"Coal Pledge"

COP26: Länder wollen raus aus der Kohle – haben aber viel Spielraum für’s Wie

Initiativen wollen den Kohleausstieg beschleunigen © Unsplash
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Kohle gehört zu den klimaschädlichsten Energieträgern. Die Verbrennung des fossilen Brennstoffs ist laut der Zeitschrift Nature immer noch für 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, die bei der Energiegewinnung entstehen. Obwohl Kohle das Klima anheizt, setzen noch viele Länder auf den Brennstoff, allen voran China, Indien oder die USA. Gleichzeitig ist sich die Wissenschaft einig: Um die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssen die Industriestaaten zeitnah aus der Kohle aussteigen. Im Rahmen der Weltklimakonferenz COP26 zeichnet sich bei den Ländern am Donnerstag nun zumindest ein Umdenken in diese Richtung ab.

Zwei Initiativen für den Kohleausstieg

Mehr als 160 Staaten, Städte und Organisationen sind der „Powering Past Coal Alliance“ beigetreten, die mit finanzieller Unterstützung der kanadischen Regierung dem kanadischen Umweltministerium ins Leben gerufen wurde. Im Rahmen der Initiative verfolgen Staaten das Ziel, möglichst bis 2030 aus der Kohle auszusteigen, um damit den weltweiten Übergang zu sauberen Energien zu beschleunigen. Mittlerweile sind etwa zwei Drittel der wirtschaftlich starken OECD- und EU-Länder Mitglieder der Initiative. Zu den Mitgliedern zählen etwa Österreich, Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Aber auch einzelne Städte sind vertreten, darunter etwa die polnischen Großstädte Koszalin und Walbrzych.

Staaten zeigen zu wenig Ambitionen bei Stopp fossiler Brennstoffe

Bei den Mitgliedschaften sind für den globalen Klimaschutz vor allem diejenigen Länder interessant, deren Energieversorgung noch stark von der Kohle abhängt. So trat etwa die Ukraine der Initiative bei und verpflichtete sich damit, ihre Kohleverstromung bis 2035 zu beenden. Derzeit sind in der Ukraine nach Deutschland und Polen die meisten Kohlekraftwerke am Netz. Polen, selbst großer Kohleproduzent, unterzeichnete am Donnerstag die „Global Coal to Clean“-Initiative, auch „Coal Pledge“ genannt, des COP26-Präsidenten Alok Sharma. Die Initiative, zu der auch Vietnam und Chile gehören, sieht ein Ende der Kohleverstromung in den 2030er Jahren in den großen Volkswirtschaften und in den 2040er Jahren in den ärmeren Ländern vor.

Viele offene Fragen

In die Realität umgesetzt könnten die Bekenntnisse dazu führen, dass in den nächsten Jahren viele Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Dennoch lassen die Ankündigungen viele Fragen offen. Der britische Schattenwirtschaftsminister Ed Miliband sagte gegenüber der BBC, es gebe „eklatante Lücken“ bei großen Emittenten, die sich nicht verpflichtet hätten, den Anstieg des Kohleverbrauchs im eigenen Land zu stoppen. Einige der größten kohleabhängigen Länder der Welt gehören den genannten Initiativen, mit Ausnahme einzelner Städte, bisher nicht an. Dazu gehören etwa China, die USA, Indien und Australien. Zudem merkte er an,  dass es in den Initiativen keine Verpflichtungen für den Ausstieg aus Öl und Gas gebe.

Für den Klimaschutz das Auto aufgeben fällt am schwersten

Auch die Umweltorganisation Greenpeace äußerte sich kritisch. „Insgesamt bleibt diese Erklärung weit hinter dem Ehrgeiz zurück, der in diesem kritischen Jahrzehnt in Bezug auf fossile Brennstoffe erforderlich ist“, sagte Juan Pablo Osornio, Leiter der Greenpeace-Delegation auf der COP26, der BBC.  „Das Kleingedruckte gibt den Ländern anscheinend einen enormen Spielraum, ihr eigenes Ausstiegsdatum zu wählen, trotz der glänzenden Schlagzeile“, fügte er hinzu.

Denn die Zeitpläne für den Ausstieg bleiben laut BBC schwammig: Die reicheren Länder versprechen den Kohleausstieg für die 2030er Jahre, die Entwicklungsländer für die 2040er Jahre. Bisher ist keine dieser Verpflichtungen verbindlich. Dadurch gibt es auch keine Druckmittel für Mitgliedstaaten der Allianzen, wenn sie ihre Bekenntnisse nicht in die Tat umsetzen. Wie bei der kürzlich vorgestellten Banken-Allianz bleibt es nun auch bei den Initiativen zum Kohleausstieg vor allem bei reinen Lippenbekenntnissen. Bis wann die Länder tatsächlich aus dem klimaschädlichsten Energieträger aussteigen und welche Schritte sie dazu unternehmen, bleibt daher abzuwarten.

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