YAIR: Diese App will mit Blockchain den digitalen Kunstmarkt aufmischen
Wenn man ein Gemälde kauft, ist die Transaktion relativ simpel. Man bezahlt Geld und dafür besitzt man das konkrete Kunstwerk dann. Bei Druckgrafiken ist es schon ein bisschen unklarer. Es gibt mehr als ein Exemplar, aber wieviele? In der Regel nummeriert der Künstler die Blätter und gibt auch an, wieviele es insgesamt gibt – er verkauft sie als Edition.
Vergleichbar funktioniert derzeit der Markt für digitale Kunst. Der Künstler verkauft sein Video vielleicht an drei Sammler. Die erhalten ein Zertifikat. Der Künstler hat das Video zwar auch, aber darf er die IP dann überhaupt noch verwerten? Dürfte er das Videokunstwerk zum Beispiel an eine Fashion-Show lizenzieren?
YAIR löst das Problem des digitalen Kunstmarktes
„Jeder Sammler, der eine Edition gekauft hat, als versprochene exklusive Kopie, würde sich übers Ohr gehaut fühlen, wenn der Künstler damit trotzdem noch Geld macht“, meint Florian Braeunig, der sich als „artrepreneur“ bezeichnet und gemeinsam mit Lovis Leonardo Lüpertz, „Chief Art Officer“, genau dieses Problem lösen will: „So ein Kunstwerk wird vielleicht einmal in virtuellen Welten genutzt und AR-Layern oder VR-Welten. Das Werk und der Künstler können so bekannter werden und das ist ja auch etwas, das alle Beteiligten wollen“. YAIR ist eine Smartphone-App, über die Nutzer Anteile an digitaler Kunst in Form von Tokens kaufen können. Man ist dann an dem Kunstwerk beteiligt wie an einem Unternehmen und hat auch ein Genussrecht, wenn das Werk verwertet wird.
Kunst für Fashionshows oder Automessen
Auf dem Linzer Kunst-Festival Ars Electronica feiert das Team den Start der App mit einer Ausstellung, die bis 9. September im Mariendom gezeigt wird. 16 Meter ragt eines der Kunstwerke in die Höhe. Der „Bittower“ von dem chinesischen Künstler Wu Juehui ist eine riesige Installation, auf die digitale Bilder projiziert werden. Für das Wohnzimmer ist das kaum geeignet. „Das wird ein Katalog aus Arbeiten, aus dem dann ein Autohersteller für eine Motorshow oder ein Modemacher wählen können. Das Kunstwerk wird dann zum Beispiel am Catwalk gezeigt. Da gibt es ganz unterschiedliche Anwendungsfälle“, erklärt Lüpertz, der aus einer bekannten Künstler- und Galerien-Familie stammt.
Crowdfunding meets STO
Zuerst wollten Braeunig und Lüpertz einen ICO machen, einen „YAIR“-Token ausgeben, der dann als Währung dient, um digitale Kunst zu kaufen. „Es gibt sehr starke Kryptowährungen, die genutzt werden können und in Zukunft wird es Währungen wie Libra geben, die neue Vertriebswege öffnen, weil einfach eine riesige Community dahintersteht“, sagt Braeunig. Stattdessen wird es für jedes Kunstwerk, das über YAIR angeboten wird, einen Mini-STO geben. „Es gibt also kleinere Währungen von jedem Kunstwerk“.
Und die Plattform hat noch eine Besonderheit: Es handelt sich um eine Vorfinanzierung für Kunst, die dann erst geschaffen wird. Das Vorbild dafür ist Crowdfunding. Die Tokens werden also erst geschaffen und ausgegeben, wenn ein Kunstwerk ausfinanziert ist und das Werk umgesetzt wird. Wird das Finanzierungsziel nicht erreicht, erhält der Nutzer sein Geld zurück.
Einen Token kann man um einen Euro erwerben. Dadurch, so glauben die beiden Co-Founder, wird Kunst demokratisiert. Denn dann können Studenten, Künstler und Sammler digitale Kunst gemeinsam besitzen. YAIR selbst sicher sich ein Drittel der Token, ein Drittel behält der Künstler und ein Drittel wird Sammlern oder Investoren angeboten, „Patrons“, wie Lüpertz sie nennt.
+++ Wie die Token Ökonomie das Internet retten könnte +++
„Ohne Galerie kommt man in dieser Welt nicht voran“
Vom Erlös werden zunächst die Plattformkosten abgezogen und YAIR teilt den Rest 50:50 mit dem Künstler. Das ist eine hohe Gebühr, für Galerien aber durchaus gängig. Hätte gerade Blockchain nicht das Zeug, genau diesen Intermediär überflüssig zu machen? Lüpertz hört diesen Kritikpunkt nicht zum ersten Mal, glaubt aber fest daran, dass Galerien auch in Zeiten von Blockchain eine wichtige Rolle spielen. „Künstler brauchen immer einen starken Partner“, so der Sohn von dem bekannten Maler und Bildhauer Markus Lüpertz. Das sieht auch Braeunig so: „Kein Künstler hat Lust 50 Prozent abzugeben, aber im Endeffekt: Ohne Galerie kommt man in dieser Welt nicht voran“.