US-Regierung klagt gegen Google – und will Anzeigenabteilung zerschlagen
Schon wieder ist Google in den USA von einer schweren Klage betroffen. Erst im vergangenen November musste der Suchmaschinen-Gigant wegen einer Klage 392 Millionen Dollar an insgesamt 40 Bundesstaaten zahlen. Nun hat das US-Justizministerium den Konzern laut Golem schon zum zweiten Mal seit 2020 ins Visier genommen. Konkret geht es dabei um die Google-Werbepraktiken. Das Unternehmen habe demnach seine Vormachtstellung im digitalen Werbegeschäft missbraucht. Neben Schadensersatzzahlungen fordert das Justizministerium auch die Zerschlagung von Googles Geschäftsbereich, in dem die Onlineanzeigenabteilung gebündelt ist.
Google zahlt 392 Millionen Dollar in US-Streit um Standortbestimmung
Google soll Dominanz auf Werbemarkt illegal untermauern
Google habe zu illegalen Methoden gegriffen, um jede Bedrohung für die eigene Dominanz des Online-Werbemarktes aus dem Weg zu räumen, heißt es in der Klage. Unter anderem habe das Unternehmen potenzielle Rivalen frühzeitig aufgekauft. Durch das Vorgehen Googles verdienten Websitebetreiber weniger und Werbekunden müssten mehr zahlen. Damit schade der Konzern am Ende allen.
Der Konzern konterte, die Regierung versuche, „Gewinner und Verlierer im hart umkämpften Sektor der Werbetechnologie zu bestimmen“. Sie stütze sich dabei auf eine fehlerhafte Argumentation, die Innovationen verlangsamen, Werbekosten erhöhen und tausenden kleinen Unternehmen das Wachstum erschweren würde. Justizminister Merrick Garland wies die Kritik zurück: „Wir bestimmen nicht Gewinner oder Verlierer, wir nehmen uns diejenigen vor, die gegen Wettbewerbsregeln verstoßen.“
Frühere Zugeständnisse an Justizministerium nicht genug
Das Justizministerium wirft Google vor, unter anderem durch den Kauf der Firma Doubleclick im Jahr 2008 ein System geschaffen zu haben, in dem der Konzern alle Elemente wie die Verwaltung der freien Werbeplätze auf Websites, die Platzierung der Anzeigen von Werbekunden sowie die Versteigerungen von Werbeplätzen kontrolliere. In einem Blogeintrag argumentierte der Konzern darauf, dass die Konkurrenz durch Microsoft, Amazon, Apple und Tiktok zunehme. Auch gebe es viele spezialisierte Ad-Tech-Unternehmen.
Ein Einschreiten der US-Regierung hatte sich bereits seit einiger Zeit abgezeichnet. Laut Berichten soll Google 2022 dem Justizministerium als Zugeständnis angeboten haben, die Ad-Tech-Sparte in ein separates Unternehmen auszulagern. Es sollte demnach allerdings unter dem Dach der Konzern-Holding Alphabet eine Google-Schwesterfirma bleiben. Das Entgegenkommen ging der Regierung nicht weit genug.
Prozess für Klage von 2020 beginnt in diesem Jahr
In der ersten Klage vom Herbst 2020 hatte die US-Regierung noch zu Zeiten des Ex-Präsidenten Donald Trump Google Wettbewerbsverstöße im Geschäft mit der Onlinesuche vorgeworfen. So hieß es, das Unternehmen verhandle spezielle Verträge mit Smartphoneanbietern und Netzbetreibern, um seiner Suchmaschine eine Sonderstellung zu verschaffen. Google weist die Vorwürfe zurück. Der Prozess dazu soll dieses Jahr beginnen.
Der neuen Klage schlossen sich mehrere US-Bundesstaaten an. Darunter befindet sich neben New York auch Kalifornien, wo Google sein Hauptquartier hat. Einige Bundesstaaten strengten in den vergangenen Jahren bereits eigene Klagen gegen den Konzern an.