments erhielten, kam es schließlich doch anders (wir berichteten). So kam es nie zu dem Investment, stattdessen startete Labonca mit den Business Angels eine Kooperation.

In den letzten Jahren hat sich Labonca eher gemächlich, aber durchaus positiv entwickelt. Im vergangenen Dezember hat der Bauernhof beispielsweise den Klimaschutzpreis erhalten. Im Jahr 2022 begann auch die Kooperation mit dem Investor Hans Kilger. Im Zuge dieser Zusammenarbeit hatten die beiden Partner vereinbart, dass es auch zu einer Zusammenführung der Schlachthöfe von Labonca und der Domaines Kilger für Wildfleisch kommen sollte. Doch dieses Vorhaben kam nicht zustande. Stattdessen sollte es einen Ausbau des Labonca-Standorts in Burgau geben.

Doch nun ist es zur Insolvenz gekommen. Labonca kann den laufenden Zahlungsverpflichtungen laut dem Alpenländischen Kreditorenverband nicht mehr nachkommen und hat beim Landesgericht Graz einen Insolvenzantrag eingereicht. Das Gericht hat nun ein Konkursverfahren eröffnet. Ob es möglich ist, den Biobauernhof doch noch zu retten, muss sich erst zeigen.

Labonca: Wie es zur Insolvenz des Biobauernhofs kam

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