"Stay at Home"

Berechnungen zu Corona-Maßnahmen: Braucht es verschärfte Regeln?

"Stay at home"-Aufruf am Himmel. © Photo by Amelie & Niklas Ohlrogge on Unsplash
"Stay at home"-Aufruf am Himmel. © Photo by Amelie & Niklas Ohlrogge on Unsplash

Seit etwa eineinhalb Wochen gelten die Ausgangsbeschränkungen in Österreich und können frühestens erst am 13. April gelockert werden. Am Freitag wird außerdem klar, ob es zusätzlich zu den bestehenden Regeln noch Verschärfungen geben muss – Bundeskanzler Sebastian Kurz will die Öffentlichkeit über Entscheidungen diesbezüglich auf Basis der Datenlage informieren.

Daten zu der Ausbreitung des Coronavirus, etwa dem prozentuellen Anstieg pro Tag, sind derzeit die Grundlage vieler Entscheidungen. Auch Wissenschaftler sehen sich die Datenlage derzeit genauestens an. Etwa Forscher der TU Wien und des universitären TU-Spin-Offs dwh. Sie haben jetzt Simulationsrechnungen angestellt, um zu bestimmen, ob eine zusätzliche Verschärfung der Maßnahmen sinnvoll wäre. Denkbar sind etwa die Stilllegung der öffentlichen Verkehrsmittel, die Schließung von noch mehr Betrieben oder ein generelles Ausgangsverbot.

Weitere Verschärfung keinen spürbaren Nutzen

„Unsere Simulationsrechnungen zeigen allerdings ganz klar, dass ab einem gewissen Punkt eine weitere Verschärfung keinen spürbaren Nutzen mehr bringt“, sagt Niki Popper, Leiter des Forschungsteams. „Man kann sich das vorstellen wie bei einem nassen Schwamm: Je mehr Druck man ausübt, umso mehr Wasser kann man herausdrücken. Aber irgendwann ist der Schwamm völlig komprimiert, und dann hat zusätzlicher Druck kaum noch eine Auswirkung.“

Was den Daten der Forscher zufolge aber auch klar ist: Eine schnelle Rückkehr zum gewohnten Alltag wird auch nicht möglich sein. „Wir gehen davon aus, dass bei Beibehaltung der aktuellen Maßnahmen der Höhepunkt der Krankheitsfälle bald erreicht wird und danach die Fallzahlen zurückgehen“, so Popper. „Wenn die Kontaktzahl aber dann sofort wieder auf das früher übliche Niveau ansteigt, dann wird auch die Zahl der Krankheitsfälle sehr rasch wieder zunehmen, so ähnlich wie sich ein zusammengedrückter Schwamm sofort wieder ausdehnt, wenn man den Druck wegnimmt.“

Ein übereiltes Ende der Maßnahmen könnte dem Forscher-Team zufolge eine zweite Corona-Welle zur Folge haben, die innerhalb kurzer Zeit zu deutlich höheren Krankheitszahlen führen könnte.

Das Forscherteam hat nun 3 Szenarien berechnet, die passieren könnten:

1. Aktuelle Maßnahmen beibehalten: Derzeit sind Schulen und ca. 25 Prozent der Arbeitsstätten geschlossen, bei den Freizeitkontakten wird im Modell eine Reduktion von 50 Prozent angenommen. Würde man dieses Maßnahmenpaket voll beibehalten, würde die Zahl der COVID-19-Kranken über den Sommer kontinuierlich zurückgehen.

2. Strenge Rücknahme der Maßnahmen: „Ein kontinuierlicher Rückgang der Krankheitszahlen ergibt sich allerdings auch in einem zweiten Szenario, bei dem nach Ostern die Arbeitsstätten wieder geöffnet werden“, heißt es seitens der Forscher. „Schulen bleiben in diesem Szenario geschlossen, die Freizeitkontakte bleiben weiter reduziert. Der Rückgang der Krankheitszahlen wäre dann langsamer, aber das Gesundheitssystem käme nicht an seine Belastungsgrenze.“

3. Lockere Rücknahme der Maßnahmen: In diesem Szenario wird davon ausgegangen, dass Arbeitsstätten ab Ostern wieder geöffnet werden und am 4. Mai (zwei Wochen vor der Matura) auch die Schulen wieder ihren normalen Betrieb aufnehmen. Nur die Kontaktanzahl in der Freizeit bleibt weiterhin um 50 % reduziert. „In diesem Fall kommt es nach den Berechnungen zwar nicht zu einem explosiven Anstieg der Krankheitszahlen, wie das bei einem abrupten totalen Ende der Maßnahmen der Fall wäre, aber die Krankheitszahlen würden trotzdem steigen und das Niveau der derzeitigen ersten Welle übertreffen“, so die Forscher.

Welche Entscheidungen die Regierungen nun treffen wird, werden wir frühestens am Freitag wissen. Aber auch danach müssen die Modelle immer neu angepasst werden. Popper: „Es ist wichtig, die Modelle Woche für Woche weiter zu verbessern und an das neueste Datenmaterial anzupassen. Je mehr wir über die Ausbreitung von COVID-19 lernen, umso zuverlässiger wird auch unser Blick in die Zukunft sein.“

Weitere Infos zu dem Simulationsmodell gibt es in diesem PDF.

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