Austrian Investing Report

Alarmierende Lage für Startups: „Am vorbörslichen Kapitalmarkt ist es 5 vor 12″

© Alexander Müller
© Alexander Müller

Wie und warum investieren Angel- als auch institutionelle Investor:innen in Österreich? Das und mehr wurde nun im Rahmen des Austrian Investing Report 2022 untersucht. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen Aufschluss über die Investitionsmotive und das Verhalten der Investor:innen geben. Was sich zeigt: Gerade für „innovative Jungunternehmen“ wird es in den nächsten Jahren wohl vielfach herausfordernder werden, in frühen Phasen Kapital einzusammeln.

„Erhebliche Herausforderungen im Finanzierungsprozess“

„Am vorbörslichen Kapitalmarkt ist es 5 vor 12 – Österreich muss hier die Weichen für ein entsprechendes Finanzierungsumfeld schaffen. Mit unserer Studie wird die aktuelle Situation für Innovationsträger:innen, Startups und Scaleups verdeutlicht: Die aktuelle Marktlage führt zu erheblichen Herausforderungen im Finanzierungsprozess, welche weitreichende Folgen für den nationalen Wirtschaftsstandort nach sich ziehen werden. Dahingehend gilt es, bereichsübergreifende Partnerschaften zu stärken und gemeinsam strukturelle Änderungen auf politischer Ebene mit Nachdruck voranzutreiben“, so Christiane Holzinger, aaia Boardmember und Business Angel.

„Startups sind für den österreichischen Wirtschaftsstandort wichtige Innovationstreiber. Trotz dieser Bedeutung wird es aktuell für innovative Jungunternehmen herausfordernder, in frühen Phasen Kapital einzusammeln. Dies sehen wir nicht nur in unserer täglichen Arbeit als Förderbank des Bundes, sondern bestätigt auch der Austrian Investing Report. Die Untersuchung zeigt aber auch, für mehr als 70 % der Investor:innen geht von öffentlichen Förderungen und Garantien für Startups eine positive Signalwirkung aus“, sagt aws Geschäftsführer Bernhard Sagmeister.

Die Zahlen im Detail

420.000 Euro investierten Business Angels im vergangenen Jahr, 6,5 Millionen Euro kommen auf die institutionellen Investor:innen (n=137, 105 Angels, 32 I.I.). 2023 planen die Angels „nur“ 380.000 Euro zu investieren, dafür sollte mehr Kapital von den institutionellen Investor:innen zur Verfügung stehen. Der Studie zufolge sind 7,57 Millionen Euro investiertes Kapital für 2023 geplant.

© Austrian Investing Report 2022
© Austrian Investing Report 2022

Auch aus Sicht der Beteiligungsunternehmen zeigt sich für 2023 ein schwieriges Investitionsumfeld, wie Nikolaus Graf, Leiter des Forschungsbereichs Wettbewerbsfähigkeit bei EcoAustria, ausführt: „Institutionelle Investor:innen und Angel Investor:innen planen 2023 eine Verringerung der Zahl der Beteiligungen sowie eine Erhöhung der Veräußerungen. Dabei sehen zumindest die Vertreter:innen der institutionellen Investor:innen eine Ausweitung des investierten Kapitals vor. Angel Investor:innen planen hingegen eine Verringerung des investierten Kapitals.“ Thematisch liegt der Investitionsfokus bei beiden Gruppen auf den Bereichen Gesundheit und Medizintechnik, Energie und künstliche Intelligenz.

© Austrian Investing Report 2022
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Motive für Investitionen

Über 82 Prozent der befragten Investor:innen nannten das Geschäftsmodell als Entscheidungskriterium für Investitionen, fast 73 Prozent die Technologie. Als oberstes Motiv steht für Investor:innen die Rendite im Vordergrund (21 Prozent). Die weiteren Motive: die Unterstützung der Gründer:innen (18 Prozent), der Spaß an der Zusammenarbeit (17 Prozent) und die Weitergabe von Knowhow (12 Prozent). „Durchaus überraschend ist der hohe Fokus auf Investments in österreichische Wachstumsunternehmen. Mehr als 56 Prozent der Beteiligungen werden an österreichischen Unternehmen gehalten. Das ist positiv und wichtig für den Standort”, so Dr. Rudolf Dömötör, Direktor WU Gründungszentrum.

© Austrian Investing Report 2022
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Angels sind diverser

Angel Investor:innen diversifizieren im Vergleich zu institutionellen Investor:innen laut Report stärker zwischen einzelnen Anlageformen. Etwa 21 Prozent des investierten Vermögens entfallen demnach auf Startups, Scaleups und Spin-offs, 31 Prozent auf Immobilien, 21 Prozent auf Aktien bzw. Anleihen und 14 Prozent auf KMU und bestehende Unternehmen. Institutionelle Investor:innen agieren hingegen mit stärkerem Fokus auf Startups, Scaleups und Spin-offs. Rund 77 Prozent ihres investierten Vermögens entfällt auf diese Gruppen von Unternehmen. Eine weitere Erkenntnis der Studie: Investor:innen gehen bei Finanzierungen meist kooperativ in Partnerschaften mit anderen Anleger:innen vor. Nur etwa ein Fünftel der Studienteilnehmer:innen gab an, im Zuge von Finanzierungsrunden alleine zu investieren.

Ursachen und Lösungen

Die Situation lässt sich letztlich ganz gut mit einem Zitat von Oliver Holle, CEO von Speedinvest, zusammenfassen. Ende letzten Jahres sagte er im Interview mit Trending Topics Folgendes: „Wir sind erst am Anfang der Durchhängephase, es wird sicher noch ein halbes Jahr oder länger dauern. Das Geld sitzt derzeit wirklich auf der Bank. Wer nicht muss, der geht derzeit nicht auf Fundraising. Es warten viele ab, wo die Preise wirklich landen werden, wer noch wirklich gute Zahlen schreiben kann. Wenige werden viel Geld bekommen, und ganz viele werden gar kein Geld bekommen. Und das ist sehr sehr heikel gerade für Startups, die in Berlin, London oder Paris nicht bestens vernetzt sind.“ Was braucht es also für eine Trendumkehr?

Amelie Groß, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ): „In Zeiten wie diesen sind Maßnahmen zur Aktivierung von mehr Investitionen in Startups und Jungunternehmen bedeutender als je zuvor. Aktuelle, globale Entwicklungen werden ihren Stempel hinterlassen, umso mehr gilt es die Rahmenbedingungen für unsere innovativsten Köpfe an diese Entwicklungen anzupassen.“ Darunter falle etwa der Abbau bürokratischer Hürden bei der Gründung, Anreizsysteme für eine zeitgemäße Mitarbeiter:innenbeteiligung oder rechtliche Rahmenbedingungen, die Wachstum fördern.

„Einige prominente Startups werden es nicht schaffen“

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