Interview

build! Gründerzentrum: Worauf Startup-Gründer in Kärnten bauen können

Robert Gfrerer, Geschäftsführer des build! Gründerzentrum. © Trending Topics
Robert Gfrerer, Geschäftsführer des build! Gründerzentrum. © Trending Topics
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Wer im südlichsten Bundesland Österreichs ein Startup ins Leben ruft, der kommt am build! Gründerzentrum nicht vorbei. Das Startup-Zentrum mit Niederlassungen in Klagenfurt und Villach hat mit Robert Gfrerer seit 2018 einen neuen Chef, der die Einrichtung nach bewegten Zeiten zu neuen Höhen führen will (Trending Topics berichtete).

Im hauseigenen Accelerator wird Infrastruktur und Know-how geboten, um in Kärnten das nächste Bitmovin herangedeihen zu lassen. Bitmovin der Gründer Stefan Lederer, Christopher Müller und Christian Timmerer ist seit dem Start 2013 zu einem wichtigen Player im Videostreaming-Markt gewachsen, der Kunden wie die BBC bedient und viele Millionen Euro Risikokapital bekommen hat.

Im Interview mit Trending Topics spricht build!-Chef Gfrerer, selbst studierter Biomediziner und Elektrotechniker, über die Möglichkeiten und Herausforderungen des Startup-Bundeslands Kärnten.

Trending Topics: Welche Rolle hat das build! Gründerzentrum in der Kärntner Startup-Szene?

Robert Gfrerer: Wir übernehmen die Rolle des Kompetenz- und Entwicklungszentrums für technologieorientierte und wissensbasierte Startups. Wir haben neue Programme für Unternehmen, die bis zu fünf Jahre alt sein dürfen. Außerdem machen wir Projektentwicklung für regionale Business Opportunities. Das sind die drei Rollen, die wir als Inkubator für unsere Startups haben.

Sie haben einen guten Überblick über die Kärntner Startup-Szene im Technologiebereich. Wie würden sie sie charakterisieren?

Es gibt spezifische Stärken. Das ist die Drohnenforschung, die Bild- und Videoverbeitung, neue Funktechnologien in den Lakeside Labs, und bei JOANNEUM RESEARCH ist zu erwarten, dass es in den nächsten zwei Jahren einige Startups im Robotik-Bereich geben wird. Auch bei den Silicon Austria Labs werden mit Sicherheit einige spannende Projekte herauskommen.

Die Projektmacher kommen derzeit aus drei Bereichen: Akademische Gründer, deren Studium einige Zeit zurückliegt, machen etwa die Hälfte aus. 36 Prozent sind akademische Gründer aus dem Umfeld der Alpen-Adria-Universität, und schließlich die Gründer von den Fachhochschulen.

Stichwort akademische Gründer: Ist es schwer, Wissenschaftler aus dem Elfenbeinturm zu holen und ins Unternehmertum zu bringen?

Es gibt auch dort Unternehmertypen. Aber für jemanden, für den die wissenschaftliche Karriere im Vordergrund steht, wird das vermutlich so bleiben. Aber es gibt in der Wissenschaft immer wieder Personen, die mit einer Dissertation unter Beweis stellen, dass sie eigenständig forschen können und dann etwas gründen wollen. Das sind die Personen, mit denen wir in unserem Accelerator zu tun haben.

Ist Bitmovin das große Aushängeschild der Kärntner Startup-Szene?

Das ist unbestritten das größte Aushängeschild. Es ist natürlich wünschenswert, dass wir in Zukunft weitere solche Firmen erleben werden. Es gibt aber Startups in Kärnten, die weniger bekannt sind, sich aber genauso im Silicon Valley etabliert haben – etwa die Firma CISC Semiconductor, die im Lakeside Park sitzt und auch eine Niederlassung in Kalifornien hat. Es gibt einige weitere bei uns im Accelerator, die gerade ihre Prototypen ausarbeiten. Ich bin mir sicher, dass wir von denen noch mehr hören werden.

Welche Vorteile hat ein Gründer, wenn er in Kärnten bleibt und nicht nach Wien oder ins Ausland geht?

