Hintergrund

woom: Riesige CO2-Emissionen entlang der Lieferketten für Kinderfahrräder

woom-Produktion in Polen. © woom bikes
woom-Produktion in Polen. © woom bikes
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Der Kinder- und Jugendfahrradhersteller woom mit Hauptsitz in Klosterneuburg hat seinen Nachhaltigkeitsbericht für das Geschäftsjahr 2022 veröffentlicht. Zwar ist es dem Unternehmen, das 2022 mehr als 100 Mio. Euro Umsatz machte, gelungen, die internen Treibhausgasemissionen (so genannte Scope 1 und 2) im Vergleich zum Basisjahr 2020 um 16 % zu senken. Doch angesichts der Scope-3-Emissionen sind diese nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Denn die zugekauften Güter und Services (darunter vor allem Aluminium für die Fahrräder, aber auch Stahl oder Gummi) sowie Logistik und Transport verursachen um ein Vielfaches mehr an CO2 als die Abgase und der Strom, der im Kerngeschäft zugekauft wird. Während im Bereich Scope 1 und Scope 2 (mehr dazu unten) insgesamt 112 Tonnen CO₂-Äquivalente (tCO2eq) verursacht wurden, sind es im Bereich Scope 3 40.665 Tonnen. Mit insgesamt 40.777 CO2-Tonnen im Jahr 2022 ist woom aber natürlich auch deutlich kleiner hinsichtlich CO2 als große Industrie-Player.

Bedeutet: Scope-3-Emissionen machen mehr als 99 Prozent der Gesamtemissionen aus, die woom-Produkte weltweit verursachen. Würde woom für alle diese Emissionen die CO2-Steuer in Österreich (aktuell 32,50 Euro je Tonne) bezahlen müssen, wären das Kosten von mehr als 1,3 Millionen Euro.

Hier die entsprechenden Grafiken aus dem Bericht:

© woom bikes
© woom bikes
© woom bikes
© woom bikes

Aluminium und Transport verursachen sehr viel CO2

Etwa 64 der CO2-Emissionen werden durch Aluminium verursacht, etwa 18 Prozent durch den Transport der Fahrräder. Diese werden in Polen (40%), Bangladesch (31%), Kambodscha (22%) und Vietnam (7%) hergestellt und dann verschifft, um in die wichtigen Absatzmärkte Deutschland, Österreich oder die USA gebracht zu werden.  Diese neue Transparenz bei den gesamten CO2-Emissionen, die Unternehmen verursachen, wird immer wichtiger. woom bikes ist eines der wenigen Unternehmen, die die sonst stark in der Lieferkette versteckten Scope-3-Emissionen nun ausweist. Zur Unterscheidung:

Scope 1 umfasst:

  • Direkte Emissionen an Einrichtungen und Fahrzeugen des Unternehmens
  • Stationäre Verbrennung: Verbrennung von Brennstoffen für die Beheizung von Büros und Lagerhäusern in Österreich und den Vereinigten Staaten
  • Mobile Verbrennung: Verbrennung von Brennstoffen von geleasten Fahrzeuge

Scope 2 umfasst:

  • Indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie für Firmeninrichtungen
  • Eingekaufte Elektrizität für Anlagen und Lagerhäuser in Österreich und den Vereinigten Staaten

Scope 3 umfasst:

  • Indirekte Emissionen aus der Wertschöpfungskette
  • Emissionen, die während der Produktion von Fahrrädern, Zubehör und Verpackungen entstehen
  • Transport und Verteilung der Produkte an Lagerhäuser und Kund:innen
  • Geschäftsreisen
  • Pendeln der Mitarbeiter:innen

Das Unternehmen ist sich somit des indirekten CO2-Ausstoßs durch die Liefer- bzw. Wertschöpfungskette bewusst und auch gewillt, zu handeln. So wird als Ziel die Senkung der internen Treibhausgasemissionen um 42 % gegenüber dem Basisjahr 2020 im Bereich von Scope 1 und Scope 2 (alle direkten Emissionen im eigenen Unternehmen sowie alle indirekten Emissionen durch Energielieferant:innen) bis 2030 angeieplt. Im Scope-3-Bereich, der ja 99 Prozent der Emissionen ausmacht, gibt es aber keine konkreten Ziele. Lediglich wird die  „Messung und Reduzierung der Emissionen entlang der vor- und nachgelagerten Lieferketten angepeilt.

Umweltschonende Mobilität?

„Es ist unser erklärtes Ziel, hochwertige, langlebige Räder zu bauen, die Kinder für das Radfahren und für eine aktive und umweltschonende Mobilität begeistern“, so woom-CEO Paul Fattinger in einem Statement. „Darüber hinaus schauen wir uns jeden Aspekt unseres Unternehmens genau an und überlegen uns, wie wir ihn so nachhaltig wie möglich gestalten.“

Dass Ausweisen der indirekten Scope-3-Emissionen entlang der Lieferkette wird für europäische Unternehmen künftig enorm wichtig. Denn die EU-Richtlinie über die Sorgfaltspflichten von Unternehmen (CSDDD, oft einfach EU-Lieferkettengesetz) hat genau das zum Ziel: Verpflichtungen für größere Unternehmen, die durch ihre Produkte und Dienstleistungen indirekt verursachten CO2-Emissionen auszuweisen. Da wird es für viele schwierig bis unmöglich, sich Klimaneutralität auf die Fahnen zu schreiben.

EU-Lieferkettengesetz: Balance zwischen Unternehmensinteressen und Schutzmaßnahmen

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