Naturschutz

2022: Wer sind die Tierarten des Jahres & warum kürt man sowas?

Der Eurasische Luchs ist Österreichs Tier des Jahres 2022 ©Josef Limberger/Naturschutzbund Österreich - Montage Tech & Nature
Der Eurasische Luchs ist Österreichs Tier des Jahres 2022 ©Josef Limberger/Naturschutzbund Österreich - Montage Tech & Nature
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Es ist geschafft: 2021 ist vergangen, 2022 ist bereits in vollem Gange. Rund um den Jahreswechsel gibt es einige Dinge, die traditionell eintrudeln – Jahresabrechnungen für Versicherungen & Co., Vorsätze die nicht eingehalten werden, Nachrichten von Bekannten, welchen man verspricht sich im neuen Jahr „sicher“ endlich mal wieder zu treffen, auch wenn das erneut nicht geschehen wird. Eine weitere Tradition rund um den Jahreswechsel: Die Kür des Tier des Jahres. Neues Jahr – neue Tiere, Insekten und sogar Pflanzen des Jahres 2022. Verschiedene Kuratorien haben sich erneut zusammen getan, um auf bestimmte Arten aufmerksam zu machen. Das hat durchaus eine humoristische Note. So gibt es die Giftpflanze des Jahres, die Wildbiene des Jahres, den Vogel des Jahres und, und, und. Doch die Siegerarten werden nicht ohne Grund ausgewählt. Im Gegenteil, mit der Verleihung des Titels soll ihnen die Aufmerksamkeit zukommen, die ihnen sonst großteils fehlt. Interessierte werden dazu ermuntert, wieder ein Mal in die Natur zu gehen und die Augen offen zu halten. Und zu registrieren, welche Bedeutung die Artenvielfalt und der Schutz von dieser haben. 

Tier des Jahres (Österreich)

Der Eurasische Luchs ist Österreichs Tier des Jahres 2022 ©Josef Limberger/Naturschutzbund Österreich

Mit der Ernennung des Eurasischen Luchs (Lynx lynx) zum Tier des Jahres, möchte der Naturschutzbund Österreich das Bewusstsein für den heimlichen Jäger stärken. Dieser ist nämliche erst jüngst zurück in den österreichischen Gefilden. Der bereits in Westeuropa ausgestorben geglaubte Eurasische Luchs ist zurück und das vor der Haustür vieler Wiener und Wienerinnen. In den Quellenschutzwäldern Wiens, in den niederösterreichischen Bereichen Hochschwab/Rax/Schneeberg, fanden sich bereits 2020 eindeutige Beutereste eines Luchses. Ende Jänner 2021 gab die Stadt Wien bekannt, dass zwei Luchse unterschiedlichen Geschlechtes nachgewiesen werden konnten.

Der typische Waldbewohner hat laut den Naturschützer:innen eine Kopf-Rumpf-Länge von 80 bis 120 Zentimeter und wiegt bis ca. 20 Kilogramm. Damit sei er der größte Vertreter unter den Luchsen. Natürliche Luchsvorkommen gäbe es laut dem Naturschutzbund in Europa heute noch in weiten Teilen Skandinaviens, im östlichen Polen, entlang des Karpatenbogens und in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Die an Österreich nächst gelegene ursprüngliche Luchspopulation lebe in den slowakischen Karpaten. 

Seit mehr als 100 Jahren ausgestorbener Luchs zurück in Wien

Auch in Österreich gibt es nun wieder einzelne Luchse. Bereits in den 1970er und 1980er Jahren wurden Wiederansiedlungsprojekte in Mitteleuropa durchgeführt. Luchse in der Region sind allerdings vielfach voneinander isolierte Populationen. Diese sind jedoch noch zu klein, um langfristig überlebensfähig zu sein. Die Eurasischen Luchse gehören daher weiterhin zu den strenggeschützten Arten und sind hierzulande akut vom Aussterben bedroht.

 

Wildbiene des Jahres

Biene des Jahres: Männchen der Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus) im Blütenstand der Färber-Kamille ©Hans-Richard Schwenninger/Arbeitskreis Wildbienen-Kataster

Doch nicht nur bei den ganz großen wurden dieses Jahr die Art des Jahres gewählt. Auch in kleineren Spezies gibt es für 2022 besondere Vertreter. Die Wildbiene des Jahres sieht gar nicht aus wie eine BieneAuf den ersten Blick erinnert die Rainfarn-Maskenbiene eher an eine kleine schwarze Wespe oder eine Ameise. Doch das schwarze Insekt gehört zur Gattung der Maskenbienen, die in Deutschland 39 Arten umfasst. Maskenbienen zählen mit höchstens 9 mm Körpergröße zu den kleinen Vertreterinnen der Wildbienen-Fauna, so Forschende. Namensgebend war übrigens bei dieser Wildbiene ihre Blüten-Vorliebe: Die Rainfarn-Maskenbiene fliegt von Ende Mai bis Ende August und bevorzugt dabei, (Überraschung) den Rainfarn. 

Wer das Insekt auch mal aus nächster Nähe betrachten will, hat Glück: Da die meisten Nahrungspflanzen der Rainfarn-Maskenbiene an sehr unterschiedlichen Standorten vorkommen, besiedelt die Rainfarn-Maskenbiene verschiedene Lebensräume im sogenannten Offenland, also Landschaften in welchen keine Bäume dominieren,  und auch in unseren Siedlungen, so das Naturkundemuseum Stuttgart, das Teil des Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ ist. Außerdem gilt diese Vertreterin der Wildbienen auch deutschlandweit und in den meisten Bundesländern bisher nicht als gefährdete Art.

