Kohle und Gas bleiben Thema

HyGate: Deutschland will mit Australien grünen Wasserstoff voranbringen

© Karsten Würth / Unsplash
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Für viele ist grüner Wasserstoff der große Hoffnungsträger, wenn es um die Energiewende und die Dekarbonisierung der Wirtschaft geht. Ein Allzweckmittel, das künftig sowohl die Stahl- und Zementindustrie als auch die Luftfahrt von ihrem großen Laster befreien soll, den klimaschädlichen Treibhausgasemissionen. Daher gibt es international verstärkt Ambitionen und Kooperationen, die Technologie stärker zu fördern und voranzubringen. Nun scheinen etwa Deutschland und Australien ihre Kräfte zu bündeln, um grünen Wasserstoff weiter auszubauen. Wie das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) am Dienstag mitteilte, erarbeitet es zusammen mit der Australischen Agentur für Erneuerbare Energien (ARENA) unter dem Namen HyGate aktuell eine Fördermaßnahme für Technologien, mit denen grüner Wasserstoff hergestellt wird.

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50 Millionen Euro für Projekt

Ziel der Zusammenarbeit ist laut dem BMBF, ein gemeinsames Instrument zur Förderung von Forschungsprojekten zur Entwicklung und Demonstration von grünen Wasserstofftechnologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu entwickeln. Im ersten Quartal 2022 sollen der Ankündigung zufolge bereits nationale Förderbekanntmachungen veröffentlicht werden. Die Förderung soll sich dabei primär an Projekte richten, die Teile der Wasserstoff-Wertschöpfungskette demonstrieren und „Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft beider Länder vereinen“. Laut Bildungs- und Forschungsministerium sollen hierfür bis zu 50 Millionen Euro bereitgestellt werden, von australischer Seite sollen es mehr als 32 Millionen Euro sein.

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Australien will Vorreiter werden

HyGate ist eine Initiative des „Deutsch-Australischen Wasserstoff Akkord“, der 2021 im Rahmen des G7-Gipfels in Cornwall zum Ausbau einer Wasserstoffkooperation durch die jeweiligen Fachminister von Deutschland und Australien unterzeichnet wurde. Mit der Initiative setzt das BMBF laut eigenen Angaben zentrale Zielsetzungen der im Juni 2020 veröffentlichten Nationalen Wasserstoffstrategie um, wonach Deutschland Grünen Wasserstoff für die Energiewende importieren muss. In Australien würden hervorragende Bedingungen für die Produktion herrschen. Gleichzeitig soll die Initiative deutschen Unternehmen ermöglichen, im australischen Wasserstoffmarkt Fuß zu fassen. Für Australien ist die Initiative eine Chance, Wasserstoff künftig verstärkt zu exportieren.

Laut Angaben von ARENA hat Australien bereits über 160 Millionen Dollar in die Erforschung von erneuerbarem Wasserstoff, und Studien und den Einsatz von Elektrolyseuren investiert. Gemäß der australischen Wasserstoffstrategie möchte das Land bis 2030 ein weltweiter Vorreiter bei Wasserstoff sein. Das Land rechnet ARENA damit, dass der Bedarf an Wasserstoff aus Australien bis 2040 auf mehr als drei Millionen Tonnen jährlich erreichen könnte, für die Wirtschaft habe das einen Wert von 10 Milliarden Dollar jährlich.

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Anteil Erneuerbarer in Australien gestiegen

Damit Wasserstoff am Ende wirklich grün ist, muss er aus Erneuerbaren Energien erzeugt werden. Diese müssen erst einmal in einer Menge vorliegen, die groß genug ist, um den grünen Wasserstoff im großen Maßstab herzustellen. Während in Deutschland der Ausbau der Erneuerbaren nur schleppend vorangeht und die Kohle laut Statistik noch mehr als 17 Prozent der Primärenergie ausmacht, hat sich bei den Erneuerbaren in Australien in den vergangen Jahren zumindest mehr getan.

So war Australien im Jahr 2020 etwa das Land, wo pro Kopf am meisten Solaranlagen und Windräder ans Netz gehen, wie etwa das Medien-Netzwerk The Conversation berichtete. Während der Energieverbrauch aus Erneuerbaren in Australien im Jahr 2009 laut Statistik noch bei 66 Terrawatt lag, waren es im Jahr 2019 schon 153 Terrawatt. Bisher hat das Land knapp 9,5 Gigawatt an Windenergie installiert, knapp 2,7 Prozent seiner Primärenergie zieht Australien aus Wind.

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Kohle und Gas weiter Thema

Trotz dieser Bemühungen ist das Land in der internationalen Klimapolitik eher als Bremser bekannt. So wollten australische Regierungsvertreter:innen im Vorfeld der Kopf etwa Einfluss auf den neuen IPCC-Sachbestandsbericht nehmen, wir berichteten. Die Industrienation Australien sah vor allem ihre Kohleproduktion in Gefahr – laut Statistik ist das Land der weltweit viertgrößte Kohleförderer. Beim Per-Kopfverbrauch von CO2 liegt es weltweit derzeit noch an der Spitze. Die Energiegewinnung aus Kohle ist zwar seit 2015 gesunken, dennoch liegt sie noch bei rund 28 Prozent. Zudem hat das Land laut der australischen Regierung zuletzt mehr als 37 Millionen Euro für den Ausbau von Gas-Infrastruktur freigegeben.

Auch in seiner Wasserstoffstrategie bezieht sich das Land nur auf „sauberen“ Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien oder fossilen Brennstoffen mit „erheblicher“ Kohlenstoffabscheidung und Speicherung (CCS) hergestellt wird. Der Weg für Kohle und Gas für die Wasserstoffherstellung bleibt dadurch auch auf nationaler Ebene frei. Die Regierung um Premierminister Scott Morrison setzt daher weiterhin stark auf fossile Brennstoffe. Auch wenn mit Deutschland zusammen Technologien gefördert werden sollen, die den Hoffnungsträger grünen Wasserstoff stärker voranbringen sollen.

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