Flächenversiegelung

Österreich: Neue Strategie soll Bodenverbrauch bis 2030 deutlich reduzieren

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In Österreich wird zu viel Boden verbraucht. Über diese Aussage herrscht grundsätzlich bereits seit längerem ein Konsens. Wie aber nun das Problem gelöst werden könnte, ist dabei schwieriger. Abhilfe soll nun das neue Raumentwicklungskonzept bringen. Das wurde nun diese Woche im Rahmen des Bodenschutzgipfels präsentiert. Bis 2030 soll der Bodenverbrauch demnach auf täglich 2,5 Hektar begrenzt werden. Das ist somit ein deutlich niedriger Wert zu dem aktuellen täglichen Bodenverbrauch. So wurden 2020 noch täglich 11,5 Hektar asphaltiert, bebaut und versiegelt.

Den Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar am Tag begrenzen  – das Ziel ist nicht neu, sollte es doch schon 2010 erreicht werden, und wurde bisher grandios verfehlt. Laut dem österreichischen Umweltbundesamtes wurden in Österreich bis 2020 insgesamt 5.768 Quadratkilometer Fläche in Anspruch genommen. Das entspräche etwa sieben Prozent der Landesfläche und 18 Prozent des Dauersiedlungsraumes, so das österreichische Bundesamt. Im Durchschnitt der letzten drei Jahre wurden pro Jahr 42 km² in Anspruch genommen. Als in Anspruch genommene Flächen werden Gebiete definiert, in welchen durch „Verbauung für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch für intensive Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Kraftwerksanlagen und ähnliche Intensivnutzungen“ biologisch produktiver Boden verloren geht. Laut den Angaben des Umweltbundesamtes wurden in den letzten drei Jahren ca. die Hälfte der in Anspruch genommenen Fläche versiegelt, was einer Größe von  15-20 Quadratkilometer jährlich entspricht.

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Bodenverbrauch deutlich reduzieren

Somit ist der Verbrauch in den letzten Jahren weiterhin deutlich zu hoch, auch wenn der Höhepunkt an Bodenverbrauch bereits 2010 erreicht wurde und seitdem sinkt. Diese Tendenz soll nun weiter gestärkt werden und zwar mit dem neuen Österreichischen Raumentwicklungskonzept 2030, welches am 20. Oktober beschlossen wurde. Dieses wurde von der Raumordnungskonferenz (Örok) entwickelt und beinhaltet unteranderem die „Bodenstrategie für Österreich“, in welcher eben festgehalten ist, dass der Bodenverbrauch eben auf 2,5 Hektar täglich bis 2030 sinken muss. Das würde eine Verringerung des Verbrauches und somit der versiegelten Böden „um 80 Prozent“ ausmachen, so zumindest die Landwirtschafts- und Regionen-Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) im Rahmen einer Pressekonferenz anlässlich des aktuellen Beschlusses.

Wie dieses Ziel aber auch in die Realität übertragen werden soll, ist bisher noch offen. So ist zwar angegeben, dass mit dem Beschluss des Konzeptes am 20. Oktober die Arbeiten an diesem „Pakt“ direkt beginnt, aktive Maßnahmen fehlen aber bisher. Dafür soll nun ein Umsetzungsplan erarbeitet werden, in welchem dann auch genaue Bundesländerziele und Maßnahmen, wie die Einhaltung dieser überwacht wird, enthalten sind. Dieser Aktionsplan soll nun binnen eines Jahres vorliegen.

Davon unabhängig will das Klimaschutzministerium einen „Brachflächendialog“ zwischen Bund, Ländern und Gemeinden initiieren. Dadurch sollen leerstehend Gebäude wieder vermehrt genutzt werden. Laut dem österreichischen Umweltbundesamt sind rund 40.000 Hektar so zwar bereits bebaut, aber ungenutzt. Ab 2022 will die Klimaministerin Leonore Gewessler (Die Grünen) für ein „Recycling“ der Gebäude jährlich zwei Millionen Euro bereitstellen.