Bienenfutterautomat: Statt Kaugummis befinden sich hier Blumensamen in den Automaten

Trotzdem macht ihr, laut dem Museum, die Verarmung des Blütenangebots, sowohl in der offenen Landschaft wie auch in unseren Städten und Dörfern, zu schaffen. Wer sie deshalb unterstützen möchte, kann laut dem Kuratorium Blumen anpflanzen und beim Kauf von Blumenmischungen auf ein entsprechendes Zertifikat zu achten, etwa für VWW-Regiosaatgut (Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten). Darüber würden sich sicher auch andere Wildbienen und Insekten freuen.

Vogel des Jahres

Der Wiedehopf ist Vogel des Jahres 2022 ©NABU/CEWE/Paul Gläser

Im November des vergangenen Jahres wurden alle Naturfreund:innen gefragt: Wer soll der Vogel des Jahres 20222 werden? 142.798 Stimmen beteiligten sich an dieser Abstimmung und wählten mit 31,9 Prozent einen klaren Sieger: Der Wiedehopf.  Mit diesen Angaben verkündete der Naturschutzbund Deutschland (NABU) nun den zweite Jahresvogel, der öffentlich gewählt werden konnte.

Der Wiedehopf ist einer der auffälligsten heimischen Vögel, doch seine Population in Deutschland gilt als gefährdet, so der NABU. Zurzeit gäbe es laut dem Bund aufgrund fehlender Lebensräume nur noch 800 bis 950 Brutpaare. Doch das Verbreitungsgebiet dieses wärmeliebenden Vogels wachse, so der NABU. Das sei ein klares Anzeichen der Klimakrise. Aber trotz der wärmeren Temperaturen brauchen die Vögel genug freien Lebensraum.

Trotz seines bisher vergleichsweise seltenen Auftretens, dürften ihn einige Menschen bereits kennen. Der neue Jahresvogel wurde bereits von Hoffmann von Fallersleben in dem Lied die „Vogelhochzeit“ besungen. Dort bringt der Wiedehopf „der Braut den Blumentopf“. 

Wildtier des Jahres

Vor ein paar Jahrzehnten freuten sich Kinder im Ostseeurlaub noch häufiger, wenn sie scheinbar Delfine entdeckten. Oftmals handelte es sich jedoch bei den beobachteten Meeresbewohnern gar nicht um Delfine, sondern um den Gewöhnlichen Schweinswal (Phocoena phocoena). Dieser bis zu 180 Zentimeter große Meeressäuger pflanzt sich an unseren Küsten fort und ist damit der einzige heimische Wal der deutschen Ost- und Nordsee, so Naturforschende.

Mittlerweile sind die kleinen Riesen des Meeres jedoch selten geworden. Auch deshalb  hat die Deutsche Wildtier Stiftung den Schweinswal, auch Kleiner Tümmler genannt, zum Wildtier des Jahres 2022 gekürt. 

Wie alle Zahnwale haben Schweinswale einen “Siebten Sinn”, so die Forschenden. Laut der Stiftung orientieren sie sich  damit Unterwasser und machen sich zur Partnersuche sowie für die Fischjagd mit Ultraschallwellen ein akustisches Bild ihrer Umgebung– ganz ähnlich wie auch Fledermäuse. Doch diese Fähigkeit wurde ihnen jetzt durch den Menschen zum Verhängnis. Die Naturschützer:innen erklären, dass der Lärm der Schifffahrt das empfindliche Gehör der Tiere belastet. Zudem geraten sie immer wieder in Fischernetze, in denen sie ersticken. Deshalb wird Phocoena phocoena auf Deutschlands Roter Liste mittlerweile als „stark gefährdet“ geführt, so die Wildtier Stiftung. 

 

Die Anzahl der Schweinswale in Nord-Ostsee nimmt immer mehr ab ©NABU/Willi Rolfes
Die Anzahl der Schweinswale insbesondere in der Ostsee nimmt immer mehr ab ©NABU/Willi Rolfes

Nicht nur Tiere gekürt

Neben diesen bereits genannten Arten des Jahres, wurden für 2022 auch der Schmetterling des Jahres (der Kaisermantel), das Insekt des Jahres (Die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege) und das Höhlentier des Jahres (Die Kleine Hufeisennase) gekürt.

Und auch die Flora ließ sich mit Krönungen des Jahres nicht lumpen. So wurde beispielsweise der Baum des Jahres (die Rotbuche), die Blume des Jahres (die Einbeere), die Giftpflanze des Jahres (die Kartoffel) und das Gemüse des Jahres (der Mais) auserkoren. 

Alle Pflanzen und Tiere wurden dabei von verschiedensten Einrichtungen kuratiert und es soll so zumeist auf ihre Besonderheiten und Gefährdungen hingewiesen werden. Eine Liste der Kürungen von 2022 findet sich auf der Website des Naturschutzbund Deutschland.

Die Blume des Jahres 2022, die Einbeere (Paris quadrifolia), ist eine sehr eigentümliche Pflanze, deren Schönheit sich manchen vielleicht erst auf den zweiten Blick erschließt. ©Marko König/ Loki Schmidt Stiftung

 

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