In Kärnten gibt es einen eindeutigen Vorteil im Bereich von Electronic Based Systems (EBS). Es gibt nirgendwo in Europa eine Region, in der in diesem Bereich so viel investiert wird, wie zurzeit in Kärnten. Gerade im Bereich B2B hat ein Startup sehr gute Chancen, davon zu profitieren. Außerdem sind in vielen etablierten Industrieunternehmen Innovationen und Technologietransfers gefordert, und via Open Innovation werden bewusst Innovationen von außen hereingeholt. Es gibt eine Riesen-Chance, dass Startups ihre Technologien einem Unternehmen verkaufen können.

In Kärnten gibt es für Startups ein Bündel von Angeboten. Das beginnt mit dem UIG-Programm, das an der Alpen-Adria-Universität und an der FH angesiedelt ist. Da bekommt ein Gründerteam für neun Monate ein Gehalt und 13.000 Euro Budget, um das Gründungsprojekt so weit vorzubereiten, um dann bei uns im Accelerator in die weitere Betreuung einzusteigen. Dort bekommt man das Rüstzeug fürs Management vermittelt und hat die Möglichkeit, ein Paket von 22.000 Euro zu bekommen. Jene, die dann bereits gegründet haben und bereits Teams aufbauen, können ein Paket im Wert von 60.000 Euro bekommen, das inkludiert eine komplette Gründer-Infrastruktur. Und schließlich gibt es ein ganz neues “Go to Market”-Programm, das wir im Mai ausrollen. Dort wird man pro Projekt Unterstützung von 45.000 Euro bekommen.

Gibt es eine aktive Business-Angel-Szene in Kärnten?

Ja die gibt es, aber man kann immer viel mehr brauchen. Deswegen sind wir im Zuge unserer Neuausrichtung gerade dabei, diese Szene auszuweiten.

Kärnten grenzt an Italien und Slowenien. Gibt es grenzübergreifende Kooperationen in Sachen Startups?

Es gibt bilaterale Kooperationen mit beiden Ländern, und auch Italien und Slowenien arbeiten da zusammen. In Summe ergibt das ein Dreieck. Wir sind strategisch in all diesen Programmen drinnen – etwa beim EU-Projekt EEsAA (Entrepreneurial Ecosystem Alpe Adria), das GründerInnen dabei hilft, bei der Expansion in das jeweils andere Land Mentoren zu finden. Wir begleiten etwa gerade Italiener, die bei uns Fuß fassen wollen, und unsere Gründer, die nach Italien gehen wollen, werden dort von Mentoren betreut.

Unser Partner in diesem Projekt ist Next Level Mentoring vom Netzwerk „Verantwortung Zeigen„. Bei uns im build! Gründerzentrum etwa haben sich im Jänner vier Italiener aus Udine angesiedelt, die beschlossen haben, ihr Startup bei uns hochzuziehen, weil sie die Nähe zu diesem Technologie-Netzwerk brauchen.

Der Blick in die Zukunft: Welche Challenges muss Startup-Kärnten angehen?

Die üblichen Challenges zähle ich jetzt nicht auf, die haben alle auf der ganzen Welt. Bei uns gibt es aber spezielle Challenges, etwa das Employer Branding. Im Industriebereich werden gerade extrem viele Arbeitskräfte gesucht, und da ist es nicht leicht, Arbeitskräfte für kleinere Unternehmen zu gewinnen. Eine weitere Herausforderung ist die intensive Vernetzung mit der Industrie. Diese Vernetzung war in der Vergangenheit nur punktuell da, und die wollen wir intensivieren. Unsere Startups sind automatisch Silicon-Alps-Mitglieder und können die Leistungen von dem Industrie-Cluster nutzen. So können sie schnell und einfach mit Vertretern der Industrie in Kontakt treten.

Die dritte Challenge ist die Vernetzung mit internationalen Investoren. Es wird immer wieder Startups geben, die in einer Finanzierungsrunde viel Geld brauchen, und dann ist es wesentlich, mögliche Partner bei der Hand zu haben.

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