Gastbeitrag

Semi-Fungible Tokens (SFTs): Die besseren NFTs oder Nischen-Player?

© Milad Fakurian on Unsplash
NFT. © Milad Fakurian on Unsplash

Roman Mühlberger ist Mitbegründer der österreichischen All-In-One NFT-Plattform loob.io, bei der die Gestaltung, Tokenisierung, Darstellung und der Vertrieb von NFTs über ein dezentrales Auktionshaus oder per Direktverkauf einfach möglich gemacht wird. Er ist außerdem Mitbegründer des gemeinnützigen Vereins DLT Austria, der Blockchain-Akteure stärkt und vernetzt, um auf möglichst breiter Basis einen internationalen “DLT Cluster” aus Österreich heraus zu etablieren. 

Wenn Anleger in Kryptowährungen investieren, dann kaufen sie sogenannte Fungible Tokens, die teilbar und nicht einzigartig sind. Wenn man also beispielsweise einen Bitcoin gegen einen anderen tauscht, verzeichnet niemand unter den Tauschpartnern einen Nachteil.

Non-fungible Tokens (NFTs) hingegen sind nicht teilbar und haben Identifier, die sie einzigartig machen. Das sind kryptografische Token, die einen einzigartigen digitalen oder realen Vermögenswert darstellen. Sie dienen als überprüfbare Echtheits- und Eigentumsnachweise in einem Blockchain-Netzwerk. NFTs bringen Knappheit in die digitale Welt. Sie sollten als eine Art Urkunde oder Eigentumstitel für einen einzigartigen, nicht reproduzierbaren Gegenstand betrachtet werden. Dabei kann es sich beispielsweise um Kunstwerke, Lizenzen, Musikstücke, Sammlerstücke oder Immobilien (im Metaverse) handeln.

ERC-1155-Standard von Ethereum

Aber was wäre, wenn man beide Token so kombinieren könnte, dass man zwischen ihnen wechseln könnte? So eine Kombination kann derzeit mit dem ERC-1155-Standard von Ethereum gemintet werden und wird als Semi-Fungible Token (SFT) bezeichnet. SFTs können ihren Status auf der Grundlage von ihrem Smart Contract ändern, die vom Entwickler des SFTs vorprogrammiert wurden.

Semi-Fungible Token verhalten sich zunächst wie Fungible Token und können daher in dem Stadium gegen andere identische SFTs getauscht werden. Man kann sie sich wie Tickets für ein (besonderes) Ereignis vorstellen. Hätte man zum Beispiel früher ein Flugticket für die Concorde gekauft, dann wären sie wie ein Fungible Token gegen gleichwertige Flugtickets für denselben Flug eintauschbar. Wenn das Ereignis jedoch bereits stattgefunden hat, wird das Ticket zu einem Sammlerstück und erhält damit einen ganz anderen Wert. SFTs sind derzeit vor allem im (Metaverse) Gaming-Bereich gefragt, um technisch beispielsweise den Tausch von Spielgeld gegen Collectibles, wie zum Beispiel von zusätzlicher Ausrüstung, zu erleichtern. So kann beispielsweise ein Token zu Beginn ein NFT sein und der Generierung von Spielgeld dienen, wodurch er dann zu einem Fungible Token wird. Dieser kann dann gegen eine Ausrüstung oder eine Waffe eingetauscht werden und der Token konvertiert wieder zu einem NFT. Diese Änderungen sind in einem Smart Contract verankert.

Erste Einsatzgebiete

Die Verwendung eines SFTs hätte unter anderem den Vorteil von einer schnelleren Transaktionszeit als durch die Verwendung eines EIP-721 – Standards, der sehr häufig zu der Generierung von NFTs verwendet wird. Außerdem wird die History aus den Stadien vor der Transformation gespeichert. Diese Information könnte wertsteigernd sein oder vorher bestimmte Logiken beibehalten. So steht beispielsweise fest, welche (bekannten) Spieler ein Item davor besessen haben und welche verfügbaren Features dieses Item vor der Transformation zu einem Fungible Token besessen hat und welche erst gekauft werden müssen. SFTs sind bereits von einigen Spielanbietern im Einsatz, wie beispielsweise von Enjin, Horizon Games oder The Sandbox. 

Bei SFTs steht jede Token-ID für einen neuen Token-Typ, der mit ganz unterschiedlichen Attributen konfiguriert werden kann. Man könnte somit z. B. eine Reihe von Token für eine Zielgruppe und einen anderen für eine andere erstellen und somit können für mehrere unterschiedliche Teilnehmer wie Künstler oder Spieler mehrere Token-Verträge über SFTs in einem Smart Contract zusammenfasst werden. Dies würde dazu dienen, die Kosten zu senken und gleichzeitig die Verwaltung zu vereinfachen, da man nur eine Quelle im Auge behalten muss anstatt zahlreicher unabhängiger Quellen, die jeweils ihre eigenen Digital Assets bzw. Token verwalten. Außerdem ist es mit SFTs auch wieder möglich, Token in Bruchteilen zu kaufen oder zu verkaufen. Dieses Konzept wurde bei Spielen wie Clash Royale verwendet, bei denen die Spieler verschiedene Teile für ihre Decks sammeln, anstatt nur einer Karte mit einem vollen Wert.

Verwendungspotenzial im Web3

Derzeit werden SFTs noch sehr selten oder nur vereinzelt von Marktplätzen, dezentralen Applikationen und von Metaverse-Umgebungen verwendet. Aus technischer Sicht spricht definitiv vieles für die Technologie, da sich fungible und non-fungible Tokens für komplizierte Geschäftslogiken kombinieren lassen, womit auch gleichzeitig Kosten gesenkt und die Transaktionszeit erhöht werden kann. Obwohl also SFTs zurzeit ein Nischenplayer insbesondere im Bereich des Gamings ist, können in Zukunft noch viel kompliziertere Geschäftsbereiche aus dieser Technologie kommen.

Beispielsweise könnten auch Lotterien durchgeführt werden, die mit einem Fungible Token als Lotterielos beginnen und man dann bestimmte NFTs (bei Gewinn) erhält. Im Prinzip umfasst die Anwendung davon jedoch alle möglichen Geschäftsfälle, die nach Ablauf der Gültigkeit oder Gleichwertigkeit eines Tokens automatisch zu einem Sammlerstück werden können, welches wertsteigernd sein kann. Obwohl es derzeit noch keinen großen Hype um die Technologie gibt, kann man ihr jedoch ein großes Verwendungspotenzial in der neuen dezentralen Welt des Web 3.0 zuordnen. 

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