Anti-Geldwäsche: Exodus von Krypto-Firmen aus Großbritannien beginnt
Mit Checkout.com, Wise, Revolut, Monzo oder Starling ist London bzw. Großbritannien der führende Hub für Fintech in Europa, wenn nicht sogar weltweit. Doch eines ist UK seit kurzem nicht mehr: ein begehrter Hub für Krypto-Firmen. Denn in Folge des Brexit will die britische Finanzmarktaufsichtsbehörde (Financial Conduct Authority, kurz FCA) nun strengere Regeln für Krypto-Unternehmen walten lassen.
Die Warnung an Konsumenten, nicht mehr bestimmte Dienste bei der führenden Krypto-Exchange Binance in Anspruch zu nehmen, weil diese illegal sein könnten, war am Wochenende nur ein Vorbote dessen, was jetzt passiert. Denn eigentlich hat die FCA Unternehmen aus der Krypto-Industrie die Möglichkeit gegeben, sich zu registrieren – und in Folge auch dafür zu sorgen, die strengen Geldwäschebestimmungen in Großbritannien einzuhalten. Die FCA hat dafür ein so genanntes Temporary Permissions Regime (TPR) eingeführt, also eine zeitweilige Erlaubnis, in Großbritannien Krypto-Geschäfte zu machen.
51 Firmen ziehen Registrierung zurück
Nun aber hat mittlerweile eine „beispiellose Anzahl“ von Unternehmen ihre Bewerbung für TPR zurückgezogen und damit der Absicht widersprochen, weiter unter der Einhaltung der Anti-Geldwäsche-Regeln Geschäfte in UK zu machen. Das könnte letztendlich dafür sorgen, dass 51 Firmen ihre Dienste teilweise oder vollständig nicht mehr im Vereinigten Königreich anbieten dürfen – oder eine Klage bzw. Strafe der FCA riskieren, wenn sie es dennoch tun.
Die britische Behörde hatte zuvor kommuniziert, dass 111 Unternehmen identifiziert worden waren, die ohne Registrierung operierten. Nur 5 Krypto-Asset-Firmen wurden bis dato in das formale Register der FCA aufgenommen, weitere 90 Firmen hatten im TPR-Programm für eine Registrierung überprüft werden sollen. Nun haben aber eben mehr als 50 ihre Bewerbung dafür zurückgezogen.
Eine dieser Firmen ist Celsius Network von Gründer Alex Mashinsky, eines der bekanntesten Projekte im Bereich Decentralized Finance. Mashinsky hat wegen den Problemen mit der FCA angekündigt, den Standort London zu verlassen und sich künftig in den USA niederlassen zu wollen. Nun folgen seinem Beispiel offenbar dutzende weitere Firmen. Fraglich ist etwa, ob Binance sein Vorhaben, Binance.UK zu starten, weiter verfolgen wird. Bestimmte FUnktionen wie etwa das Abheben von Pfund bei Binance, sind vorübergehend ausgesetzt. Das Handeln mit BTC, ETH oder Litecoin sowie mit anderen Krypto-Assets ist hingegen möglich.
DeFi-Startup Nuri: „Wir wollen weg von diesem kurzfristigen Trading“
„Strenge Standards für die Geldwäschebekämpfung“
Nun bleibt abzuwarten, welche Ausmaße der Krypto-Exodus aus Großbritannien annimmt. Denn da etwa Bitcoin oder Ethereum laut FCA nicht reguliert sind, unterliegen sie auch keinen besonderen Regeln – im Unterschied zu Security Tokens. So ist also möglich, dass bestimmte Dienste in UK auch ohne FCA-Registrierung funktionieren oder einfach für die Behörden nicht greifbar sind. Doch viele Krypto-Firmen dürften nun vom Standort fliehen und sich neuen Ufern zuwenden.
Denn aktuellen Geschehnissen vorangegangen war eine Rede von Nikhil Rathi, dem Chef der FCA, vor einer Woche im Rahmen der „City Week 2021“. Rathi kündigte an, dass man alle Firmen, die eine UK-Zulassung beantragen, „gründlich überprüfen“ werde. „Die Flexibilität, die wir seit dem Brexit gewonnen haben, wird es uns ermöglichen, uns flink zu bewegen und die Regeln auf unsere Märkte zuzuschneiden, während wir hohe international einheitliche Standards beibehalten, die mindestens denen der EU entsprechen“, sagt der FCA-Chef.
„Ein Beispiel dafür, wie wir die Finanzkriminalität am Gateway bekämpfen, ist unsere Registrierung von Kryptoasset-Firmen. Eine beträchtliche Anzahl erfüllt nicht die erforderlichen Standards gemäß den Geldwäschevorschriften. Wir wollen Innovationen unterstützen und glauben, dass wir dies tun können, während wir gleichzeitig strenge Standards für die Geldwäschebekämpfung aufrechterhalten.“