Politik

Gewessler: Österreich startet Aufholjagd für Klimaneutralität bis 2040

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler © BKA/Andy Wenzel
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Mit dem Ziel bereits 2040 klimaneutral zu sein, hat Österreich sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt und ist damit der Vorreiter für andere Länder. Die Anreize für einen schnellen Wandel sind insbesondere volkswirtschaftlich hoch. Nach einer Studie des Klimaschutzministeriums sind bereits heuer 15 Milliarden Euro Wirtschaftskosten entstanden durch Nichthandeln im Bereich der Klimakrise und weitere zusätzliche 2 Milliarden Euro Kosten durch Klimaschäden durch extreme Wettererscheinungen.

In einem Pressegespräch mit Leonore Gewessler (Die Grünen) und dem deutschen Klimaexperten und Direktor des Think Tanks Agora Energiewende Peter Graichen Mitte November machte die Ministerin deutlich, dass für sie bereits die nächsten 5 Jahre entscheidend für Österreichs Klimaneutralität 2040 sind und den Menschen Sicherheit geben können: “Gerade jetzt ist es Aufgabe der Politik Perspektive zu zeigen. Für sichere Arbeitsplätze und eine gute Zukunft mit Lebensqualität ist Klimaschutz jetzt die richtige Antwort zu richtigen Zeit.”

Drei Schritte für die Klimaneutralität

Auch aus der Wissenschaft gibt es dafür Zustimmung. Als Direktor des deutschen Think Tanks Agora Energiewende hat Peter Graichen eine Studie mitentwickelt, die den Weg raus aus der Abhängigkeit durch fossile Energieträger zeigen soll. Demnach sind drei Schritte für den Austritt entscheidend:

  • Bis 2030: Um die 60% weniger Ausstoß von Treibhausgasemissionen durch den Ausbau von erneuerbaren Energien, Steigerung der Gebäudeenergieeffizienz, Elektrifizierung des Verkehrs und Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft
  • Nach 2030: 95% weniger Ausstoß von Treibhausgasemissionen, Markt für Gas und Öl verschwindet
  • Die letzten 5 % der Treibhausgasemissionen entstehen durch die Landwirtschaft und müssen durch entsprechende Senken oder Carbon Capture and Storage (CCS) ausgeglichen werden

Um diese Ziele zu erreichen, müssen laut dem Klimaexperten in den nächsten fünf Jahren die Bedingungen dafür geschaffen werden. Dabei spielt die Politik für ihn eine entscheidende Rolle: “Die Politik kommt um entsprechenden Rahmenbedingungen nicht drumherum und muss im Zweifel auch unbequeme Entscheidungen treffen.”

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Heutige Öl- und Gasgesellschaft wird zu Wasserstoffgesellschaft

Für eine komplette Klimaneutralität müssen jegliche fossile Energiestoffe verschwinden. Stattdessen wird Strom die primäre Energiequelle. Nach Schätzungen von Peter Graichen wird der Strombedarf um 50% steigen. Die größere Nachfrage muss durch den Ausbau der erneuerbaren Energiequellen, vor allen Dingen Solar- und Windkraft, bedient werden. Bei Bedarf wird zusätzlicher grüner Strom importiert werden müssen. Auch heutige Gaskraftwerke sollen weiterhin genutzt werden, dann aber für Wasserstoff. Dieser wird ebenfalls durch erneuerbare Energiequellen hergestellt.

Graichen ist sich sicher: „Die Öl- und Gaswirtschaft wird abgelöst durch die Wasserstoffwirtschaft und genauso global agieren.” Nach Meinung des Experten werden die Mengen von Wasserstoff durch die hohe Nachfrage begrenzt sein und daher nur Anwendung in energieintensiven Bereichen der Industrie wie der Stahl und Betonherstellung finden. Heutige Investitionen müssen daher bereits in diese Richtung gehen.

Doch dafür fehlt es laut dem Klimaexperten noch an einem Technologieförderungsgesetz der den Markteintritt von entsprechenden Anlagen erleichtert. Nach Erkenntnissen des Experten werden hingegen für Gebäude Wärmepumpen, Energie aus Biomasse und grüne Fernwärme den Energiebedarf decken, während die Mobilität zu 100% elektrisch wird.

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Weltweiter Wettlauf um die neuesten Technologien

Auch wenn heute noch viele Weichen für eine klimaneutrale Welt fehlen, ist der Wettlauf um die Vorreiterrolle auf dem Gebiet bereits entbrannt. “Das ist ein großes Investitionsprogramm und die Möglichkeit die Volkswirtschaften der Länder zu erneuern”, sagt Graichen. Für ihn steht fest, dass es die Aufgabe der EU ist, im Rennen um die neusten Technologien und deren Verkauf auf den vordersten Rängen zu landen. Andernfalls wären die EU-Länder von stetigen Importen abhängig. Auch die Klimaschutzministerin sieht im Bereich Klimaneutralität viel wirtschaftliches Potenzial: “ Es ist unsere Chance, das jetzt wirtschaftlich zu nutzen und es ist die Aufgabe der nächsten 5 Jahre.”

Doch bevor es soweit ist, hat Leonore Gewessler zunächst für Ende diesen Jahres angekündigt, eine Wasserstoffstrategie zu präsentieren. Mit dieser soll dem zu erwartenden höheren Strombedarf Österreichs mit entsprechenden Strategien für den Einsatz der raren Energiequelle am effizientesten begegnet werden.

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