Hintergrund

Ukrainekrieg spielt Chinas Solar-Geschäft in Europa in die Hände

Xinghuo Water Surface Photovoltaic Demonstration Project in Daqing, China, Provinz Heilongjiang. © Asian Photovoltaic Industry Association
Xinghuo Water Surface Photovoltaic Demonstration Project in Daqing, China, Provinz Heilongjiang. © Asian Photovoltaic Industry Association

Den globalen Kampf um die Vorherrschaft bei Computer-Chips und Social-Media-Plattformen kennt man bereits, nun scheint er sich auch auf das Feld der Solaranlagen auszuweiten. Denn die Asian Photovoltaic Industry Association (APVIA) weist in einer aktuellen Aussendung darauf hin, dass die USA zunehmend Importe von Photovoltaikanlagen aus China beschlagnahmt.

Grund dafür ist der Uyghur Forced Labor Prevention Act (UFLPA), der seit Juni 2022 in Kraft ist. Er verbietet es, dass Waren aus der autonomen chinesischen Provinz Xinjiang in die USA importiert werden. Dort finden den USA und zahlreichen unabhängigen Berichten zufolge Menschenrechtsverletzungen gegen die muslimische Minderheit der Uiguren in großen Maßstab statt – mit einem riesigen Netz von Gefangenenlagern, wo Mitglieder der Minderheit Zwangsarbeit verrichten.

USA verhindert chinesische Importe

„Vor dem Hintergrund von wirtschaftlicher Rezession, Inflation und Energieknappheit muss Europa zwingend seine Investitionen in Photovoltaik und weitere neue Energiequellen verstärken, darunter insbesondere den Bau von Licht-Speichersystemen für Haushalte“, heißt es in einer Aussendung der Asian Photovoltaic Industry Association (APVIA). „Wegen des russisch-ukrainischen Konflikts sind die europäischen Strompreise im Allgemeinen bereits um das Zwei- bis Dreifache gestiegen; einschließlich Frankreich sogar um das Vierfache. Die Abhängigkeit Europas von fossilen Energieträgern kann deshalb langfristig nur von einem konsequenten und effektiven Ausbau sauberer Energieerzeugung abgelöst werden.“

Allerdings ist Xinjiang der Asian Photovoltaic Industry Association (APVIA) auch das „Zentrum der Solarversorgungskette“. „In Xinjiang sind mehrere große Industriestandorte für die Produktion von Silizium- und Polysilizium zufolge seit Juni bis zu 3 Gigawatt an importierten PV-Modulen aus China durch den US-Zoll beschlagnahmt worden. Bis Ende des Jahres sollen es voraussichtlich PV-Module zwischen 9 und 12 Gigawatt sein, deren Markeintritt von den US-Behörden verhindert werden. Währenddessen versuchen führende Solarunternehmen aus den USA wie Enphase, die Produktion der zukunftsträchtigen Energietechnologie immer mehr in den Westen zu verlagern – etwa nach Rumänien oder Mexiko.

Große Warnung vor Abhängigkeit von China bei Solarenergie

PV-Ausbau in der EU als Riesengeschäft

In der EU gibt es währenddessen keine Sanktionen gegen chinesische Solartechnologie. Deswegen sieht China Europa als nunmehr „wichtigsten Absatzmarkt für chinesische Produktionen“. Doch auf die USA will man nicht verzichten. „Die USA haben weitaus weniger inländische PV-Kapazitäten, um ihre Inlandsnachfrage zu decken. Im Hinblick auf die internationale Versorgung müssen sich die USA auf den chinesischen Markt verlassen“, meint Chinas WTO-Direktor Tu Xinquan.

Um vom UFLPA abzulenken, will China (wie in vielen anderen Branchen) über den Preis punkten. Photovoltaik aus den USA liege um 53,5 Prozent über den Gesamtkosten der chinesischen PV-Industrie zudem sei chinesische PV um 12 Prozent günstiger als deutsche Solaranlagen. Gleichzeitig spielt der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine dem Partner China und dessen Solarindustrie in die Hände. China schielt auf den stark wachsenden EU-Markt. Die Europäische Kommission plant bis 2030 den Ausbau neuer Photovoltaikanlagen in der Größenordnung von 420 Gigawatt (GW).

Die Abhängigkeit Europas von chinesischen Solaranlagen ist bereits auf höchster Ebene Thema. Nach der Krise durch starke Abhängigkeit von russischen Gas warnen Expert:innen davor, sofort in eine neue Abhängigkeit von China zu schlittern. „China hat maßgeblich dazu beigetragen, die Kosten für Solar-PV weltweit zu senken, was sich in mehrfacher Hinsicht positiv auf den Übergang zu sauberer Energie auswirkt“, so IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. „Gleichzeitig stellt der Grad der geografischen Konzentration in den globalen Lieferketten auch eine potenzielle Herausforderung dar, die die Regierungen angehen müssen.“ (Trending Topics berichtete).

© International Energy Agency
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