Grüne Architektur

Billa: Wiener Green Startups machen neue Filiale zur „grünsten Österreichs“

Der neue Billa in Obdach ©lichtblauwagner architekten
Der neue Billa in Obdach ©lichtblauwagner architekten
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In der kleinen Ortschaft Obdach in der Steiermark kam es diese Woche zu einer Premiere. Es wurde ein neuer Billa-Markt eröffnet. Das ist für sich noch nicht besonders außergewöhnlich. Aber dieser Billa ist als Green Building zertifiziert und hat als erster Lebensmittelmarkt weltweit vom Wiener Startup Greenpass eine Gold-Zertifizierung für die Bauweise erhalten. Daher ist dieser neue Billa den eigenen Aussagen der Rewe Group nach „der grünste Billa Österreichs„. An dessen Entstehung waren auch zwei bekannte Startups aus der österreichischen Green Tech-Szene beteiligt. Das Wiener Startup Greenpass und das Wiener Innovationslabor für Bauwerksbegrünung GrünstattGrau waren maßgeblich in die Fertigstellung des neuen Billas in Obdach integriert.

„Wir sind hin- und weg von dem nun fertiggestellten Gebäude“, so die Geschäftsführerin des Innovationslabors GrünstattGrau, Susanne Formanek. Dieser nun erfolgten Eröffnung ging Formanek zufolge eine fast dreijährige Zusammenarbeit voraus. „Der Konzern sagte sie wollten eine Leuchtturmfiliale erbauen, überlegten anfänglich aber noch an welchem Standort“, so Formanek. Erst im späteren Verlauf fiel die Entscheidung dann auf Obdach.

Lange Standortsuche für den „grünsten Billa“

Die Entscheidung für die kleine steirische Gemeinde ist aufgrund verschiedener Komponenten gefallen, so der Billa Vertriebsdirektor Peter Gschiel gegenüber Tech & Nature. So gibt es im Ort zwar bereits einen kleinen Billa, dieser befindet sich aber im Ortskern mitten in einem bestehenden, älteren Gebäudekomplex. Platz für 600 Quadratmeter Verkaufsfläche und 50 Parkplätze wäre da kaum gewesen. Auch ist der jetzige Standort „bestmöglich positioniert um den Kundenstrom abzufangen“, so Gschiel. So zieht sich direkt neben der Gemeinde die B78 entlang, welche eine beliebte Route in den Süden Österreichs ist. Diese viel befahrene Straße soll jetzt den entsprechenden Kundenfluss bringen.

Das aber ausgerechnet die kleine Ortschaft Obdach Standpunkt für die Premiere des „grünsten Billas Österreich“ ist, liegt auch an der beteiligten Architektin. So war als Architekturbüro “ lichtblauwagner architekten“ für den Neubau verantwortlich. Der Architektin selbst gehörte das Grunstück bevor sie es an die Rewe-Group verkaufte, so Gschiel, und machte zur Verkaufsbedingung, dass der Neubau möglichst nachhaltig und energieeffizient geschieht.

Den Kontakt zu GrünstattGrau hätte der Rewe-Konzern gesucht, so Formanek. Diese hätten dann anschließend gemeinsam mit ihrem Netzwerk die heutige Begrünung des ökologischen Billas erarbeitet.

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Klimabäume, Dachbegrünung und Totholz

Auf der Dachfläche des Billas befindet sich nun zum einen eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 40,46 kWp, über die jährlich rund 42.500 kWh Strom produziert werden soll. Dieser soll vorrangig der eigenen Stromversorgung dienen. Zum anderen ist das Dach großflächig begrünt. So wurde auf diesem auch Totholz integriert, welcher zusätzlichen Lebensraum für Insekten aber auch Moose, Flechten sowie Pilze bietet. Außerdem speichert die Begrünung Wasser, Feinstaub und sorgt für eine natürliche Kühlung des Daches.

Zusätzlich zu der Begrünung auf dem Dach und der Fassade, sorgen außerdem natürliche Kältemittel für Normal- und Tiefkühlung, eine geringe Kälteleistung durch Wandkühlmöbel mit Türen, energiesparende elektronische EC-Lüfter sowie die Deckung des vollständigen Heizwärmebedarfs durch Wärmerückgewinnung für einen geringeren Energiebedarf, so der Konzern. Dieser soll so bis zu 40 Prozent niedriger sein als im Vergleich zur Bauordnung.

Auf dem Parkplatz wurden Klimabäume gepflanzt, welche laut Formanek im sogenannten Schwammstadt-Prinzip gebaut wurden. Dabei wird den Bäumen unterhalb der befestigten Oberfläche mehr Platz gegeben. Der Splitt, vermischt mit Kompost und anderen Substanzen, bietet den Wurzeln genügend lockeren Untergrund, um sich darin auszubreiten und es kann mehr Wasser gespeichert werden. Dadurch ist der Baum versorgt und kann auch bei Starkregen mehr Flüssigkeiten aufnehmen.

Auch das versickerungsfähige TTE Öko-Bodensystem, welches für den Parkplatz genutzt wurde, soll mehr Regenwasser aufnehmen können und so selbst bei Starkregen Überschwemmungen entgegenwirken. Darüber hinaus befinden sich Ladestationen für E-Autos auf dem Parkplatz.

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Hoffentlich nicht nur Pilotprojekt

„Ich bin sehr zufrieden mit dem Pilotprojekt, von welchem die Bestandteile dann hoffentlich auch den Weg in die Serie finden“, so Gschiel. Dem gegenüber stehen dann allerdings die Kosten einer solchen Begrünung. Dem Vertriebsdirektor zufolge ist ein zweites ähnliches Projekt bereits in Graz in der Kärntner Straße in Ausarbeitung. Mit dem Ziel des Rewe-Konzernes vor Augen, bis 2040 in allen agierenden Ländern die Klimaneutralität zu erreichen, geht er davon aus, dass sich diese nun erprobten Maßnahmen zukünftig immer wieder in den Bauten des Unternehmens wiederfinden lassen.

Daran arbeitet auch das Wiener Innovationslabor für Bauwerksbegrünung GrünstattGrau, auch wenn bei diesem Pilotprojekt nicht alle vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt wurden: „Es war ein sehr spannender Prozess, in dem gemeinsam mit Rewe viel umgesetzt wurde. Auch von unserer Seite ist noch ein weiteres Follow Up geplant. Wir werden Unterstützung bieten, durch welche diese Begrünungsprozesse auch bei weiteren Filialen umgesetzt werden können.“

Während also die Projektbeteiligten ihren Blick bereits über die Ortsgrenzen von Obdach wenden, können die Ortsbewohner:innen nun ihrem neuen Markt „beim Wachsen zuschauen“, wie es der Vertriebsdirektor Gschiel ausdrückt. Diese sind jetzt übrigens in einer besonders privilegierten Lage. So können die rund 3.700 Einwohner:innen jetzt gleich in zwei Billa-Märkten einkaufen. Nachdem es im Vorfeld zu Unstimmigkeiten über die Neubaupläne des Konzerns gekommen ist, wir berichteten, hat sich die Rewe-Group dazu verpflichtet, am alten Standort im Ortskern für drei weitere Jahre Drogerieartikel und trockene Lebensmittel anzubieten. Somit dürfte die kleine steirische Gemeinde mehr als versorgt sein.

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