Wie die Deutsch-Bulgarische Tech-Kollaboration die Autonomie der EU-Verteidigung stärkt

Auf der GITEX EUROPE 2025 in Berlin, einem der größten europäischen Foren für neue Technologien, standen die Themen Verteidigung und Cybersicherheit inmitten wachsender geopolitischer Unsicherheit im Mittelpunkt. Auf einer hochkarätigen Podiumsdiskussion, das sich mit Echtzeit-Cyber-Bedrohungen befasste, tauschte sich Dimitar Dimitrov, General Manager des Bereichs Automotive, Aerospace & Defence bei Wiser Technology, mit Kapitän Daniel Prenzel vom deutschen Bundesministerium für Verteidigung, Kapitän Patrick Ghion von der Genfer Staatspolizei und Marco Preuss von Kaspersky strategische Perspektiven aus.
„Die Sicherheit Europas hängt von einem robusten, integrierten Ökosystem innovativer und agiler Technologieunternehmen ab, die in der Lage sind, Verteidigungslösungen der nächsten Generation in großem Maßstab zu liefern“, so Dimitrov. „Wir beobachten eine deutliche Verlagerung hin zu verteilten Innovationsnetzwerken, in denen Unternehmen aus ganz Europa zusammenarbeiten, um Software-Defined Defence-Fähigkeiten zu entwickeln und einzusetzen.“
Die Sitzung war Teil der bulgarischen #BreakingGrounds-Delegation – einer Initiative, die führende nationale Technologieunternehmen auf den größten europäischen Branchenbühnen ins Rampenlicht stellt. Der Dialog war jedoch mehr als ein Schaufenster und verdeutlichte eine tiefere Integration zwischen den mittel- und osteuropäischen und den DACH-Verteidigungssystemen.
Vom Dialog zur Zusammenarbeit: CEE und Deutschland vertiefen ihre strategischen Bindungen
Einem Report von The Recursive aus Juni 2025 zufolge sind in Mittel- und Osteuropa (CEE) mittlerweile über 170 Startups in den Bereichen Verteidigung und Dual-Use aktiv, unterstützt durch eine ausgereifte Basis an technischem Know-how und institutioneller Zusammenarbeit. Bulgarien spielt eine zunehmend sichtbare Rolle – nicht nur durch Neugründungen, sondern auch durch die grenzüberschreitende industrielle Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen und führenden Forscher:innen.
Dieser Wandel wird von den Institutionen unterstützt. Auf dem Deutsch-Bulgarischen Tag der Verteidigungsindustrie bezeichnete Generalmajor Stefan Schulz vom Bundesverteidigungsministerium Bulgarien als „bewährten und zuverlässigen Partner mit einer wachsenden strategischen Rolle in der Schwarzmeerregion“. Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch die Ernennung eines neuen Beraters für Verteidigungs- und Sicherheitskooperation an der deutschen Botschaft in Sofia bekannt gegeben – eine diplomatische Funktion, die nur eine ausgewählte Gruppe strategischer Länder innehat.
Für Unternehmen wie Wiser sind diese Entwicklungen die Formalisierung von Partnerschaften, die über ein Jahrzehnt gemeinsamer Arbeit mit der deutschen Verteidigungsindustrie, einschließlich Rheinmetall, Hensoldt, Rohde & Schwarz, Fraunhofer und DLR, aufgebaut wurden.
Die Rolle von Wiser in Europas Verteidigungssystem
Wiser Technology ist zwar außerhalb von Fachkreisen relativ unbekannt, hat sich aber zu einem wichtigen Bestandteil der Softwareschicht von EU- und NATO-Verteidigungssystemen entwickelt. Das Unternehmen ist nach NATO AQAP 2110 und 2210 zertifiziert und für nationale, EU- und NATO-Verschlusssachen zugelassen und hat an mehr als einem Dutzend größerer Programme im Rahmen des Europäischen Verteidigungsfonds (EEF), des EDIDP und von NATO-Initiativen teilgenommen.
Im Rahmen des NATO-Projekts AGS entwickelte Wiser ein missionskritisches Softwaresystem, das es der Hauptoperationsbasis ermöglicht, Live-Bilder und Bewegungsdaten von luftgestützten Radarsystemen und Bodenstationen nahezu in Echtzeit zu verarbeiten. Im Rahmen von ESC2/E2C, das von Indra mit Partnern wie Leonardo und Rheinmetall koordiniert wird, trägt Wiser zur Entwicklung einer bereichsübergreifenden Kommandoplattform bei, die eine einheitliche Einsatzkoordinierung bei europäischen Missionen ermöglichen soll.
MARTINA, ein vom Royal Netherlands Aerospace Centre (NLR) koordiniertes EDF-Projekt, hilft Wiser bei der Validierung von KI für satellitengestützte Verteidigungsanwendungen, indem es eine Backend-Infrastruktur für die KI-Leistungsbewertung und Rückverfolgbarkeit bereitstellt. Im Rahmen von ASTERION, der vom EEF finanzierten Unterwasserkommunikations-Initiative unter der Leitung der Niederländischen Organisation für Angewandte Wissenschaftliche Forschung (TNO), steuert Wiser Fachwissen über Ultraschallprotokolle und Systemdesign für eine sichere, multimodale Datenübertragung bei.
Diese Projekte spiegeln einen umfassenderen Wandel in der europäischen Verteidigung wider – von vertikal integrierten Plattformen hin zu modularen, KI-gesteuerten Echtzeitsystemen, die durch hochgradig vertrauenswürdige, interoperable Software von spezialisierten Ingenieurunternehmen ermöglicht werden.
Was kommt als nächstes? Von Berlin nach Sofia
Die auf der GITEX EUROPE gewonnene Sichtbarkeit ist nur ein Schritt in einer längeren regionalen Strategie. Am 28. Oktober 2025 werden auf dem Regional Defence Tech Summit in Sofia mehr als 500 Vertreter:innen der Europäischen Kommission, nationaler Verteidigungsbehörden, öffentlicher Auftraggeber, Forschungszentren und Startups aus dem Bereich der Verteidigungstechnologie erwartet. Im Mittelpunkt des Gipfels stehen folgende Themen:
- Die sich verändernde geopolitische Ordnung und die strategische Rolle des Schwarzen Meeres
- Europas Fortschritte auf dem Weg zu autonomen, interoperablen Verteidigungsfähigkeiten
- Die Integration von KI-, Satelliten- und Cybertechnologien in Verteidigungsarchitekturen
- Neue Modelle der grenzüberschreitenden industriellen und technologischen Zusammenarbeit
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