Interview

Kern Tec: „Der eine oder andere Investor wird sich jetzt wahrscheinlich auf die Lippen beißen“

Vereint gegen Verschwendung. © Wunderkern
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Im April sorgten sie für einen kleineren Medienskandal, weil ihr Startup Kern Tec unsanft aus der Startup-Show 2 Minuten 2 Millionen befördert wurde. 20 Mio. Euro seien eine zu hohe Bewertung, brüskierten sich Investoren der Show. Einige Monate später melden sich Kern Tec aber zurück, mit einer 12 Mio. Euro Runde von internationalen Geldgebern und dem wichtigen EIC Fund der EU.

Im Interview spricht Mitgründer Sebastian Jeschko über den Rückschlag bei der TV-Show, wie die Finanzierungsrunde geklappt hat, wie man die B2B-Strategie international fährt, die Marke Wunderkern – und wie die Technologie der Jungfirma zu nachhaltigeren Lebensmitteln beiträgt.

Trending Topics: Bevor wir über diese 12 Millionen Euro reden, reden wir noch über diese alte Geschichte, die war ja irgendwie österreichweit in den Medien, 2 Minuten 2 Millionen. Ihr seid nicht auf großen Anklang, sanft formuliert, bei den Investoren angestoßen. Was ist da passiert?

Sebastian Jeschko: Ja, ich glaube mittlerweile können wir Gott sei Dank darüber lachen, aber damals war das ein großer Schock für das ganze Team. Wir haben eigentlich gedacht, wir sind im falschen Film. Es war nämlich so, dass wir eigentlich zu Puls4 eingeladen wurden. Das Team wusste dort auch, wo wir hinwollen, was wir für eine Finanzierungsrunde gestartet haben, beziehungsweise mittendrin sind und dementsprechend war der Schock dann für uns auch groß, wie wir eigentlich gar nicht zu Wort gekommen sind und gerade zwei Investoren aufgestanden sind und uns leider nicht zuhören wollten, was wir zu berichten haben und warum wir auch diese Bewertung von 20 Millionen bei 2 Minuten 2 Millionen ausgerufen haben. Ich hoffe, ich habe heute mehr Zeit, um es den Leuten näher zu bringen, weil wir sind ein Unternehmen mit sehr, sehr viel Tech, mit sehr, sehr viel IP im Hintergrund und haben sehr, sehr große Skalierungspläne, wofür man einfach auch sehr viel Kapital braucht.

Okay. Und besagte TV-Show, also das war nicht irgendwie inszeniert?

Also da war jetzt keine Show dabei im engeren Sinne. Im Prinzip ist es bei 2 Minuten 2 Millionen so, dass die Investorinnen und Investoren vorher eigentlich das Startup gar nicht kennenlernen und erst wirklich in der Show, wenn die Tür aufgeht, mit dem Startup in Kontakt kommen. Natürlich kennen wir die eine oder andere Person aus dem Investoren-Team schon von früher. Man hat natürlich mit den Leuten Kontakt, gerade wenn man am Anfang steht mit dem Startup, aber ich glaube, es hat einfach diese Kombination aus Lebensmittelunternehmen und der Bewertung in dem Moment einfach zu sehr schockiert und sie haben sich leider nicht die Zeit genommen, verstehen zu wollen, was eigentlich für eine Technologie und was für ein Skalierungspotenzial hinter dieser Idee steckt. Weil Steinobstkerne, es hört sich ja prinzipiell sehr simpel an, aber es steckt sehr, sehr viel dahinter, was ein ganz, ganz wichtiger Part für generell die Wertschöpfung von Nebenströmen in der Lebensmittelindustrie betrifft. Ich glaube, der eine oder andere Investor wird sich jetzt wahrscheinlich auf die Lippen beißen, dass sie nicht investieren durften.

