Lachszucht

VGT fordert Umweltverträglichkeitsprüfung für Fischfabrik in Gmünd

Lachs (c) Pixabay
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In Gmünd im Waldviertel soll bis 2026 eine riesige Lachszuchtfarm entstehen, wie im Frühling angekündigt wurde. Ende März wurden mit einem Grundsatzbeschluss im Gmünder Gemeinderat die Weichen für das Projekt gestellt. Die Waldlachs GmbH soll in Zukunft ein Drittel des bundesweiten Lachsverbrauches decken. Das Projekt hat ein Investitionsvolumen von 70 Mio. Euro erhalten und soll bis zu 100 neue Jobs schaffen.

Allerdings stieß dieses Vorhaben bereits im April auf heftige Kritik seitens des Vereins Gegen Tierfabriken (VGT). In Zusammenarbeit mit Tierschutz Austria äußert die Organisation nun erneut Bedenken hinsichtlich Tier- und Umweltschutzfragen und fordert öffentlich die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung.

„Ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse von Fischen“

Lachs im Waldviertel, in einer Gegend, in der seit Jahrhunderten Karpfen gezüchtet werden? Was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, soll tatsächlich Realität werden. Die Produktion soll im Jahr 2025 beginnen und schon 2026 soll der erste Lachs aus Gmünd auf den Esstischen landen. Die jährliche Produktion soll dann bei über 3.000 Tonnen hochwertigen Lachses liegen, was immerhin einem Drittel des jährlichen Lachsimports nach Österreich entsprechen würde.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner selbst bezeichnete das Vorhaben in den Medien als ein “Leuchtturmprojekt, das aus der Region heraus weit über die Landesgrenzen hinwegstrahlen wird”. Die Gmünder Bürgermeisterin Helga Rosenmayr bezeichnete Gmünd als “zukünftige Fischhauptstadt Österreichs”.

Bedenken über Tier- und Umweltschutz klingen anders. Ebenso scheint die Fabrik sich ihrer Sache sicher zu sein und gibt bekannt: “Unsere RAS-Technologie wurde von Expert:innen entwickelt, die jahrzehntelange Erfahrung mit Fischen haben. Diese Fachleute besitzen ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse von Fischen in verschiedenen Lebenszyklen und legen höchsten Wert auf das gesunde und stressfreie Aufwachsen der Tiere. Daher überrascht es nicht, dass diese Technologie einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leistet. Dies schützt zugleich die Weltmeere und die Artenvielfalt“, so Waldlachs zum Kritikpunkt Nachhaltigkeit.

Keine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig?

Die Betreiber:innen des Projekts heben konkret hervor, dass die Waldviertel-Region um Gmünd aufgrund ihrer umfangreichen Erfahrung in der Karpfenzucht einen hervorragenden Ruf genießt. Allerdings haben Lachse und Karpfen sehr unterschiedliche Anforderungen und Lebensweisen. Die Aufzucht und Pflege von Lachsen erfordert spezifisches Fachwissen, das sich nicht automatisch aus der Karpfenzucht ableitet.

Lachse müssen gemäß dem österreichischen Bundestierschutzgesetz grundsätzlich geschützt werden. Die genauen Vorschriften und Standards für die artgerechte Haltung von Lachsen in Becken sind in der österreichischen Gesetzgebung allerdings noch nicht festgelegt. Der VGT hatte, passend dazu, bereits vor Monaten darauf hingewiesen, dass in den bislang veröffentlichten Informationen zum Projekt der Tierschutz noch nicht ausreichend berücksichtigt wurde.

Einspruch gegen Bescheid

Der entscheidende Faktor ist nun die Tatsache, dass im September, durch das Amt der NÖ Landesregierung, Gruppe Wirtschaft, Sport und Tourismus, Abteilung Anlagenrecht, mittels eines Bescheids festgestellt wurde, dass das Vorhaben nicht der Verpflichtung zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterliegt.

Gegen diesen Bescheid haben sowohl der VGT als auch Tierschutz Austria beim Bundesverwaltungsgericht Einspruch eingelegt. Sowohl Tierschutz Austria als auch der VGT betonen die Notwendigkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung für die Errichtung und den Betrieb der Fischfabrik in Gmünd.

Madeleine Petrovic, Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins sagt dazu: „Schritte gegen tierquälerische und umweltschädliche Anlagen oder auch Vorschläge für Verbesserungen in Normen-Hebung und Vollziehung kommen nahezu ausnahmslos von Tierschutzorganisationen bzw. Tierheimen. Proteste, Einsprüche, Berufungen und Beschwerden einerseits und positive Vorstöße andererseits haben zwar manchmal Erfolg, bedeuten aber einen mühsamen und rechtsstaatlich komplizierten Umweg. Die Politik ist gefordert, sich selbst aktiver im Bereich Tierschutz (auch auf EU-Ebene) einzusetzen.“

Diese Gründe sollen konkret zur Einreichung der Beschwerde geführt haben:

  1. Der Bau der Fischfabrik, wie er in den vorliegenden Plänen vorgesehen ist, würde das Europaschutzgebiet FFH-Gebiet Waldviertler Teich-, Heide- und Moorlandschaft, das als „besonderes Schutzgebiet“ ausgewiesen ist, in Mitleidenschaft ziehen.
  2. Die geplante großflächige Asphaltierung stelle einen bedenklichen Verbrauch von Bodenressourcen dar.
  3. Die prognostizierte tägliche Wassermenge von 500 m³, die für die Versorgung der Fischzuchtanlage benötigt wäre, könne die langfristige Wasserversorgung der Stadtgemeinde Gmünd gefährden. Insbesondere angesichts des Klimawandels und steigender Wasserknappheit sei es dringend erforderlich, zu prüfen, ob der Einsatz derart großer Wassermengen für Fischfabriken gerechtfertigt sei.
  4. Es sei zweifelhaft, ob eine Fischzuchtanlage in den geplanten Ausmaßen überhaupt als geschlossene Anlage betrachtet werden könne.

Ebenso eine Vielzahl von Tierschutzproblemen

Neben den umweltbezogenen Anliegen unterstreichen Tierschutz Austria und der VGT die Vielzahl von Tierschutzproblemen, die mit der geplanten Fischfabrik in Gmünd in Verbindung stehen.

„Die Lachse in der geplanten Fischfabrik sehen vom ersten Moment ihres Lebens bis zum letzten Atemzug nur künstliche, unnatürliche Umgebung. Sie müssen in unnatürlichen Wasserbecken mit viel zu vielen Fischen auf zu engem Raum leben. Wassertemperatur und Wasserqualität werden ständig unnatürlich beeinflusst, um die Fische züchterisch zu manipulieren. Die Lachse werden in künstlichem Licht gehalten. Sie werden mit industriell produziertem Futter gefüttert. All das bedeutet aus Tierschutzsicht, dass ihnen Schmerzen, Leiden, Schäden und Qualen zugefügt werden“, meint Erich Schacherl vom VGT dazu.

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