Laichen und Sterben

Rekord bei Staudamm-Rückbauten bedeutet gute Nachrichten für Fische

Noch nie wurden so viele Staudämme und Wehren abgebaut wie im letzten Jahr. © Agencia Catalana del agua ACA
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Den wenigsten wird der 50 Kilometer lange Hiitolanjoki-Fluss im tiefsten Südosten Finnlands ein Begriff sein. Rund 50 Kilometer fließt er von der finnischen Region Südkarelien bis in den russischen Ladogasee. Für Lachse stellt er aber einen wichtigen Lebensraum dar, denn zum Laichen und Sterben ziehen sie den Hiitolanjoki hinauf. Der Fluss ist der einzige in Finnland, in dem noch Binnenlachse – also Lachse ohne Zugang zum Meer – natürlich vorkommen. Doch drei Staudämme von Wasserkraftwerken behindern die Lachse in ihrer Wanderung. 2019 verirrten sich nur ein paar Dutzend Lachse auf die finnische Seite, wie der Regionalrat von Südkarelien bekannt gab.

Geboren war die Idee, die Staudämme wieder abzubauen – der Fische wegen. Der Kangaskosi-Damm wurde als erster von drei Dämmen im Herbst 2021 zerstört. Damit zeigte die finnische Bevölkerung außerdem, dass ihnen Tierschutz und ein intaktes Ökosystem wichtiger ist als Strom aus Wasserkraft. Zwar muss man sagen, dass die Region nicht auf die drei Wasserkraftanlagen angewiesen ist, die Entscheidung für die Tiere wäre vor Jahren wohl noch nicht so leicht gefallen.

Rekordjahr beim Dammrückbau

Zudem sind sie mit dem Rückbau von Dämmen nicht allein. 2021 war ein Rekordjahr, wenn es darum ging, alte Staudämme zu zerstören und den natürlichen Verlauf von Flüssen wiederherzustellen. Laut des Jahresberichts von „Dam Removal Europe“ wurden im letzten Jahr mindestens 239 Barrieren in 17 Staaten abgeschafft. Fast die Hälfte davon, nämlich 108, trug dabei allein Spanien bei. Gut drei Viertel der abgebauten Staudämme waren dabei Dämme mit niedriger Fallhöhe und Wehre, immerhin ein knappes Viertel aber über 2 Meter hoch.

Für Herman Wanningen, Direktor der World Fish Migration Foundation, sind das gute Nachrichten. „Das Entfernen von Dämmen ist das effizienteste Mittel, um frei fließende Flüsse voller Fische wiederherzustellen“, sagt er in einer Aussendung. „Solche Rückbauten sollten überall in Europa durchgeführt werden, beginnend mit den veralteten Barrieren, die keine wirtschaftliche Funktion mehr haben.“ Und diese gibt es in Europa haufenweise: 150.000 Dämme, so schätzt Dam Removal Europe, haben überhaupt keine Funktion mehr. Insgesamt über eine Million künstliche Barrieren, so wird geschätzt, gibt es in Europa.

Über 90 Prozent weniger wandernde Süßwasserfische in Europa

Jede von ihnen stellt dabei eine Hürde für Fische und andere Wasserlebewesen dar und stört das natürliche Ökosystem. Laut der „World Fish Migration Foundation“ sind weltweit nur 33 Prozent der Flüsse frei von solchen Hindernissen. Global gesehen gehen die Anzahl der wandernden Süßwasserfische dabei rapide zurück. Zwischen 1970 und 2016 gingen die Populationen von rund 250 untersuchten Spezies im Schnitt um 76 Prozent zurück. In Europa betrug der Rückgang dabei über 90 Prozent.

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„Die Dämme zu entfernen, ist unser erstes Bedürfnis“, sagt Studienkoordinatorin Pao Fernández Garrido im Gespräch mit dem britischen Guardian. „Dämme beeinflussen Wasserqualität und Grundwasserstände und führen zu Küstenerosionen und dem Verschwinden von Stränden. Außerdem führen sie zur Abnahme und sogar zum Aussterben von wandernden Fischpopulationen.“

Weniger Staudämme als Ziel

Und für 2022 erwartet sie noch mehr Dämme, die zurückgebaut werden. „Dabei gibt es auch finanzielle Unterstützungen wie das Open Rivers Programme, das in den nächsten sechs Jahren Dammrückbauten mit 42,5 Millionen Euro fördert“, so Fernández Garrido. Das Ziel der World Fish Migration Foundation ist dabei ein einfaches. „Wir willen, dass die Regierungen aller Staaten Aktionen unternehmen, die ihre Flüsse von solchen Hindernissen befreien“, sagt Fernández Garrido. Bereits ein barrierefreier, gesunder Fluss pro Land würde bereits eine große Veränderung ausmachen.

Dass Stauseen jedoch auch fischfreundlich gehen, zeigt etwa das Linzer Startup Fishcon. Sie bauen Wasserschleusen, die Fischen dabei helfen, trotz der Wasserkraftwerke ihre gewohnten Routen zu schwimmen. Dabei ist die Lösung von Fishcon besonders preiswert. „Herkömmliche Wanderhilfen kosten im Schnitt 185.000 Euro“, erklärt Gründer Bernhard Mayrhofer. Bei Fishcon liegen die Preise deutlich darunter: Die Schleuse am Aschacharm wurde etwa um 12.000 Euro in sieben Arbeitstagen fertiggestellt.

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