Treibstoffpreise

Sprit sparen: Tempo 100 wird überschätzt

Tempolimit gegen den Ukrainekrieg? Da gibt es bessere Ansätze.
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Gerhard Plattner ist der König, wenn es ums Spritsparen geht. Der Tiroler Extremtourenfahrer fuhr 2009 in seinem Seat Ibiza mit einer Tankfüllung (45 Liter Diesel) exakt 1.562 Kilometer weit von Barcelona nach Frankfurt. Der Rekord führte damals zu regem medialem Interesse, denn durch die weltweite Finanzkrise lag der durchschnittliche Benzinpreis in Deutschland bei 1,28 Euro. Ein Jahr zuvor, 2008, wurde ein Rekorddurchschnitt von 1,40 Euro verzeichnet.

Kollege Jakob Steinschaden ist anderer Meinung. Seinen Artikel lest ihr hier.

Bei diesen Preisen würden sich Autofahrer heutzutage dreimal bekreuzigen und sich sofort an der Zapfsäule anstellen. Mit Kraftstoffpreisen von über 2 Euro wird besonders in Deutschland der Ruf nach einem Tempolimit auf Autobahnen laut. Das würde den Kraftstoffverbrauch reduzieren und den Geldhahn für Putins Krieg in der Ukraine abdrehen.

Wie sehr senkt ein Tempolimit den Verbrauch?

Die Deutschen haben ein Händchen dafür, jedes politische Thema für ein Argument für ein Tempolimit zu verwandeln. Österreich hat diese Debatte schon hinter sich: Nach der Ölkrise Anfang der 70er-Jahre wurde in der Alpenrepublik die ersten Geschwindigkeitsbegrenzungen eingeführt, ebenfalls um Sprit zu sparen. Fast 50 Jahre später schwappt die Forderung wieder über die Grenze. Während in Deutschland über ein Limit von 130 oder 100 km/h auf Autobahnen diskutiert wird, muss Österreich tiefer ansetzen: 100 km/h auf der Autobahn, 80 auf Landstraßen.

Die Idee dahinter ist simpel, denn der Luftwiderstand eines Fahrzeugs steigt mit der Geschwindigkeit zum Quadrat. Einfach ausgedrückt: Wer doppelt so schnell fährt, muss gegen den vierfachen Luftwiderstand ankämpfen. Laut Verkehrsclub Österreich ist der Spritverbrauch bei 130 km/h um ein Viertel höher als bei Tempo 100. Dem widerspricht ÖAMTC-Sprecher Bernhard Wiesinger: „Wir schätzen das Einsparungspotential auf Autobahnen unter Zugrundelegung der Daten von Professor Pucher von der TU Wien aus dem Jahr 2020 sowie aktuellen Hochrechnungen aus Deutschland auf maximal 1 bis 3 Prozent des heimischen Spritverbrauches bei einem Tempo zwischen 130 und 100.“

Stop&Go setzt Verbrauch zu

Den höchsten Verbrauch hat ein Auto nämlich in den Beschleunigungsphasen. Im Stadtverkehr, bei ständigem Stop&Go schießt der Verbrauch pro Kilometer regelrecht in die Höhe. Autofahrer:innen mit einem digitalen Verbrauchsmonitor am Display können ein Lied davon singen. Am niedrigsten ist der Verbrauch eines Autos hingegen bei konstanter Geschwindigkeit in einem möglichst hohen Gang und bei niedriger Drehzahl. Auf der Autobahn ist das zwischen 100 und 130 km/h der Fall. Die Fahrt zum Bäcker, zum Kindergarten, in die Arbeit – sie alle haben eine schlechtere Verbrauchsbilanz, wenn man den Verbrauch pro Kilometer betrachtet. Bei diesen kurzen Wegen muss angesetzt werden, hier ist ein Umdenken in Sachen Mobilität nötig. Ein ausgebauter Fahrradweg oder gut getaktete Öffis helfen hier mehr, als es eine Geschwindigkeitsbegrenzung tun würde.

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Und dann ist da noch die Sache mit Putin und seinem Geldhahn. Weniger als 10 Prozent des nach Österreich importieren Rohöls stammt aus Russland (wir berichteten). Einsparungen durch ein Tempolimit wären dabei sprichwörtlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Wenn man irgendwo ansetzen will, dann beim Erdgas. Da stammen nämlich rund 80 Prozent der Importe aus Russland.

Ukraine-Krieg nicht als politisches Vehikel missbrauchen

Kürzere Bremswege, sicherere Straßen und weniger Feinstaub: Das alles sind Argumente, die für schärfere Tempolimits sprechen. Doch der Krieg in der Ukraine darf nicht als Vehikel missbraucht werden, um Geschwindigkeitsbegrenzungen zu verhängen. Das wäre das falsche Argument, Autofahrer:innen ihren Bleifuß abzutrainieren.

Apropos Bleifuß, kommen wir zum Spritsparkönig Gerhard Platter zurück. Nach seiner Rekordfahrt gab der Autofahrer Tipps, um möglichst verbrauch-schonend zu fahren: Motor aus an der Ampel, immer den Reifendruck prüfen oder möglichst schnell aus dem ersten Gang schalten. Seine Fahrweise soll man an das Gelände anpassen und bei der Bergauffahrt möglichst viel Schwung mitnehmen. Und auch geblitzt wurde Platter auf seiner Rekordfahrt: Bergab wollte er vor einer Baustelle nicht zu stark abbremsen und ließ den Wagen einfach rollen. Zugegeben, Fahreffizienz muss auch irgendwo seine Grenzen haben.

 

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