Quartalszahlen

Amazon: Wirklich alles prima?

Prime-Logistik-Flugzeug im Dienste von Amazon. © Amazon
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Können behördliche Untersuchungen und interne wie auch externe Proteste eine Verkaufsmaschine stoppen? Möglicherweise ja, aber nicht Amazon. Die Zahlen für das vierte Geschäftsquartal 2019 inklusive Weihnachtsgeschäft, die Amazon am Donnerstag Abend ablieferte, zeigen keinen Deut, dass der Online-Riese zu stoppen wäre. Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21 Prozent auf 87,4 Milliarden Dollar gewachsen, der Gewinn auf 3,3 Milliarden Dollar (vs. 3 Mrd. Dollar in Q4 2018). Der Wall Street gefallen solche Zahlen: Im nachbörslichen US-Handel sprang die Aktie um 12 Prozent in die Höhe, die Börsenbewertung des Unternehmens liegt fast bei einer Billion Dollar.

Als einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren gilt die Mitgliedschaft Prime, die schnelle, kostenlose Lieferungen mit Zugang zu Video- und Musik-Streaming bündelt. „Die Prime-Mitgliedschaft wird für die Kunden Jahr für Jahr immer besser. Und die Kunden reagieren darauf – mehr Menschen sind beigetreten. Wir haben jetzt über 150 Millionen bezahlte Prime Mitglieder auf der ganzen Welt“, sagte Jeff Bezos, Gründer und CEO von Amazon. Prime startete 2005, 2018 waren es dann erstmals 100 Millionen Prime-Mitglieder. Das bedeutet: Innerhalb der letzten zwei Jahre hat Amazon sehr stark investiert, Nutzer zum Bezahlen von monatlichen Mitgliedsbeiträgen zu bringen. In Österreich kostet Prime acht Euro pro Monat.

Prime und AWS treiben Wachstum

Prime-Nutzer sind für Amazon essenziell. Laut Bezos haben sich die Lieferungen innerhalb eines Tages in den USA im Q4 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vervierfacht, außerdem sollen Prime-Mitglieder doppelt so viele Stunden Videoinhalte streamen wie im Q4 2018. Die Mitgliedsgebühren alleine sorgen dafür, dass Amazon pro Monat Milliardenumsätze macht – und verleiten Konsumenten dazu, mehr Geld als andere Nutzer im Online-Shop auszugeben. Über die Jahre sind die Prime-Gebühren kontinuierlich gestiegen.

Der zweite große Erfolgsfaktor sind die Cloud-Dienste von Amazon Web Services (AWS). Diese trugen zum Umsatz satte 9,9 Milliarden Dollar bei – ein Plus von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. AWS gilt als Marktführer bei Cloud, mit deutlichem Abstand vor Microsoft, Google, Alibaba, Salesforce oder IBM.

+++ Amazon: Lieferungen kosten zehn Milliarden Dollar in drei Monaten +++

Amazon-CEO Jeff Bezos. © Amazon
Amazon-CEO Jeff Bezos. © Amazon

Zerschlagung steht weiter im Raum

Der Erfolg von AWS ist aber auch ein Punkt, der Amazon verwundbar macht. Im Heimatmarkt USA, aber auch in Europa gibt es mittlerweile eine große Debatte auf höchster Ebene darum, ob „Big Tech“ zerschlagen werden sollte. Die US-Handelsbehörde FTC hat 2019 Ermittlungen gegen Amazon in Sachen Wettbewerb aufgenommen. Da geht es einerseits um Amazon als Plattform für andere Händler, denen das Unternehmen seine Konditionen aufzwingen könnte, aber auch um die Bündelung von Diensten unter einem riesigen Dach.

Auch in Europa wird ermittelt. Österreichs Handelsverband hat 2019 eine Beschwerde wegen „unfairer Geschäftspraktiken“ bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) gegen Amazon eingereicht.  Auch das deutsche Bundeskartellamt leitete ein Missbrauchsverfahren ein, und in Brüssel prüfen die Wettbewerbshüter ebenfalls, ob es bei Amazon und seinem Marktplatz unzulässige Geschäftspraktiken gibt.

+++ „Unfaire Geschäftspraktiken“: Ermittlungen gegen Amazon in Österreich +++

Datenschutz und Klima als Stolpersteine

Da Amazon auch mitverantwortlich dafür ist, dass Lieferungen von Paketen per LKW und Flugzeug stark steigen, haben sich im Zuge der Klimakrise Aktivisten wie interne Mitarbeiter gegen das Unternehmen gewandt. Die „Amazon Employees for Climate Justice„, eine Gruppe von (eigenen Angaben zufolge) hunderten Amazon-Mitarbeitern kritisieren die Klimamaßnahmen von Amazon öffentlich, die ihnen wie berichtet nicht weit genug gehen. Ihnen soll der Konzern kürzlich sogar mit Kündigung gedroht haben.

Auch das Datenschutz-Thema wird Amazon nicht los. Zuletzt gab es viel Kritik wegen der Tochterfirma Ring, die eine vernetzte Türklingel fürs Smart Home herstellt. Die Electronic Frontier Foundation (EFF) stellte in einer Analyse fest, dass die Geräte persönlich Daten an Dritte weitergeben. Ein Amazon-Software-Entwickler sagte zuletzt gar, dass Ring abgedreht werden sollte. „Der Einsatz von angeschlossenen Hausüberwachungskameras, die eine zentrale Abfrage von Filmmaterial ermöglichen, ist mit einer freien Gesellschaft einfach nicht vereinbar. Die Datenschutzprobleme lassen sich nicht mit einer Regulierung lösen. Ring sollte sofort abgeschaltet und nicht zurückgebracht werden.“

+++ Amazon: Plan für CO2-neutrales Wirtschaften geht Mitarbeitern nicht weit genug +++

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