Forschung

Hüttenurlaub: Wie der Urlaub in Österreichs Bergen nicht zur Umweltbelastung wird

Urlaub auf der Berghütte sollte die Umwelt nicht unnötig belasten ©anaposa/ pixabay
Urlaub auf der Berghütte sollte die Umwelt nicht unnötig belasten ©anaposa/ pixabay
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Spätestens in den letzten zwei Jahren haben einige Menschen die Reize der eigenen Heimat erstmals wieder kennen- oder auch lieben gelernt. Das spiegelt sich auch in der Statistik wider. Bezogen auf das Kalenderjahr 2021, machten die Gäste aus Deutschland und aus Österreich mit Abstand den größten Anteil an den Nächtigungen im Tourismus aus. Bei insgesamt 79,57 Millionen Nächtigungen im Kalenderjahr 2021 gingen davon 32,10 Millionen Übernachtungen auf das Konto von Gästen aus Deutschland, 29,60 Millionen auf das Konto von Gästen aus dem eigenen Land, zeigen die Daten der Statistik Austria.

Insbesondere im alpinen Raum ist das Einkehren in Berghütten, sowohl für Gäste als auch für Einheimische, besonders reizvoll. Wie diese Fenster zur Natur aber nicht selber die Umwelt unnötig belasten, haben nun Forschende der Universität Innsbruck und der Deutsche Alpenverein (DAV) gemeinsam untersucht. Aus dem zweijährigen Projekt „Alpine Nachhaltigkeit auf Hütten“ (ANAH) ist nun zum Abschluss ein Leitfaden für nachhaltiges Wirtschaften in den Bergen entstanden, welcher speziell Schutzhütten thematisiert. Die Veröffentlichung ist für Mitte 2022 vorgesehen. Der Leitfaden soll neben den genannten Schutzhütten, auch anderen Gastronomie- und Herbergsbetrieben „Anreize, Ideen und Handlungsempfehlungen für einen nachhaltigeren Betrieb geben“ so die Projektbeteiligten.

Mehr als 150 Maßnahmen erarbeitet

Für das Projekt haben die Forschenden den Blick auch in die Praxis gewandt. Mit fünf Berghütten aus Tirol und Bayern hat das Team der Universität Innsbruck gemeinsam mit dem DAV zusammengearbeitet. Jutta Kister, ANAH-Projektleiterin am Institut für Geographie der Universität Innsbruck, dazu: „Wichtige Erkenntnisse aus den Erhebungen auf den ausgewählten Hütten sind einerseits, dass das erarbeitete Set an Indikatoren vor Ort anwendbar ist und andererseits, zu sehen, an welchen Themenfeldern auf den Hütten bereits intensiv gearbeitet wird und welche Themen noch zu wenig berücksichtigt werden.“

Im Rahmen des Projektes entwickelten die Forschenden ein eigenes „Nachhaltigkeits-Monitoring-System“. 16 ökologische, ökonomische und soziale Ziele sollen durch dieses System messbar werden. Zur Erreichung von diesen, wurden im Zuge des Projektes über 150 konkrete Maßnahmen definiert und beschrieben. Aus diesen wurden anschließend detaillierte Aufgaben hergeleitet, so die Projektbeteiligten.

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Energie, Einkauf, Mobilität

Wie sehen solche detaillierten Aufgaben also nun aus? Nun, einige sind für heute schon klimabewusste Akteur:innen wahrscheinlich recht naheliegend. So empfehlen die Forschenden im Bereich der Gebäudeinfrastruktur  die Umstellung zu einer vollständig autarken Energieversorgung, die Umstellung der Beleuchtung auf dimmbare Leuchtkörper, die dauerhafte Deaktivierung von Außenbeleuchtung außerhalb der Nutzungszeiten oder die Installation von Durchlaufbegrenzern bei Wasserhähnen und Duschen.

Um die Lebensmittelversorgung der Hütte möglichst nachhaltig zu gestalten, werden zur  CO2-Reduzierung Aufgaben wie den Wechsel auf regionale Versorger, der Bildung von Einkaufsgemeinschaften mit benachbarten Betrieben, den Einkauf in größeren Mengen oder eine Vermeidung nicht-saisonaler Früchte und Gemüsesorten genannt. Zudem sollten bei der Lebensmittelbeschaffung nachhaltige Kriterien Anwendung finden, beispielsweise Fleisch aus extensiver Haltung und dem verstärktem Angebot vegetarischer und veganer Speisen. Zudem können sinnvolle Lager- und Transportkapazitäten sowie Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen die Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung verstärken.

Die Bergsportler:innen selbst, können der Ansicht der Forschenden nach in erster Linie im Bereich Mobilität Emissionen einsparen. Dafür sehen sie auch Potenzial in dem Schaffen von Anreizen für eine emissionsärmere Anreise, so etwa durch Rabatte auf die Übernachtungspreise bei öffentlicher Anreise, dem Verleih von Bergsportausrüstung auf den Hütten, organisierten Gruppentouren mit öffentlicher Anreise, verbesserter ÖPNV-Kommunikation oder der Etablierung von Mitfahrbörsen über den DAV.

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Tourismus als wichtiger Wirtschaftssektor

„Den Aufenthalt in den Bergen so nachhaltig wie möglich zu gestalten, dafür liefern wir das Handwerkszeug. Und zwar für alle Bergsporttreibenden, den Hüttenpächterinnen und -pächtern, allen Sektionen des Deutschen Alpenvereins sowie allen weiteren interessierten Akteuren“, sagt Roman Ossner, ANAH-Projektleiter bei der Sektion München des Deutschen Alpenvereins.

Für diejenigen, welche bisher sich mit der Thematik eines nachhaltigeren Urlaubs nicht beschäftigt haben, könnte der Leitfaden somit eine gewisse Stütze sein. Gerade im Bergtourismus ist eine intakte Umwelt natürlich von größter Bedeutung, die durch solche Maßnahmen unterstützt werden kann. Und das diese Einnahmequelle aufgrund der Klimakrise in der Zukunft wegfällt, dürfte wohl für die Branchenvertreter:innen aber auch die Länder selbst, nicht von Interesse sein. So zeigt eine Ende 2021 veröffentlichte Auswertung der Statistik Austria und des WIFO, dass der Tourismus 2018 einen Anteil von 16,9 Prozent  an dem Bruttoregionalprodukt (BRP) Tirols hatte. Mit diesem Wert ist Tirol Spitzenreiter, gefolgt von Salzburg, mit einem BRP-Anteil 2018 von 13,7 Prozent. Die Bewahrung der ökologischen Rahmenbedingungen hilft somit auch den ökonomischen.

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