Bis zu 150.000 Euro für Startups: Steiermark startet Risikokapital-Offensive
„Finanzierung ist immer das Thema, bei dem sich leider wenig tut.“ Das sagte erst kürzlich Werner Sammer, vom Grazer Startup-Inkubator Up to Eleven im Zuge der Veröffentlichung des Startup-Barometer Graz (Trending Topics berichtete). Wie generell in Österreich zeigt sich auch in der Steiermark: Es gibt immer mehr Startups, aber um weiter zu kommen, gibt es wenige Möglichkeiten, um an Risikokapital zu gelangen.
Die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG) hat sich nun ein Herz genommen und eine neue Initiative gestartet: Über eine Risikokapital-Offensive sollen künftig „hochinnovative Kleinst- und Kleinunternehmen“ Venture Capital zwischen 25.000 bis 150.000 Euro von der SFG bekommen können. Voraussetzung ist, dass ein erfahrener und qualifizierter Privatinvestor (Business Angel, Venture-Capital-Unternehmen) Kapital in zumindest der gleichen Höhe wie die SFG in das Unternehmen einbringt.
Anteile können zurück gekauft werden
Eine weitere Besonderheit: Die Gründer können die Gesellschaftsanteile der SFG innerhalb von fünf Jahren zu festgelegten Zinsen zurückzukaufen. Das gibt ihnen die Chance, den Cap Table für weitere Finanzierungsrunden wieder zu bereinigen – und die SFG hat die Möglichkeit, das eingesetzte Kapital mit Zinsen wieder zurück zu bekommen. Dabei wird ein interner Zinsfuß (Internal Rate of Return, IRR) von 8-12 Prozent p.a. angestrebt. „Als Mitgesellschafter bleiben wir bis zu zehn Jahren dabei, bevor Sie die Anteile zurückkaufen oder neue Investoren einsteigen“, heißt es seitens SFG.
Die Unternehmen, die für das Risikokapital in Frage kommen, dürfen maximal 50 Mitarbeiter haben und maximal fünf Jahre alt sein. Der Jahresumsatz bzw. die Jahresbilanzsumme darf bei maximal 10 Mio. Euro liegen. Auch klar: Der Unternehmensstandort muss in der Steiermark liegen. Und: Unternehmen müssen aus dem Bereich der digitalen Wirtschaft kommen. „Das Unternehmen muss eine Kernkompetenz im Bereich der Digitaltechnologien vorweisen können, d. h. über eine selbst entwickelte digitale Prozess-, Dienstleistungs- oder Produktinnovation verfügen“, heißt es seitens SFG-Geschäftsführer Christoph Ludwig.
Unterstützt wird die Initiative etwa von Business Angel Herbert Gartner und seiner eQventure, die 2018 jener Risikokapitalgeber war, die in Österreich das meiste Geld in heimische Startups steckte (Trending Topics berichtete). Gartner zufolge seien solche Programme notwendig, da Österreich im Vergleich zu vielen anderen Ländern sehr wenig Geld in Startups investiert. 2018 etwa wurden in österreichische Startups rund 170 Millionen Euro investiert. „Um mit Deutschland BIP-äquivalent mitzuhalten, wo 2018 knapp fünf Milliarden Euro investiert wurden, müssten wir diese Summe verdreifachen“, so Gartner gegenüber der Kleine Zeitung.
Mobility, Green-Tech und Health-Tech im Fokus
Für die SFG ist die Risikokapitaloffensive ein Schritt in ein relativ neues Feld. Bisher fielen nur drei der aktuell rund 50 Beteiligungen in diese Kategorie. Doch da das Bundesland bis 2025 „ein europaweiter Benchmark für intelligenten Wandel hin zu einer wissensintensiven bzw. wissensbasierten Produktions- und Dienstleistungsgesellschaft“ werden will, setzt man nun zunehmend auf Startups und kleine Unternehmen, die Innovationen vorantreiben. Insbesondere in den Feldern Mobility, Green-Tech und Health-Tech werden Schwerpunkte gelegt. Verbunden damit sind die Bereiche Materialien- und Werkstofftechnologien, Produktionstechnologien, Maschinen- und Anlagenbau sowie Digitaltechnologien und Mikroelektronik.
Die Laufzeit der Finanzierungsaktion erstreckt sich – vorbehaltlich einer vorzeitigen Revision – bis zum 31. Dezember 2020.
„Förderung greift da ein, wo der Markt versagt“
„Die Förderung ist insofern spannend, da sie früh dort eingreift, wo der Markt versagt, d.h. wo es an Risikofinanzierung durch Investoren in der Steiermark nach wie vor eher mangelt. Insofern ergibt es aus ökonomischer Sicht definitiv Sinn, hier Anreize zu schaffen, damit (neue) Business Angels bereits in frühe Startup-Ideen investieren“, so Werner Sammer von Up To Eleven über die Initiative der SFG. Die Höhe der Investments sind für den ersten Anschub in Ordnung. Als Startup-Gründer muss man grad ganz am Anfang darauf achten, wie die Zusammensetzung des Cap Table ist, daher sollte die Summe bei einer tendenziell eher niedrigen Bewertung nicht zu hoch sein. Jedenfalls muss der co-finanzierende Investor strategisch passen, sonst fehlt der Added Value für das Startup.“
Für Frühphasen-Startups ist die Initiative insofern also sehr spannend. Für Unternehmen, die schon etwas weiter sind, allerdings nicht. Sammer: „Nichtsdestotrotz darf man sich bundesweit ruhig einmal an die Einführung eines Beteiligungsfreibetrags oder die Stärkung von Investments auf Niveau Series B/C/Later Stage ab 2 Millionen Euro machen.“