Investitionstrend

„DeepTech-Investments sind langwierig, teuer und skalieren nicht so schnell“

Wohin mit der Marie? Dieser Frage wurde ausgiebig am Austrian Business Angel Summit 2024 im DeepTech-Panel in Kitzbühel nachgegangen. © Trending Topics/Julia Gerber
Wohin mit der Marie? Dieser Frage wurde ausgiebig am Austrian Business Angel Summit 2024 im DeepTech-Panel in Kitzbühel nachgegangen. © Trending Topics/Julia Gerber
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Im Rahmen des Business Angel Summits 2024 in Kitzbühel wurde heftig diskutiert. Zum einen darüber, ob sich DeepTech- oder SaaS-Solutions besser skalieren lassen und an welchen Faktoren dies festzumachen ist. Eveline Steinberger, Eigentümerin des VCs „The Blue Minds Company“, Laura Raggl, Managing Partner bei „ROI Ventures“, Markus Ertler, Business Angel bei „AngelME“ und Co-Founder von Angels United und Wilhelm Hüttenes, Angel Investor beim Family Office „Hüttenes hoch drei“ über ihre Investmentstrategien und den jeweiligen Fokus.

Bei DeepTech-Investments gelten andere Regeln

Viele Investor:innen investieren bewusst mehr in Hardware, während sich Software prinzipiell besser für Hyperscaling eignet, ist sich das Podium einig, bevor es in die DeepTech Diskussion geht. Eveline Steinberger hat früh mit eigenem Geld ohne Fond investiert und mit SaaS-Investments gestartet. Über die Jahre hat sie sich auch an Hardware gewagt und seit 2022 mit ihrer Investment-Boutique Blue Minds Company über eine Struktur in Israel auch in DeepTech investiert. „Hier gelten andere Regeln”, betont sie. Ihr VC sei in ein Industrienetzwerk eingebettet und arbeitet mit Laboren und Forschungszentren zusammen. Der Fokus liegt auf neuen Materialien und Batterietechnologien sowie Produktionsverfahren, die zum Beispiel aus kompensierendem Wasser Strom erzeugen können. Viele DeepTech-Themen müssen jahrelang im Labor erprobt werden. Zu Beginn sei oft unklar, ob die Technologien funktionieren werden. „Deeptech-Projekte sind langwierig, teuer, skalieren nicht so schnell wie andere Technologien und kommen mit einem höheren Risiko.”

Ertler ergänzt: „DeepTech Lösungen brauchen viel Zeit in der Forschung und regelmäßige Überprüfung, ob sie es in die nächste Forschungsphase schaffen.” Zudem handle es sich meist um Technik-Genies, die von Sales oder Unternehmertum wenig Ahnung haben und Coaching benötigen.

Wo Investor:innen nach USPs suchen

Raggl von ROI Ventures betont: Während bei DeepTech-Startups der USP oft im Produkt oder in Patenten liegt, findet man ihn bei Startups aus dem Software-Bereich häufiger im Team, im Netzwerk oder in anderen Aspekten. „Als Business Angel ist wichtig zu wissen, wo man welchen USP sucht”, so die Managing Partnerin. Grundsätzlich liege der Fokus von ROI auf B2B SaaS Startups. „Wir investieren viel in frühphasige Startups und setzen dabei auch auf Pre-Product und Talent Investing. Nicht investiert wird in Health-Lösungen. Mit 50.000 bis 100.000 Euro-Tickets erwerben wir eher kleine Anteile an Startups. Im Fokus stehen bei uns Firmen unter einer 5 Millionen Euro Bewertung.” Bei ROI Ventures werde es bevorzugt, wenige Unternehmensanteile zu haben. Der Großteil soll bei den Gründer:innen bleiben. Wenn es nicht gut läuft, könne man auch verkaufen.

Raggl weist auf das Risiko der Verwässerung hin, allerdings sei es auch ein kalkulierbares Risiko für Investor:innen, das Unternehmen ermöglicht, notwendiges Kapital zu beschaffen, um zu wachsen. „Vor zwei Jahren haben wir in das Wiener AI-Startup „Magic“ investiert. Jetzt ist es 1,5 Milliarden Euro wert und ein Unicorn. Es ist unrealistisch, dass so etwas nach 2 Jahren passiert, aber es ist passiert.”

