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Erste Ängste vor einer Blase nach Rekordjahr für Tech-Unicorns

Wann poppt die Blase? © Canva
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330 Milliarden Dollar Investment in den USA, 100 Milliarden in Europa, 1.000 plus Unicorns. 2021 war ein fantastisches Jahr für Startups, Scale-ups und ihre Investor:innen, und die großen VC-Fonds lassen erahnen, dass es in diesem Stil 2022 weitergehen kann. Alles leiwand also in Startup-Land?

Mitnichten. Unter der Oberfläche der Erfolgsmeldungen zu immer neuen Unicorns, die 100, 200, manchmal sogar 800 Millionen Euro in Finanzierungsrunden aufnehmen mehren sich die warnenden Stimmen, dass die Tech-Branche da auf eine neue Blase zusteuert. Bei Finanzierungsrunden war es bisher üblich, dass Investor:innen 10 bis 30-fache Umsatz-Multiples zahlten – bedeutet: Es war für sie ok, dass sie für eine Firma mit zehn Millionen Euro Umsatz eine Bewertung von bis zu 300 Millionen Euro zahlten. Sofern die Wachstumskurve passte, konnte man ja davon ausgehen, dass das Scale-up in ein paar Jahren ein Vielfaches des aktuellen Umsatzes einspielt, an die Börse geht und irgendwann stattliche Gewinne macht.

Dann aber kam die Corona-Krise, US-Investor:innen mit prall gefüllten Taschen und der Digitalisierungsschub daher und hat in Europa ein Investment-Feuerwerk ausgelöst. Insgesamt wurden 2021 etwa 121 Milliarden Dollar (107 Mrd. Euro) in europäische Tech-Unternehmen investiert. Das ist eine Verdreifachung gegenüber 2020 und hat innerhalb von 8 Monaten dafür gesorgt, dass (am Papier, wohlgemerkt) neue Unternehmenswerte von einer Billion Dollar geschaffen wurden. Zum Vergleich: Der Europäische Aufbauplan zu Bekämpfung der Corona-Krise, das größte Konjunkturpaket aller Zeiten, ist 2,018 Billionen Euro schwer. Wir reden hier also über enorm viel Geld.

Mehr als 100 Mrd. Euro bringen Europa 2021 fast 100 neue Unicorns

Multiples bis zu 1.500x am Markt

Doch am Markt werden mittlerweile Bewertungen von mehr als 10s bis 30x Revenue-Multiple bezahlt. In den vergangenen beiden Tagen habe ich von Investor:innen gehört, dass sich VCs mittlerweile auf 200x bis zu sage und schreibe 1.500x Multiples einlassen. Das bedeutet rein theoretisch, dass eine Firma mit einer Million Euro Umsatz im Jahr sich Unicorn nennen könnte. In der Realität ist das alles natürlich anders, und gerade in frühen Phasen wird nicht nur der Umsatz bemessen, sondern auch das Team, die Technologie und das Wachstumspotenzial. Das drastische Beispiel zeigt aber, wie stark überbewertet große Zukunftsversprechungen heute werden können.

Die Gefahr einer Blase, die platzen kann, wird heute, Anfang 2022 von niemandem mehr abgetan. Inflation, Druck durch große US-Investor:innen und Digitalisierungsdrang haben 2021 sehr viel Geld für Tech-Scale-ups lockergemacht. Doch jetzt steht in Reaktion auf die grassierende Inflation die Zinswende an. Zuerst in den USA, dann wahrscheinlich auch in der Eurozone werden der ultralockeren Geldpolitik Zügel angelegt, und das drückt natürlich die Investitionslaune. Die Aktienmärkte und auch die Krypto-Märkte haben das bereits zu spüren bekommen, nachdem die Fed die Leitzinserhöhung bereits früher als geplant durchführen will (Trending Topics berichtete).

15 Tech-IPOs, die 2022 ziemlich spannend machen können

Cloud und SaaS wurde bereits abgestraft

Vorauf Tech-Investor:innen aber besonders achten, sind die Aktienkurse und damit Bewertungen jüngerer börsennotierter Cloud- und SaaS-Unternehmen. Und die wurden bereits massiv abgestraft. Der BVP Nasdaq Emerging Cloud Index (EMCLOUD) ist einer der wichtigsten Gradmesser der Branche und bildet die Preisentwicklung von eher neueren Tech-Companies abseits von Google, Meta, Apple und Co ab – also etwa Dropbox, Suqare, Zoom, CrowdStrike, CloudFlare, Asana, HubSpot, UiPath oder Box.

Und die stehen derzeit gar nicht gut da. Nach einer Über-Performance in den Krisenjahren 2020 und 2021, als Tech inmitten der Misere als Heilsbringer galt, knickten die Kurse stark ein – teilweise brachen sie seit Ende 2021 um ein Fünftel ein und wurden dann vom generellen Down-Trend, der dann auch die Leit-Indezes S&P500, Dow Jones oder Nasdaq traf, zusätzlich mitgerissen:

Diese trübe Stimmung Anfang 2022 trifft auf die Maßnahmen der Inflationsbremse und die weiter tiefen Taschen der Investor:innen. Mögliches Ergebnis: Weniger spektakuläre Deals, gemäßigtere Finanzierungsrunden, niedrigere Bewertungen. Die nächsten Wochen werden das noch nicht zeigen, weil viele Deals, die verkündet werden, ihre Wurzeln noch im Boom-Jahr 2021 haben. Doch ab dem 2. Quartal kann es sein, dass der Speed nachlässt. Es bleibt abzuwarten, ob das so kommen wird, erste Anzeichen gibt es jedenfalls.

 

 

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