Huawei Matebook X Pro: Gelungener Macbook-Herausforderer

Mit dem Matebook X hat Huawei 2017 erstmals ein Notebook vorgestellt. Die Kritiken fielen damals wohlwollend aus – und so wurde aus dem ersten Versuch eine Serie. Mittlerweile gibt es Notebooks des chinesischen Herstellers in verschiedenen Preis- und Leistungsbereichen. Der letzte Clou: Das Huawei Matebook X Pro (2020). Damit will Huawei die Oberklasse rund um die Surface-Reihe von Microsoft und die MacBooks von Apple angreifen. Trending Topics konnte einige Wochen mit dem Gerät verbringen.
Die Probleme, die Huawei mit den hauseigenen Smartphones hat, gibt es bei den Notebooks nicht. Google nein, Microsoft ja also. Das ist durchaus positiv für Huawei, ohne ein vollwertiges Windows-OS hätte das Matebook X Pro wohl kaum eine Chance auf dem freien Markt. So ist die Geschichte aber eine andere.
Auflegen und übertragen
Huawei ergänzt Windows 10 nur um einige kleine Funktionen, die vorrangig dazu dienen, das eigene Ökosystem zu etablieren. So ist beispielsweise eine NFC-Schnittstelle verbaut – samt durchdachter Software-Ergänzung. Besitzer eines Huawei-Smartphones (einer neueren Generation) legen selbiges einfach rechts neben das Touchpad – und schon steht die Verbindung. „OneHop“ nennt sich diese Funktion. Der Homescreen des Smartphones nimmt dann einen Platz direkt auf dem Desktop des Notebooks ein, Daten, Fotos oder Videos lassen sich direkt verschieben. Das ist in der alltäglichen Arbeit tatsächlich ungemein praktisch und vereinfacht den Datentransfer enorm. Abgesehen davon dominiert das allseits bekannte Windows 10 mit all seinen Stärken und Schwächen.
Power unter der Haube
Auch die Bestandteile unter der Haube sind bekannt. Wir hatten das Modell mit 16 GB RAM, 1 TB Festspeicher (PCIe-SSD aus dem Hause Samsung) und dem i7 (10510U). Die liefert, was man sich erwarten darf und läuft auch unter Höchstlast sehr stabil. Beim Speicher sind die Partitionen etwas eigenartig gewählt, werkseitig ist auf Festplatte (C:) nur 60 GB Platz. Auf (D:) dafür 814 GB. Interessant auch: Huawei verbaut eine GeForce MX250, bei der es sich allerdings um eine Einsteiger-Grafikkarte handelt. Das ist zwar oft immer noch besser als die nicht dezidierten Lösungen vieler Notebooks, die Performance war in unserem Test aber nur mittelmäßig. Allerdings ist das aktuelle Macbook hier auch kaum besser unterwegs. Insgesamt jedenfalls eine solide Performance auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.
Schneller Fingerprint, komische Kamera
Gedacht ist das Matebook X Pro ohnehin für studentische und berufliche Zwecke. Wichtiger als die pure Leistung sind dementsprechend eher andere Aspekte. Die Verarbeitung beispielsweise lässt keine Kritik zu. Huawei setzt rundum auf Aluminium, was für ein robustes Äußeres sorgen dürfte. Wer das Notebook auf Reisen dabei hat, weiß das zu schätzen. Gleiches gilt für den angenehmen Druckpunkt der Tastatur und das ausreichend große Touchpad. Praktisch auch: Der Fingerprintsensor. Huawei ist hier traditionell gut aufgestellt, auch bei den Smartphones war man in diesem Bereich lange Zeit führend. Das merkt man, der Sensor löst in Sekundenbruchteilen aus und reagiert sehr zuverlässig.
Vorne in der Tastatur, bei den Tasten F6 und F7, ist die Frontkamera verbaut. Huawei setzt seit Beginn an auf eine ausklappbare Tastatur. Sicherheitspolitisch ist das eine sehr schlaue Entscheidung, unbefugter Kamera-Zugriff hat bei eingeklappter Knipse keinerlei Auswirkungen auf den Nutzer. Allerdings ist der Winkel nicht wirklich optimal, in Videochats hat das virtuelle Gegenüber mitunter zu viel Einblick in die Nasenlöcher des Matebook-Nutzers. Ganz generell gilt: In Zeiten einer weltweiten Pandemie und damit einhergehend extrem steigender Anzahl an Videochats, könnten die diversen Hersteller durchaus überlegen, die Frontkameras grundsätzlich zu verbessern. Die Kamera des Matebook schlägt sich tapfer, ist aber nicht mit den Selfieknipsen der diversen High End-Smartphones vergleichbar.
Helles Display mit Touchfunktion
Das LTPS-Display (mit Touchfunktion) misst 13,9 Zoll in der Diagonale, bei einem Seitenverhältnis von 3:2. Die Auflösung beträgt 3.000 x 2.000 Pixel bei 60 Hertz. Die Helligkeit ist gut, auch beim Arbeiten auf der Terrasse konnten wir alle Inhalte problemlos erkennen. Entspiegelte Displays mit Touchfunktion haben allerdings den Nachteil, dass sie kaum sauber zu halten sind. Wer viel darauf herumwischt muss mit weniger ansehnlichen Fingerabdrücken auf dem Screen rechnen. Die Blickwinkelstabilität passt jedenfalls, allerdings gibt es kritische Stimmen, die die Farbtreue kritisieren. Das können wir ob fehlender Testmöglichkeiten weder bestätigen noch widerlegen; im Zweifel vor dem Kauf ausprobieren. Wer für Videobearbeitung etc. wert auf originalgetreue Farben legt, wird tendenziell aber nicht glücklich.
Fehlt noch die Akkulaufzeit; für das Arbeiten unterwegs bekanntlich nicht ganz unerheblich. Wir erreichten acht bis zehn Stunden Laufzeit, abhängig von der Art der Verwendung (viele Videos, Dauerbetrieb, adaptive Helligkeit). Grundsätzlich sollte der Akku aber für einen Tag ohne Steckdose reichen. Was die Anschlüsse betrifft, sind die Basics vorhanden: Zwei Typ-C-Slots treffen auf einen Typ A-Slot und eine Kopfhörerbuchse. Ein im Lieferumfang enthaltenes Dock liefert zusätzliche USB-Schnittstellen, einen Kartenleser, VGA und HDMI nach.
Fazit
So herausfordernd die Schwierigkeiten, mit denen Huawei auf der Smartphone-Front kämpft, so solide präsentiert sich das Matebook X Pro. „Schlecht“ ist hier nichts, aber auch nicht alles perfekt. Die Kameraposition ist, so löblich der Hintergedanke auch sein mag, schlicht eigenartig und ein, zwei Anschlüsse mehr wären auch nett gewesen. Das ist aber ein Hersteller-übergreifendes Problem und Huawei liefert wenigstens einen Adapter mit. Insgesamt ein sehr gutes Notebook, das sich vor der direkten Konkurrenz nicht verstecken muss. Das hat aber auch seinen Preis: 1.850 Euro will Huawei für das Matebook X Pro – auch hier spielt man mittlerweile in einer Liga mit den Großen.
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Hinweis: Das Testgerät stellte uns Huawei Österreich zur Verfügung.