Direct Air Capture

Microsoft und Occidental wollen KI-Energiebedarf durch Emissionsgutschriften ausgleichen

Microsoft hat eingekauft: 500.000 Tonnen Emissionsgutschriften werden dem Tech-Giganten von 1PointFive bis 2030 übertragen. © Canva
Microsoft hat eingekauft: 500.000 Tonnen Emissionsgutschriften werden dem Tech-Giganten von 1PointFive bis 2030 übertragen. © Canva
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Microsoft und Occidental geben an, die weltweit größte Vereinbarung über Emissionsgutschriften durch Direct Air Capture getroffen haben. Der Tech-Gigant sieht sich nämlich vor der Herausforderung, dass er zwar sein Klimaversprechen einhalten, die energiehungrigen KI-Anwendungen aber gleichzeitig weiter ausbauen will. 

Hunderte Millionen Dollar für Direct Air Capture

Der von Microsoft und Occidental unterzeichnete Rekordvertrag über Emissionsgutschriften hat einen Wert von mehreren hundert Millionen Dollar. Dabei wird Occidental über einen Zeitraum von sechs Jahren – also bis 2030 – 500.000 Emissionsgutschriften an Microsoft verkaufen. Wie viel Geld dabei genau fließen wird, bleibt geheim. Microsoft möchte seine Emissionen „ausgleichen”, indem es Occidental dafür bezahlt, Direct Air Capturing (DAC) zu betreiben – ein Geschäftsfeld, das der US-Ölproduzent in den letzten Jahren stark ausgebaut hat und jetzt von der  Occidental-Tochtergesellschaft „1PointFive” betrieben wird. Bei DAC handelt es sich um ein Verfahren, bei dem Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernt und unterirdisch gespeichert wird. Das DAC-Projekt von Occidental, aus dem Microsoft seine Gutschriften beziehen wird, soll 2025 in Betrieb genommen werden und die weltweit größte Anlage dieser Art werden.

Alles über Carbon Capture and Storage & Direct Air Capture

Drastischer Emissionsanstieg durch KI-Expansion 

Im Mai gab Microsoft bekannt, seine Emissionen seien seit 2020 fast um ein Drittel gestiegen. Grund dafür sei der Bau von neuen Rechenzentren. KI benötigt diese, um die enormen Datenmengen zu verarbeiten und die hohe Rechenleistung bereitzustellen, die es für das Training und den Betrieb von KI-Modellen braucht. Auch Google hat in seinem aktuellen Umweltbericht KI als extremen CO2-Verursacher deklariert – die Emissionen sind seit 2019 fast um die Hälfte gestiegen, Trending Topics berichtete. Microsoft hat sich verpflichtet, bis 2030 „kohlenstoffnegativ“ zu sein, während sich Google vorgenommen hat, bis 2030  “Netto-Null-Emissionen” entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette zu erreichen.

Kohlenstoffnegativ vs. Netto-Null-Emissionen

Der Unterschied lässt sich so erklären: „kohlenstoffnegativ“ bedeutet, es wird mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernt als emittiert. Bei „Netto Null“ wird die Menge der ausgestoßenen Emissionen durch gleichwertige Maßnahmen zur Emissionsreduzierung oder -kompensation ausgeglichen. Microsoft plant, aktiv mehr CO2 zu binden als freizusetzen. Bei Google ist das Ziel, die eigenen Emissionen auf Null zu reduzieren und nicht mehr Emissionen zu verursachen, als ausgeglichen werden können. 

Emissionsgutschriften: vielfach kritisiert

Expert:innen weltweit äußerten immer wieder Bedenken zum Emissionsgeschäft mit Gutschriften. Sie sollten nur zum Ausgleich schwer zu eliminierender Emissionen verwendet werden, wie zum Beispiel für die CO2-Produktion durch Stahlerzeugung. Außerdem sei schwer zu überprüfen, wie viel Kohlenstoff durch neue Projekte wie DAC tatsächlich entfernt wird. Die Rechnung lautet: Jede Gutschrift steht für eine Tonne CO2, das vermieden oder aus der Atmosphäre entfernt wurde. Laut der ETH Zürich belaufen sich die aktuellen Kosten für die Abscheidung von CO2 aus der Luft auf etwa 1000 bis 1300 Dollar pro Tonne, was derzeit noch sehr teuer ist​​. Den jüngsten Schätzungen von S&P Global zufolge liegt der Preis eher bei 800 bis 1200 Dollar pro Tonne. Aufgrund der hohen Kosten werden derzeit nur wenige Massenverträge unterzeichnet. Interessanterweise rechnet 1PointFive „nur” mit 400 bis 630 Dollar pro Tonne. 

„Direct Air Capture“ wird zunehmend bedeutender

1PointFive Geschäftsführer Michael Avery sagt dazu: „Wir sehen DAC nicht als einen Versuch, das gesamte Emissionsportfolio eines Unternehmens zu lösen“. Aber: Es gäbe einen „kurzfristigen“ Mangel an sauberem Strom, der für den Betrieb von KI-Systemen benötigt werde. Dies mache Lösungen wie Emissionsgutschriften erforderlich. Für Occidental ist der Deal mit Microsoft ein riesen Gewinn, da das Unternehmen seinen Einstieg in die DAC-Technologie vorantreiben möchte. Noch ist Direct Air Capturing nämlich nicht in großem Maßstab ausgerollt. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die Technologie in den nächsten Jahren eine „wichtige und wachsende Rolle“ spielen.

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