Porträt

Kann man das M&A-Geschäft automatisieren, Mai Anh Dao?

Mai Anh Dao und Florian Bauer gründeten MADiscover. © MADiscover
Mai Anh Dao und Florian Bauer gründeten MADiscover. © MADiscover
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Alles, was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert werden. Mittlerweile ein zu oft gesagter Standsatz, trifft er nun aber auch einen Bereich, mit dem man auf den ersten Blick gar nicht rechnet: den der Fusionen und Übernahmen (Merger & Acquisitions, M&A). Denn wenn Unternehmen anorganisch durch Zukäufe wachsen wollen, basieren Entscheidungen klarerweise auf Daten und nicht nur auf dem guten Bauchgefühl.

In dem wachsenden Bereich für digitale Lösungen im M&A-Bereich will jetzt auch eine junge Firma aus Tirol mitmischen. Sie hört sinnvollerweise auf den Namen MADiscover und wurde erst 2019 von Mai Anh Dao und Florian Bauer gegründet. Beide haben an der Universität Innsbruck zu M&A Forschung betrieben und wollen ihre Erkenntnisse nun in einem eigenen Digitalprodukt anbieten. “Bei uns sind Kunden richtig, die sich innovativ aufrüsten wollen, weniger solche, die einfach shares zukaufen wollen”, sagt Dao im Gespräch mit Trending Topics. Ihnen wird das algorithmische Screening von Übernahmekandidaten angeboten.

Öffentlicher Noise

Wie funktioniert MADiscover nun? Die Firma geht folgendermaßen vor: Sie analysiert nicht etwa Unternehmenskennzahlen wie Bilanzen, sondern schaut sich an, welche öffentlich zugänglichen Daten sich im Netz über ein mögliches Übernahmeziel finden lassen. “Der Noise, der öffentlich generiert wird, sagt etwas über die Firma aus”, sagt Dao.

Angezapft werden Business-Datenbanken oder Portale für Bewertungen durch Arbeitnehmer – doch besonders wichtig ist, wie das Unternehmen auf der eigenen Webseite kommuniziert und sich selbst darstellt. Über eine Sprachauswertung – also die Art und Weise, wie die unternehmen ihre Produkte und Kundenprojekte beschreiben – will MADiscover erheben können, welche Firmen wirklich zu dem potenziellen Käufer passen – pure Zahlen zu Umsatz, Gewinn oder Personalstand könnten das nicht. Ein besonderer Trick: Die Webseiten von Unternehmen werden auch hinsichtlich SEO optimiert, um herauszufinden, wie sie sich am Markt positionieren und wie sie von ihren Kunden gefunden werden wollen.

“Es ist und bleibt eine Ferndiagnose”

Bisher hätte man bereits rund 25.000 Unternehmen auf diese Art und Weise für die eigene Kundschaft durchleuchtet. Für diese wird eine Shortlist erstellt mit jenen Kandidaten, die am besten zum Suchgebiet des Käufers passen. Pro Projekt sind  ab 10.000 Euro fällig. Ohne Menschen funktioniert der M&A-Prozess natürlich nicht. “Es ist und bleibt eine Ferndiagnose”, sagt Dao. In der Nahbewertung braucht es natürlich noch den Menschen, aber man könne so auch Übernahmekandidaten finden, die ein Unternehmen noch überhaupt nicht am Schirm hatte.

Der Tiroler Startup-Investor MAD Ventures glaubt an das Geschäftsmodell von MADiscover – der Firma rund um Wieland Alge gehört mehr als 50 Prozent von MADiscover.

Dass das M&A-Geschäft vor einem radikalen Wandel durch Smart Data steht, hat kürzlich auch Kai Lucks, Gründer und Vorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions in Deutschland, gesagt. „Das klassische M&A-Geschäft ist tot“, meinte er in einem Gastkommentar im Manager Magazin. Aber auch: „Viele Angebote auf dem freien Markt sind noch nicht ausgereift, zahlreiche Tools, die im Web zu finden sind, reine Versuchsballons.“

Eine Sache, die noch reifen muss

Lucks‘ Meinung kennt auch Dao. „Viele digitalen Instrumente im M&A-Bereich sind tatsächlich noch nicht ausgereift oder vielleicht auch zu ambitioniert aufgesetzt“, sagt sie. „Dafür gibt es zwei Ursachenebenen – eine technische und eine inhaltliche. Die technische Seite ist leicht zu lösen, denn über die Zeit werden Tool-Provider mit zunehmenden Anwendungsfällen lernen und performante Lösungen schaffen. Hier sind wir als Startup gerade intensiv dabei, unsere Möglichkeiten zu explorieren.“

Die inhaltliche Seite ist die, die es zu knacken gilt. „KI-Algorithmen und Smart Data funktionieren nur in Problemstellungen, die ausreichend klar formuliert sind“, so Dao. „Auch in unserer Kernexpertise gibt es den manuellen Vorgang, die strategischen Überlegungen in konkrete Suchaufträge und Fitnesskriterien zu übersetzen. Dabei können wir mit qualitativen Kriterien umgehen im Gegensatz zum bisher dominanten Kennzahlen- und datenbankbasierten Zugang.“ Heißt unterm Strich: Unternehmen lassen sich nicht nur anhand ihrer Bilanzen bewerten, sondern auch, wie sie selbst im Netz kommunizieren und wie über sie kommuniziert wird.

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