Strategie

„OpenAI is nothing without its people“: Der große Microsoft-Coup

Microsoft-CEO Satya Nadella am OpenAI DevDay. © OpenAI
Microsoft-CEO Satya Nadella am OpenAI DevDay. © OpenAI
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Ok, stell‘ dir vor, du bist der CEO einer Multi-Milliarden-Firma, und hast quer durch deine wichtigsten Produkte, die seit Jahrzehnten massive Umsätze machen, die Technologien eines extrem schnell, unter Hochdruck wachsenden Startups integriert. Und zwar deswegen integriert, um mit den rapiden Entwicklungen im AI-Sektor, die deine schärfsten Rivalen ebenfalls mit Milliarden-Budgets bearbeiten, Schritt halten zu können. Wie erleichtert wärst, du, wenn du Kernfachkräfte dieses Startups nun in deine eigene Firma holst?

Aktuell ist es wohl Microsoft-CEO Satya Nadella, der in dieser Situation ist. Heute hat er bekannt gegeben, dass er zwei der Mitgründer von OpenAI, Sam Altman und Greg Brockman, künftig bei Microsoft das Advanced AI Research Team leiten lassen wird; und es ist auch mittlerweile klar, dass auch Jakub Pachocki, der die GPT-4-Entwicklung bei OpenAI über hatte, Szymon Sidor (Forscher bei OpenAI) und Aleksander Madry (Head of Preparedness at OpenAI) für Microsofts neues Advanced AI Research Team bald arbeiten werden.

Parallel dazu wird ein bedeutender Satz von (Noch)-OpenAI-Mitarbeiter:innen verbreitet. „OpenAI is nothing without its people“ twitterten/x-ten mittlerweile Mira Murati (CTO von OpenAI), Joshua Achiam (Research Scientist, OpenAI), Maddie Simens (Product Design bei OpenAI), Chelsea Sierra Voss (Tech bei OpenAI), Brad LightCap (COO bei OpenAI) oder Jason Kwon (Chief Strategy Officer bei OpenAI). Und wurden von Sam Altman, der am Freitag überraschend vom Vorstand rausgeworfen wurde, mit Herzchen bedacht.

Ex-OpenAI-CEO Sam Altman geht jetzt zu Microsoft (Update)

Solidarisierungswelle mit Sam Altman

Es ist noch nichts bestätigt, aber es sieht ganz danach aus, als würden nun hochrangige Team-Mitglieder kurz davor stehen, zu Microsoft überzulaufen. Ein solcher Exodus von Kernfachkräften wäre für das mittlerweile im Ansehen hart angeschlagene Silicon Valley-Startup natürlich nur schwer zu verkraften. Altman musste gerade mit Emmett Shear, der als ehemaliger Twitch-CEO aus der Video-Streaming-Ecke kommt, ersetzt werden. Muss OpenAI bald auch CTO, COO und CSO ersetzen?

Mittlerweile gibt es auch einen offenen Brief, der von mehr als 490 OpenAI-Mitarbeiter:innen unterzeichnet wurde, die Sam Altman als CEO zurück wollen – ansonsten würden sie vielleicht kündigen und zu Altmans neuem Team bei Microsoft wechseln.

Für Microsoft-CEO Nadella wäre es ein gelungener Coup. „Selbst wenn Satya Nadella die Investition von 10 Mrd. USD in OpenAI abschreiben müsste, hat sie sich bereits 10-fach bezahlt gemacht, indem sie Google herausgefordert hat, die Marktkapitalisierung von MSFT um Hunderte von Milliarden erhöht hat, usw.“, meint etwa Investor und Podcaster Philipp Klöckner. Entscheidend für die Entwicklung und den Erfolg von LLMs wären Daten, Distribution und Hardware. „Microsoft besitzt genug Bare Metal, um ein #SamGPT innerhalb weniger Monate umzutrainieren, und es verfügt über alle Daten und die Distribution, um einen Vorsprung zu haben“, meint Klöckner.

Währenddessen wird der treibenden Kraft hinter dem Altman-Abschuss, OpenAI-Chefwissenschaftler Ilya Sutskever, bewusst, was er angerichtet hat – immerhin hängt auch das Fundraising, das OpenAI in Richtung 80/90 Milliarden Dollar treiben sollte, nun am seidenen Faden. „Ich bedauere zutiefst, dass ich mich an den Aktionen des Vorstands beteiligt habe. Ich hatte nie die Absicht, OpenAI zu schaden. Ich liebe alles, was wir gemeinsam aufgebaut haben, und ich werde alles tun, was ich kann, um das Unternehmen wieder zu vereinen“, schreibt er auf Twitter/X.

Microsoft hängt stark von OpenAI ab

Klar ist, dass Microsoft in der aktuellen Situation schwer abhängig von OpenAI und dessen nachhaltigen Erfolg ist. Windows, Office 365, Github, Linkedin, die Azure Cloud – überall steckt mittlerweile GPT-Technologie von OpenAI drinnen. Microsoft florierte seit dem OpenAI-Deal (es wurden mehr als 10 Mrd. Dollar investiert). Ein Versagen von OpenAI kann man sich in Redmond nicht leisten. Besser ist da, wenn die klügsten Köpfe von OpenAI künftig mit den massiven Ressourcen von Microsoft für Redmond arbeiten.

Dass Microsoft selbst milliardenschwere Startups verdrängen kann, wurde schon einmal gezeigt. Microsoft Teams hat in kürzester Zeit Slack, das mittlerweile nur mehr ein Anhängsel von Salesforce ist, zurechtgestutzt. Mit allen Mitteln: Die Bündelung von Teams mit Office365 hat die Wettbewerbshüter der EU auf den Plan gerufen, sie wurde mittlerweile rückgängig gemacht.

Microsoft könnte es sich auch nicht erlauben, dass Altman und Brockman mit den fähigsten OpenAI-Köpfen loszieht und ein neues Startup baut. Ehemalige OpenAI-Mitarbeiter:innen haben mit Anthropic genau das gemacht. Anthropic ist mit Milliardeninvestitionen seitens Google und Amazon heute der größte OpenAI-Rivale. Ein neues Altman-Startup wäre Anthropic 2, während Microsoft an das geschwächte OpenAI gefesselt wäre.

Insofern sind die Gerüchte über ein neues (Hardware?)-Startup, das Altman plante, neu zu bewerten. Vielleicht hat er gar nicht im Nahen Osten nach Funding gesucht, sondern eher an der Westküste der USA – und es somit bekommen?

OpenAI braucht ein Altman-Comeback, um zweites Anthropic zu verhindern

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