Kommentar

Fehlerkultur? Fehlanzeige.

© CHUTTERSNAP on Unsplash
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Wir stecken mitten in Lockdown III, die Impfungen gehen schleppend voran, und die Zahl der Neuinfektionen pro Tag will und will nicht unter 1.000 sinken. Das neue Schreckgespenst B1.1.7, besser bekannt als die „britische Virus-Mutation“, nährt neue Ängste, dass der Lockdown wie in Deutschland über den 24. Jänner hinaus verlängert wird.

Aber hier soll es gar nicht um die COVID-Pandemie an sich gehen, auch wenn sie der Rahmen ist für viele Geschehnisse. Trotz vieler Probleme in Österreich und mindestens genauso vieler Initiativen, diesen Problemen entgegen zu treten, gibt es in diesem Land eines nicht: eine Fehlerkultur und den damit verbundenen Mut, sich mal hinzustellen und zu sagen, „sry, das war mein Fehler“.

Ich will hier gar nicht auf Einzelfälle eingehen, aber in den letzten Monaten hatte man mehrmals die Vermutung, dass sich da jemand bald öffentlich hinstellen wird und den Satz sagen wird. Passierte aber in den meisten Fällen nicht. Immerhin kürzlich entschuldigte sich einer, und zwar ein Vorzeigesportler.

Eine seltene Ausnahme

„Die Materialkontrolle und das Prozedere nicht eingehalten zu haben, war ein Fehler, dumm und absolut nicht in Ordnung. Ich habe mit meinem Abgang ein schlechtes Vorbild abgegeben, dafür möchte ich mich auch an dieser Stelle aufrichtig entschuldigen“, sagte Gregor Schlierenzauer kürzlich über seinen Regelverstoß beim Vierschanzen-Finale in Bischofshofen. Diese Entschuldigung macht ihn nicht zu einem schlechteren Sportler, aber vielleicht in seiner prominenten Rolle zu einem besseren Vorbild für junge Menschen, die ihm nacheifern.

Warum ist Fehlerkultur überhaupt wichtig? Man könnte ja meinen: Gut, wenn es sich keine/r traut, sich öffentlich zu entschuldigen, dann ist das eben so, um die Fehler wissen wir ja trotzdem. Falsch gedacht: Fehlerkultur ist ein entscheidender Faktor, der über Erfolg und Misserfolg von Initiativen, Unternehmen, ganzen Volkswirtschaften entscheiden kann.

Wo Fehler akzeptiert sind

Ich war nun mittlerweile drei Mal in Israel – immer mit der Mission, die besten Stories aus der „Startup Nation“ für unsere Leser in dem kleinen, aber hochinnovativen Land im Nahen Osten zu finden (hier gibt es mehr dazu). Eines meiner Learnings: Neben dem hochtechnologischen Militär als Talentschmiede, der starken Connection zu VCs aus den USA, viel Geld für Forschung und einem stark ausgeprägten Geschäftssinn vieler junger Menschen wird noch eines hoch gehalten: die Fehlerkultur.

„Fehler sind akzeptiert, auch wenn man nicht unbedingt einen Orden dafür kriegt. Aber man kann aus den Fehlern lernen und macht sie hoffentlich kein zweites Mal“, sagte Yahal Zilka von Magma, einem der wichtigsten Risikokapitalgeber, einmal in Tel Aviv zu mir. Für ihn wie viele andere VCs sind dort Gründer, die schon einmal gescheitert sind, die besseren Gründer – eben weil sie aus ihren Fehlern, die sie gegenüber dem Markt („mein Business-Model hat nicht funktioniert, weil…“) eingestanden haben, hoffentlich gelernt haben.

„Startup-Nation“ Israel: 7 Gründe, warum das kleine Land so viele innovative Tech-Firmen hervor bringt

Nun wünschen sich auch in Österreich viele mehr Startup-Kultur. Sicher keine schlechte Idee, denn angesichts der drohenden Insolvenzwelle ist es wichtig für die Volkswirtschaft, dass am besten noch heuer viele viele neue Firmen gegründet werden, die Steuern zahlen und Arbeitsplätze schaffen (können). Wichtig zu wissen ist dabei aber auch, dass es in einer funktionierenden Startup-Landschaft, wie Israel sie zweifellos hat, auch eine richtige Kultur des Scheiterns braucht – und zwar nicht nur in Panel-Diskussionen, sondern in der Praxis.

Israel ist weltweiter Vorreiter bei Impfungen. Von Israel – bei Kenntnis aller großen Probleme, die auch dieses Land hat – zu lernen, ist sicher keine schlechte Idee.

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