Umstrittenes Projekt in Wien

Stopp des Lobautunnels laut Medienberichten wahrscheinlich

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Der umstrittene Bau des Lobautunnels, der als Teil der Außenring-Schnellstraße (S1) vorgesehen war, steht laut aktuellen Berichten der APA vor dem Stopp. Der Nachrichtenagentur zufolge habe sich die von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) eingeleitete Projektevaluierung gegen einen Bau in dem Naturschutzgebiet ausgesprochen. Den unbestätigten Medienberichten zufolge soll das Aus des Tunnelprojekts am morgigen Mittwoch in einer Pressekonferenz bekanntgegeben werden. Das Ministeriums wollte die Berichte am Dienstag der APA zufolge jedoch „weder dementieren noch bestätigen“.

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Bauprojekt umstritten

Der Lobautunnel ist ein zentrales Element der geplanten Wiener Außenring-Schnellstraße. Dabei wäre die Lobau teilweise unterirdisch gequert worden. Das Bauprojekt ist dabei eines der umstrittensten der aktuellen Zeit, welches bereits 2005 von der Wiener SPÖ und dem damaligen Bundes-Infrastrukturminister Hubert Gorbach (FPÖ)beschlossen wurde. Neben der Frage, ob ein Ausbau von Verkehrsstraßen für Pkw und Lkw mit den Klimazielen Österreichs weiterhin vereinbar ist, verursacht das Projekt auch enorme Kosten. Die Asfinag selber spricht von 1,9 Milliarden Euro. Andere Schätzungen gehen von einer deutlich höheren Summe aus.

Eine Studie der TU Wien kam zu dem Ergebnis, dass der Bau des Lobautunnels aus „verkehrlicher Sicht der Stadt Wien“ nicht erforderlich sei. Durch die Lobau-Autobahn würden sich die CO2‐Emissionen in Wien außerdem um mehr als 100.000 Tonnen jährlich erhöhen, so die Ergebnisse der Studie. Weiterhin wird immer wieder von Gegner:innen des Projektes kritisiert, dass der Lobau-Tunnel unter dem Nationalpark Donau-Auen führen soll. Das würde Grundwasserspeicher in dem Bereich tangieren, so die Sorge.

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Greenpeace: 178 Hektar Ackerland versiegelt

Auch der voraussichtliche Bodenverbrauch des Projektes rückte durch eine aktuelle Studie der Umweltorganisation Greenpeace verstärkt in den Vordergrund. 178 Hektar hochwertige landwirtschaftliche Flächen würden demnach langfristig versiegelt werden. Die NGO sieht zudem Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung der Stadt Wien. Bei den Flächen handle es sich größtenteils hochwertiges Ackerland, wie es vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) bezeichnet wird, so Greenpeace in einer Aussendung. Der fruchtbare, kalkhaltige Lössboden mache diese Gegend zu den „potenziell besten Acker- sowie Gartenbauböden Österreichs“. Diese seien „für die regionale Eigenversorgung mit Lebensmitteln essenziell“.

Die NGO führt auch Beispiele in Bezug auf die Lebensmittelversorgung an: Auf 178 Hektar könnte etwa der Jahresbedarf an Erdäpfeln für 122.000 Menschen angebaut werden oder der Jahresbedarf an Salatgurken für 1,3 Millionen Bewohnerinnen und Bewohner. Insgesamt würden durch den Bau Landwirtschaftsflächen in der Größe vom vierten Bezirk langfristig zerstör. Während der Bauarbeiten schätzt die NGO jedoch damit, dass weitere rund 96 Hektar betroffen sind. Diese Flächen würden umgegraben und Teil der Baustelle, anschließend müsste man sie aufwendig wiederherstellen.

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Stopp wäre Erfolg für Umweltschützer:innen

Aufgrund der befürchteten Auswirkungen auf Umwelt und Klima besetzen Aktivist:innen von Fridays for Future, Extinction Rebellion, Jugendrat und System Change not Climate Change seit Wochen Baustellen und Zufahrtstraßen rund um den geplanten Bau Lobau-Autobahn und des Lobau-Tunnels. Gegessen, geschlafen und gelebt wird im Protestcamp, wir berichteten. Ziel der Besetzungen: Den Bau der Wiener Lobau-Autobahn und des 8,2 Kilometer langen Lobau-Tunnels zu verhindern. Mit ihren Protesten wollen sie gezielt die für das Straßenbauprojekt Verantwortlichen in der Politik erreichen. Tangiert hat diese der Protest bisher eher wenig. Das könnte auch an den Ankündigungen der Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Die Grünen) liegen. Im Juli 2021 kündigte diese einen Klimacheck des Projektes an. Nun war die Entwicklung des Straßenbauprojektes offen, die aktuellen Berichte legen nahe, dass der Klimacheck nun zu einer Entscheidung geführt hat – nämlich gegen das Projekt.

Sollte Klimaministerin Gewessler dem Projekt eine Absage erteilen, betonte Bürgermeister Michael Ludwig vergangene Woche laut Medienberichten erneut, dass Wien entsprechend rechtliche Schritt einleiten würde, um die Bauvorhaben fortsetzen zu können. Ein Sprecher von Bürgermeister Ludwig sagte am Dienstag der APA zufolge gegenüber Radio Wien, dass die Stadt die endgültige Entscheidung abwarten und dann klären werde, welche rechtlichen Schritte eingeleitet werden können.

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