Nachhilfe-Plattform

Inside GoStudent: Das macht das Wiener Startup mit dem Millionen-Investment

Das Wiener Startup GoStudent hat erst kürzlich mit einem Investment in Millionenhöhe aufhorchen lassen. Unter dem Lead von Speedinvest haben Investoren insgesamt 1,5 Millionen Euro in die Jungfirma gesteckt, die Schülern beim Lernen hilft (Trending Topics berichtete). GoStudent startete 2015 als WhatsApp-Chat für Schüler und hat sich mittlerweile zu einer Plattform entwickelt, auf der 250.000 Schüler Fragen zu Hausaufgaben stellen. Jetzt ist das Startup den nächsten Schritt gegangen: über Video-Unterricht soll die starke Community monetarisiert werden. Wir haben uns mit Felix Ohswald unterhalten, der GoStudent gemeinsam mit Gregor Müller gegründet hat.

Trending Topics: Ihr vermittelt Nachhilfe digital und holt damit Schüler dort ab, wo sie sind. Schüler sind nicht gerade eine zahlungskräftige Zielgruppe. Wie verdient ihr Geld?

Felix Ohswald: Der Kern unseres Dienstes ist der kostenlose Hausaufgaben-Chat. Jeder Schüler kann den Chat kostenlos verwenden, dort Fragen zu einer Hausübung stellen und bekommt dann in kürzester Zeit von anderen qualifizierten Schülern und Lehrern eine Antwort. Ganz neu ist die tatsächliche Online-Nachhilfe in Form von Video-Unterricht mit Experten. Dieser Dienst ist kostenpflichtig und wird in der Regel von Eltern bezahlt. Unser drittes Standbein ist der Gruppenunterricht – da legt ein Lehrer das Thema fest, zum Beispiel Crashkurs Englisch Grammatik, und Schüler können sich den Preis aufteilen. Auch das bezahlen in der Regel die Eltern.

Wie erreicht ihr die Eltern?

Über ihre Kinder. Unser kostenloser Dienst wird von einer Viertelmillion Schüler im deutschsprachigen Raum genutzt. Direkt über die Plattform können die Schüler ihre Eltern informieren, dass es einen weiteren kostenpflichtigen Dienst gibt. Für uns war es aber immer wichtig, einen Dienst zu bauen, den Schüler gerne verwenden. Uns geht es nicht darum, dass Eltern ihren Kindern Nachhilfe aufzwingen. Über diese starke Schüler-Community versuchen wir die Eltern zu erreichen.

Wieviele zahlenden Kunden habt ihr?

Wir haben erst im Mai mit dem Videounterricht begonnen und sind da noch in der Anfangsphase. Wir wachsen gut und haben täglich sehr viele Videosessions.

Was sind die häufigsten Fragen, die Schüler auf GoStudent stellen?

Der absolute Renner sind naturwissenschaftliche Fächer, allen voran Mathematik. Dort ist das Spektrum sehr breit – oft sind es Fragen aus dem Schulbuch, die abfotografiert werden.

Wer beantwortet diese Fragen?

In unserem kostenlosen Dienst haben wir etwa 3.000 Tutoren. Das sind in der Regel ältere Schüler oder Studenten oder ältere Personen, die einfach Spaß daran haben, Schülerfragen zu beantwocrten. Die primäre Zielgruppe sind Lehramtsstudenten.

Wann hat Nachhilfe Hochsaison?

Der Hausaufgaben-Chat wird tatsächlich das ganze Jahr hindurch sehr hochfrequent genutzt. Bei der Video-Nachhilfe gibt es eigentlich auch über das ganze Jahr hinweg einen starken Trend – selbst im Sommer müssen viele Schüler für Nachprüfungen lernen. Und es gibt auch die Selbst-Optimierer, die im Sommer noch besser werden wollen.

Ihr habt heuer ein Investment von 1,5 Millionen Euro bekommen. Was habt ihr mit dem Geld vor?

Ein Teil des Geldes fließt in die Produktentwicklung und ein anderer Teil fließt in Marketing und Servicedienstleistungen.

Wie erreicht man die Zielgruppe Schüler derzeit?

Instagram funktioniert sehr gut. Wenn man Schüler wirklich gut abholen will, braucht es aber neben bezahlter Werbung noch einen anderen Kanal. Man kann zum Beispiel mit YouTube-Influencern zusammenarbeiten – das machen wir auch regelmäßig. Was auch gut funktioniert ist Content, das ist aber eher eine langfristige Strategie. Man braucht dazu viel Content, der für junge Leute relevant ist. Ein Schüler sucht zum Beispiel auf Google nach den größten Errungenschaften von Google oder nach einer Buchcharakterisierung einer Person und landet auf GoStudent, weil wir diesen Content haben. Sehr gut ist auch, ein Produkt viral zu machen – bei Bildungsprodukten ist das aber schwerer als bei Lifestyleprodukten.

In Wien gibt es sehr viele Schüler mit schlechten oder gar keinen Deutschkenntnissen – ist das bei euch ein Thema?

Sehr. Schüler mit Deutschproblemen trauen sich oft in der Klasse gar keine Fragen zu stellen, weil sie Angst haben vor Mitschülern, die sie auslachen könnten.

Ihr Bruder Moritz ist auch Teil des Teams, habt ihr das unternehmerische Gen von zuhause mitbekommen?

Wir haben mitbekommen, dass man seinen Träumen und Visionen nachgehen sollte. Wir sind stolz darauf, dass wir Eltern haben, die uns in unserem Vorhaben auch tatkräftig unterstützt haben.

Der Nachhilfe-Markt ist gut gesättigt, es gibt viele Online-Angebote. Wodurch unterscheidet ihr euch?

Bei uns gibt es den kostenlosen Dienst, der quasi als Engine funktioniert, um an die breite Masse zu kommen. Es gibt ein paar Anbieter, die versuchen, sich bei Video-Einzelunterricht einen Namen zu machen. Es gibt auch im Video-Gruppenunterricht erste Versuche. Wir unterscheiden uns vor allen dadurch, dass wir in den letzten zwei Jahren eine sehr starke Community aufgebaut haben. Wir geben uns außerdem tagtäglich Mühe, eine top Plattform zu bauen, die auch einfach funktioniert. Viele Online-Bildungsangebote zielen auf die Bedürfnisse von Eltern oder Schulen ab. Wir bauen unsere Dienstleistungen für Schüler.

Was sind eure Pläne für die nächsten zwei bis drei Jahre?

Wir wollen eine tolle stabile Lernplattform global aufbauen. Wir möchten Schüler nicht nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterstützen, sondern weltweit.

Welche Märkte sind für euch am spannendsten?

Es gibt drei große spannende Märkte: USA, Indien und China. Gerade in Indien gibt es zum Beispiel oft nicht einmal gute Offline-Bildungseinrichtungen. Dort sind Online-Bildungsangebote oft viel fortschrittlicher als in Europa. Diese Märkte sind aber natürlich gut gesättigt. In der nächsten Phase ist zum Beispiel der spanische Markt spannend, der uns vielleicht auch Südamerika öffnet. Wir sind da gerade in der Entscheidungsphase und werden das in den nächsten Wochen konkretisieren.

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