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Kritik von WWF

In einer Aussendung zeigt sich die Umweltschutzorganisation WWF trotzdem nicht zufrieden mit dem Bodenschutzgipfel und bezeichnet diesen „als verpasste Chance“. „Strategien gibt es schon jetzt mehr als genug, das Problem ist die fehlende Umsetzung. Mit einem Bodenverbrauch von zuletzt 11,5 Hektar pro Tag verfehlt Österreich das vor über zehn Jahren verankerte ‚Nachhaltigkeitsziel‘ von 2,5 Hektar um mehr als das Vierfache“, so WWF-Bodenschutzsprecherin Maria Schachinger. Anlässlich des aktuellen Gipfels hatte die Umweltschutzorganisation im Vorfeld den Bodenverbrauch in Österreich untersucht. Dabei zeigt sich laut dem WWF, dass bisher alle Bundesländer noch weit von einer nachhaltigen Nutzung des Bodens entfernt sind. Spitzenreiter im Bodenverbrauch ist dem WWF zufolge bisher die Steiermark, mit 3,3 Hektar täglich. Somit deutlich über den Wert, welcher bis 2030 für Gesamtösterreich als Grenze angesetzt ist.

Die Reduzierung des Bodenverbrauchs ist dabei auch elementar für die Anpassung des Landes an die Auswirkungen der Klimakrise. So ist die große Anzahl der versiegelten Flächen sowohl problematisch für die Artenvielfalt und Biodiversität im Land, als auch für die Auswirkungen von Extremwetterereignissen. So können diese bei extremen Niederschlägen das Wasser nicht aufnehmen, wodurch die Gefahr von Überschwemmungen steigt. Weiterhin sind unversiegelte Flächen signifikant für die Kohlenstoffspeicherung im Boden. So haben weltweit die Böden mehr als die doppelte Menge an Kohlenstoff gespeichert, wie sie sich in der Atmosphäre befinden.

Der WWF fordert daher die Verankerung eines übergeordneten Bodenschutz-Vertrages, eine Obergrenze von maximal einem Hektar Flächenverbrauch pro Tag bis 2030 sowie den raschen Beschluss konkreter Maßnahmen – darunter eine vollständigen Ökologisierung der Raumordnung, den Abbau umweltschädlicher Subventionen und einen starken Boden-Check im Umweltrecht.

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Während somit das Thema der Causa Bodenverbrauch in der Politik wieder aktuell ist, gibt es auch in der Forschungs- und Unternehmenswelt bereits einige Maßnahmen, durch welche versucht wird, die Bodenversiegelung bei neuen Projekten entgegen zu wirken. Dabei sind insbesondre Naturflächen mit entsprechender Bepflanzung elementar.

Auch andere Bodenbeläge, als reiner Asphalt, finden ihren Weg bereits in die Praxis. So wurde für den Parkplatz des „grünsten Billa Österreichs“ ein versickerungsfähiges TTE Öko-Bodensystem genutzt, welches mehr Regenwasser aufnehmen können soll und so selbst bei Starkregen Überschwemmungen entgegenwirkt. Im Wiener Westbahnhofviertel sollen im Zuge des Umbaus ebenfalls für einige Fläche helle, sickerungsfähige Betonsteine für die Pflasterung genutzt werden. Diese wurden auch bei den sogenannten „Coolspots“ in Wien verwendet.

In den Städten und bei Projekten werden Bäume bereits oftmals im sogenannten Schwammstadt-Prinzip gepflanzt. Dabei wird den Bäumen unterhalb der befestigten Oberfläche mehr Platz gegeben. Der Splitt, vermischt mit Kompost und anderen Substanzen, bietet den Wurzeln genügend lockeren Untergrund, um sich darin auszubreiten und es kann mehr Wasser gespeichert werden. Dadurch ist der Baum versorgt und kann auch bei Starkregen mehr Flüssigkeiten aufnehmen.

Somit sind bereits einige Anpassungen auch bei Neubauten oder eben Renovierungen möglich. Das oberste Credo bei dem Versuch, den Bodenverbrauch zu reduzieren, sollte aber natürlich weiterhin der sein, den Bodenverbrauch auch tatsächlich einfach zu reduzieren.

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