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„Der Markt ist derzeit eine Katastrophe“: Die Gründe und Auswirkungen des Krypto-Crashs

Litecoin, Bitcoin, Ethereum. © Pixabay
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Bitcoin stürzt Richtung 6.000 Dollar. Ethereum fällt unter 300 Dollar. Bitcoin Cash ist weniger als 500 Dollar wert. Und die Marktkapitalisierung aller gehandelten Krypto-Assets macht nur mehr weniger als 200 Milliarden Dollar aus. Lediglich die türkische Lira übersteigt bei den Wertschwankungen derzeit den Bitcoin, wie Bloomberg kürzlich vorrechnete.

Der 14. August ist ein neuerlicher Schockmoment für viele, die mit Kryptowährungen handeln oder einfach nur aus Interesse den Markt beobachten. Nach einem spektakulären Start ins Jahr sind die Kurse von Bitcoin, Ethereum, Ripple und Konsorten stufenweise zurückgegangen. Lag die Marktkapitalisierung vor drei Monaten noch bei 400 Milliarden Dollar, ist es heute bereits weniger als die Hälfte. Wo sind die Gründe für die neuerliche Krise zu suchen?

Zittern im Krypto-Winter 2018

„Der aktuelle Crypto-Crash wurde durch Bitcoin ausgelöst. Der Markt ist generell sehr verunsichert und hat sich nach dem Crash im Januar 2018 nicht erholt. Nach der Ansage der US-Börsenaufsicht SEC, die Entscheidung über einen sogenannten Bitcoin-ETF (Exchange-Traded Fund, Anm.) zu verschieben, hat der Markt harsch reagiert“, sagt Matthias Tarasiewicz vom Wiener Institute for Future Cryptoeconomics RIAT. Eine Entscheidung zu den ETFs könnte am 30. September folgen, doch eine Aufschiebung bis 2019 sei ebenfalls möglich.

Zwar hat der Markt in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder Sprünge nach oben gemacht, doch insgesamt zeigt die Tendenz nach unten. Tarasiewicz und andere (etwa der Risikokapitalgeber Andreessen Horowitz) bezeichnen 2018 deswegen auch als „Krypto-Winter“, was an neuen Regulierungen als auch mutmaßlichen Manipulationen liege. Manche glauben gar, dass ein Bitcoin-Kartell dafür verantwortlich ist, das wiederholt „Pump and Dump“-Tricks durchführe.

„Normalität nach der Hype-Phase“

In vielen Medien ist derzeit zu lesen, dass die ausstehende Entscheidung zu Bitcoin-ETFs der Auslöser für die neuerliche Krypto-Krise ist. Doch Insider sehen weit mehr Gründe als nur diesen einen. “Ripple ist Gegenstand von Ermittlungen, Goldman Sachs hat prognostiziert, dass Bitcoin weiter fallen wird, die SEC hat die Entscheidung zu ETFs vertagt. Das alles verunsichert, und Verunsicherung in dem Markt ist schlecht”, sagt Bernhard Blaha, Mitgründer des Krypto-Startups herocoin.io aus Wien. “Wenn der Krypto-Markt schwierig ist, ist die Hemmschwelle deutlich höher, in Altcoins zu investieren. Viele wenden sich in solchen Phasen generell von Kryptowährungen ab.“

„Es wäre schön, wenn man sagen könnte, dass es einen einzigen Grund gibt, aber den gibt es nicht. Für mich ist es einfach eine Rückkehr zur Normalität nach dieser manischen Hype-Phase. Außerdem zeigt sich, dass viele Altcoins ihre Versprechen nicht halten konnten und deswegen viele sie verkaufen und zurück zu Bitcoin gehen“, sagt Max Tertinegg vom Grazer Startup Coinfinity. Auch Thomas Zeinzinger vom Grazer Blockchain-Projekt Artis sieht die aktuelle Situation gelassen. „Aus meiner Sicht ist diese Phase nichts Außergewöhnliches. 2016 wären das Traumkurse gewesen. Man darf das jetzt nicht so eng sehen, das ist kein erwachsener Markt.“

„Nichts Ungewöhnliches in dem Markt“

Den aktuellen Preisverfall von Bitcoin und Co. sehen viele Beobachter gelassen zu – vor allem jene, die den Markt für Krypto-Assets schon länger beobachten. “Das ist ein typischer Vorlauf bei einer Innovation. Ende der 1990er sind die Aktien gefallen, und jetzt fallen eben die Kryptowährungen. Es kann durchaus länger dauern, bis sich der Markt wieder erholt”, sagt Alfred Taudes, Experte für Kryptoökonomie ander Wirtschaftsuniversität Wien. “Das ist nichts Ungewöhnliches in dem Markt, weil es sich um eine neue Asset-Klasse mit geringer Liquidität und sehr kleiner Marktkapitalisierung handelt. Der langfristige Trend zeigt trotzdem bergauf.”

Vergleicht man den Status quo des Krypto-Markt mit dem Vorjahreszeitraum, sieht man deutlich: Auch nach den starken Verlusten 2018 liegt die Marktkapitalisierung noch deutlich über dem Vorjahr. Waren es Mitte August 2017 rund 140 Milliarden Dollar, sind es derzeit rund 195 Milliarden Dollar, die alle auf Exchanges gehandelten Krypto-Assets zusammen wert sind.

Über die Ursachen, warum es gerade jetzt wieder zu herben Verlusten für Bitcoin, Ethereum und Co kommt, kann auch Taudes nur spekulieren. “Teilweise wird der Markt auch manipuliert. Die Bitcoin-Wale können den Markt stark beeinflussen.” Wie weit und wie lange die Kurse noch nach unten fallen, lasse sich nicht vorhersagen.

ICOs: Eine Katastrophe für Startups?

“Der Markt derzeit ist eine Katastrophe. Solange die Leute Verluste machen, will keiner investieren. Das spürt man derzeit sehr stark”, sagt Florian Wimmer vom Hagenberger Krypto-Startup Blockpit. Die junge Firma bietet Tradern ein Tool für Steuer-Reporting für Kryptowährungen an und will in einem Token-Sale bis zu 12,5 Millionen Euro einnehmen. Zum Glück würden Investoren auch mit Euro im Private Sale einzahlen, so Wimmer. Anders als andere Startup sei man zum Glück nicht so abhängig von Investoren, die Ether oder Bitcoin springen lassen würden.

Dass es ICO-Projekte derzeit sehr schwer haben, zeigen nicht nur internationale Trends (Trending Topics berichtete). Zuletzt sagte das Grazer Blockchain-Projekt Artis seinen ICO ab, weil man nicht genug Investoren überzeugen konnte, um die angestrebten fünf Millionen Euro auch nur ansatzweise zu erreichen. Auch der Crowd-Sale von Conda wurde mehrmals nach hinten verschoben, er soll jetzt erst im Dezember 2018 starten.

Dass derzeit vor allem Ethereum (ETH) so stark verliert, hat auch mit ICOs zu tun. “Startups müssen Programmierer zahlen, und deswegen müssen sie viele der eingenommenen Ether umtauschen. Gerade jetzt ist der Anreiz hoch, viele Ether zu tauschen, um noch irgendetwas dafür zu bekommen”, sagt Krypto-Experte Taudes von der WU Wien. Startups, die auf Ethereum aufbauen, können das aber auch positiv sehen. “Der Preisverfall von Ethereum ist positiv für die Akzeptanz von dezentralen Apps. Wenn der Ether-Kurs fällt, wird es billiger, Anwendungen zu betreiben”, so Taudes.

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