Digital Service Act

TikTok Lite: Belohnungsprogramm wird von europäischen Behörden abgelehnt

Die EU meint es ernst und sieht weder das Spin-off TikTok Lite noch die Original-App als ausreichend reguliert an. © Canva
Die EU meint es ernst und sieht weder das Spin-off TikTok Lite noch die Original-App als ausreichend reguliert an. © Canva
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Eine neue Version von TikTok ist seit März in Spanien und Frankreich verfügbar. TikTok Lite belohnt User:innen ab 18 für das Einloggen und Ansehen von Videos mit Amazon-Gutscheinen und Geschenkkarten. Die EU sieht dabei die psychische Gesundheit von Minderjährigen gefährdet und hat nun ein Verfahren gegen die chinesische Mega-App eingeleitet.

Suchtpotenzial bei Kindern gegeben

Dass TikTok seine volljährigen User:innen mit Geschenken „belohnen” möchte, ist legitim. Anders sieht das hingegen beim minderjährigen Publikum aus. Laut der Europäischen Kommission ist der Zugang zum Belohnungsprogramm auf TikTok Lite nicht ausreichend abgesichert. Auch Kinder, also User:innen unter 18 Jahren, können sich leicht Zugang verschaffen und seien durch die spielerische Animation überdurchschnittlich suchtgefährdet. Die europäische Digitalaufsichtsbehörde hat deshalb ein förmliches Verfahren gegen TikTok Lite eingeleitet.

Aufgaben- und Belohnungsprogramm bei TikTok Lite

Die neue Spin-off-App von TikTok verbraucht weniger Daten und lockt User:innen vorrangig mit seinem „Aufgaben- und Belohnungsprogramm“ an. Laut offiziellen Regeln soll es Nutzer:innen ab 18 Jahren möglich sein, Punkte zu sammeln, indem sie sich täglich einloggen, Videos ansehen, Beiträge liken und Freunde zu TikTok einladen. Punkte gibt es für jene, die täglich bis zu 85 Minuten lang Videos ansehen. Wer genügend Punkte gesammelt hat, kann diese gegen Amazon-Gutscheine, Geschenkkarten oder TikTok-Münzen eintauschen. Möglich sei es auch, Geschenke an andere Streamer oder Content-Creators zu schicken.

App in EU-Kritik: Die Uhr tickt

TikTok hat nun bis Mittwoch Zeit, um der Europäischen Kommission weiszumachen, dass der Zugang zum Belohnungsprogramm tatsächlich nur Volljährigen vorbehalten ist und die Plattform genügend Sicherheitsmaßnahmen eingeführt hat. Dies sei der einzige Weg, um die Kommission davon abzuhalten, TikTok Lite in der EU auszuschalten. EU-Kommissar für den Binnenmarkt Thierry Breton sagte zum Thema: „Wir vermuten, dass TikTok ‚Lite‘ genauso giftig und süchtig machen könnte wie Zigaretten ‚light’”. Eigentlich hätte TikTok eine Risikobewertung zu ihrer Ableger-App vorlegen müssen, bevor diese offiziell in Betrieb genommen wurde. Das ist nicht passiert. Die Europäische Kommission forderte den chinesischen Konzern auf, die Risikobewertung unverzüglich nachzureichen. Das heißt, innerhalb von 24 Stunden bis heute Dienstagnachmittag. In einem Posting auf X postete Breton mit alarmierendem Emoji: „Solange TikTok keine zwingenden Sicherheitsnachweise vorlegt – was bisher nicht der Fall war – sind wir bereit, vorläufige #DSA-Maßnahmen einzuleiten, einschließlich der #Aussetzung des TikTok Lite-Belohnungsprogramms“.

EU: psychische Gesundheit von Jugendlichen gefährdet

Ein Sprecher von TikTok teilte mit, die Plattform sei „enttäuscht über diese Entscheidung“, wie der Business Insider berichtete. Der Europäischen Kommission ginge es vor allem um die psychische Gesundheit junger TikTok-Nutzer:innen. Laut EU-Kommissar Breton können die „endlosen Ströme kurzer und schneller Videos“ das Risiko von Angstzuständen, Depressionen und Sucht bei Kindern erhöhen. Das ist aber noch nicht alles, denn gegen die Original-App TikTok läuft ein separates Verfahren der EU. Es wurde mit dem Inkrafttreten des Digital Service Acts eröffnet. Auch dabei geht es darum, dass der Algorithmus und die dadurch generierten Video-Feeds negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben könnten. Der DSA verpflichtet „sehr große Online-Plattformen” dazu, ihre Online-Inhalte zu regulieren. Weltweit verzeichnet TikTok aktuell mehr als 45 Millionen Nutzer:innen.

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