Hüttenes hoch drei will Spinoffs fördern

Wilhelm Hüttenes, der familiär aus der Chemieindustrie kommt und selbst Materialingenieur ist, hat sich zum Ziel gesetzt, die Spinoffs von morgen zu unterstützen. Sein Fokus liegt auf Startups innerhalb der Finanzierungsstadien Frühphase, Preeseed und Seed. Er betont die Bedeutung, sich genau mit der Technologie auseinanderzusetzen und die Märkte zu analysieren. Besonders in den Bereichen Maschinenbau, Logistik und Materialproduktion seien Prototypen und der Produktionsbau entscheidend. Noch habe er keine wesentlichen Erfolge im DeepTech verbucht, aber: „Wir sind in eine Logistik-Lösung investiert, die sehr vielversprechend aussieht. Der Prozess hat Jahre lang vor sich hingedümpelt und es gab viele Hürden von Zertifizierungen bis hin zu Lieferantenausfällen, aber jetzt ist Produkt lieferfähig und wird von großen Firmen nachgefragt. Der Moment des Hyperscalings wird kommen.”

Austrian Business Angel Summit 2024: Investor:innen entdecken Impact und DeepTech

DeepTech: anderer Anspruch an Investoren-Community

Für Ertler muss man sich als Business Angel die Frage stellen, wie groß die eigene Ticket-Size ist. „Du musst die Mathematik beherrschen, dir im Klaren sein, dass es notwendig sein kann, ein bis drei Mal das gleiche Kapital nachzuschießen und dir überlegen, ob es sich lohnt, mit einer halben Million Euro mitzuspielen oder ob es sinnvoller ist, das Geld in einen Fonds zu stecken.” Der AngelME-Investor investiert seit 15 Jahren und der ein oder andere Exit habe stattgefunden. „Ein Business Angel investiert aus einer anderen Motivation als ein VC. Es geht nicht vorrangig um den finanziellen Aspekt, sondern um die Tätigkeit selbst. Das Ziel ist, junge Menschen zu unterstützen und durch die Hürden des Gründens zu begleiten. Dieser Prozess ist ein Reward für den Business Angel”, so Ertler. Abschließend erwähnt er Angels United. Das Konsortium hat er unter anderem gemeinsam mit Niki Futter und Hermann Futter gegründet, da sie als Gemeinschaft langfristiger investieren und größere Tickets ausstellen können. Denn bei DeepTech brauche man eben mehr Investor:innen und auch mehr Geld.

Investition nur in Bereiche, von denen man Ahnung hat

Steinberger und The Blue Minds Company investieren in Energietransformation. „Auch wenn wir nur in Bereiche investieren, in denen wir uns auskennen, stoßen wir trotzdem teilweise an unserer Grenzen.” Deshalb setzt das VC auf starke Netzwerke und Communities und vernetzt sich mit Unternehmen, Universitäten, Professor:innen sowie anderen VCs und Business Angels. „Schon bei der Kennenlernphase eines Teams sollte man bereits an den Exit denken und überlegen, was auf dem Weg dorthin benötigt wird.” Ihr größten Hyperscaling-Erfolge bisher liegen im SaaS-Bereich. Im Jahr 2021 war Steinbergers VC an dem damals größten Startup-Exit in Österreich beteiligt, als has.to.be, eine E-Mobilitäts-Software, für 250 Millionen Euro übernommen wurde. Steinbergers Tipp: „Jede:r, der schnell von ROI träumt, sollte besser bei SaaS bleiben, anstatt in DeepTech zu investieren.”

10 bis 15 Jahre bis zum DeepTech-Exit

Für Hüttenes kommt es beim Investieren vor allem auf das Team an: „Die Ära der charismatischen Business-Founders ist vorbei.” Die Anforderungen an die technische Expertise seien jetzt viel höher. „Bei Hüttenes hoch drei konzentrieren wir uns auf technische Teams, die auch eine Ahnung von Business-Models haben. Es ist wichtig, dass sie das Produkt alleine bauen können. Bei dieser Art von Profilen stehen Investor:innen Schlange.” Man ist sich einig: Im SaaS-Bereich dauert es durchschnittlich fünf bis sieben Jahre, um einen erfolgreichen Exit zu erreichen. Bei DeepTech benötigen Teams zuerst bis zu drei Jahre im Labor, bis die Technologie so weit ist. Bis zum Exit können laut den Investor:innen noch einmal mindestens 10 bis 15 Jahre vergehen.

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