Big-Data-Firma Palantir will bei europäischem Cloud-Projekt Gaia-X mitmachen
Ok, da muss man jetzt doch blinzeln. Jene US-Firma, die wie kaum eine andere für die Datenüberwachung durch die USA steht, will jetzt beim Cloud-Projekt Gaia-X der EU mitmachen – also jener Initiative, die Europa eigentlich unabhängiger von den Datenkraken aus Übersee machen soll. Palantir, seit 2020 an der Börse, stellt seine Big-Data-Analysen US-Behörden wie der NSA, dem FBI oder der Einwanderungsagentur States Immigration and Customs Enforcement (ICE) zur Verfügung.
Palantir-Verteter rund um CEO Alex Karp zeigen sich „stolz„, bei Gaia-X neben anderen europäischen Unternehmen wie Atos, Deutsche Telekom, Orange, SAP, BMW und Siemens mit dabei zu sein – und ist nun eine weitere US-Firm neben, Amazon, Google und Microsoft, die bei dem Projekt mitwirken will. Nur zur Erinnerung: Gaia-X soll eine „souveräne und verlässliche digitale Infrastruktur und ein Ökosystem für Innovationen in Europa“ bilden.
„Fast Track“ in den europäischen Markt
„Unser Ziel ist es nicht, europäische Unternehmen zu disruptieren, sondern sie als Partner auf ihrem Weg der digitalen Transformation zu begleiten“, heißt es seitens Palantir. Und Gaia-X, das wird recht offen als „fast track to trust“, also als schneller Weg, um das Vertrauen der Europäer zu gewinnen, bezeichnet. Klar: Geschäfte in der EU zu machen, ist für das börsennotierte Unternehmen mit seinen illustren Kunden essenziell – in anderen Teilen der Welt wird man als Firma, die vom Investment-Arm der CIA (In-Q-Tel) mitfinanziert wurde, wohl nicht weit kommen.
Microsoft: „Die US-Behörden haben dieselben Zugriffsmöglichkeiten wie jede Behörde“
In der Corona-Krise hat Palantir versucht, sich für Regierungen mit seiner Big-Data-Software zum Tracken der COVIS-Pandemie nützlich zu machen. Wie berichtet ist es in Großbritannien mit der Gesundheitsbehörde NHS ins Geschäft gekommen, während das österreichische Gesundheitsministerium eine Zusammenarbeit ablehnte.
In Deutschland nutzt die Polizei in den Bundesländern Hessen und Nordrhein-Westfalen die Palantir-Software „Gotham“ (ja genau, so wie bei Batman) in einer für sie angepassten Version, auch Europol setzt auf die Lösung, die ursprünglich für Anti-Terror-Zwecke entwickelt wurde. Kritiker meinen, dass hierbei immer unklar sei, welche Daten dabei in die USA abfließen würden. Die US-Bürgerrechtsorganisation ACLU hat Palantir als „Schlüsselfirma in der Überwachungsindustrie“ bezeichnet. Ihr großer Geldgeber und Mitgründer ist übrigens Peter Thiel.
Palantir: Wie mit Big Data auch in Österreich das Coronavirus überwacht werden kann