Dann kommen wir mal zum Eingemachten. Also ihr kommuniziert 12 Millionen Euro in der Series A Finanzierungsrunde aufgenommen zu haben. Das heißt, das ist jetzt mal viel, viel mehr wert als diese 20 Millionen. Wer hat investiert und warum, und was sind die Ziele?

Wir haben ja gehofft, dass wir in Österreich Kapital finden und das war ja auch der Grund, warum wir damals bei 2 Minuten 2 Millionen zugesagt haben. Schlussendlich haben wir aber gemerkt, dass sich in dem Stadium, wo wir uns befinden, sich auch die Investoren eher auf internationalem Parkett bewegen. Ich muss auch ehrlich dazu sagen, das ist vielmehr auf Augenhöhe, als man es vielleicht von Business Angels kennt, die dann der große Geldgeber oder Geldgeberin sind. Wenn man mit so großen Venture-Capital-Fonds, mit denen wir jetzt zusammenarbeiten, redet – das sind ja Personen, die selbst fremdes Geld verwalten -, dann ist das eine ganz andere Kommunikationsbasis.

Das heißt, wir haben hier jetzt eine Reihe an Venture-Capital-Fonds an Bord. Wir haben es auch geschafft, die EU, also den EIC Fund der EU, zu überzeugen für ein Investment und sogar auch noch für eine zusätzliche Förderung, also eine zusätzliche Finanzspritze. Wir haben noch die BaiWa, das ist ein deutsches Großunternehmen, das, sage ich mal, Deutschland durchfüttert an Bord. Wir haben die 2 Venture-Capital-Fonds Peakbridge und Telos Impact an Bord und wir haben auch noch aus früheren Runden ProVeg an Bord, das ist ein Inkubator aus Deutschland.

Kern Tec: Bei „2 Minuten 2 Millionen“ flogen sie raus. Jetzt holen sie 12 Millionen Euro.

Okay, also eine dicke Finanzierungsrunde. Jetzt wollen wir mal wissen, was sich die 2 Minuten 2 Millionen-Investoren nicht anhören wollten: Was ist jetzt die Technologie, die so viel wert ist bzw. die so viel Geld verdient, um sie noch weiter auszubauen?

Vielleicht hole ich da etwas aus und erkläre prinzipiell mal ganz kurz, was das Problem bei Nebenströmen oder Abfällen in der Lebensmittelindustrie ist. Es sind eigentlich immer dieselben drei großen Probleme. Das Erste ist, dass meistens Abfall irgendwo dezentralisiert anfällt, das heißt, es gibt viele Betriebe, die einen Nebenstrom haben und allein das Einsammeln und Verwerten ist schon eine Schwierigkeit. Das Zweite sind dann diese Transformationstechnologien, womit man aus diesen Nebenströmen was macht, was man dann, auch verwerten kann. Und das Dritte sind die Anwendungsfelder dann, dass man aus dieser Zutat auch wirklich was Hochwertiges macht.

Das sind diese drei großen Probleme, die wir mit Kern Tec gelöst haben. Wir haben eine neue Wertschöpfungskette aufgebaut, mit der wir von Fruchtverarbeitern mittlerweile in ganz Europa, also nicht nur in der Wachau, Kerne einsammeln können. Und das so, dass diese Kerne am Weg nicht verschimmeln oder verrotten, weil wir ein Netzwerk an Partnern in ganz Europa aufgebaut haben, die gewisse Schritte übernehmen. Das, wofür wir schlussendlich auch die Förderung von der EU bekommen haben, ist aber eigentlich diese spezielle Transformationstechnologie. Es ist nämlich so, dass Steinobstkerne von Natur aus Stoffe enthalten, die nicht verzehrbar sind und man braucht jetzt eben Technologien, um die herauszulösen. Die hat es bis jetzt nicht gegeben. Wir haben ein sehr tolles Team an Biotechnolog:innen, Verfahrenstechniker:innen und so weiter und haben gemeinsam eine patentierte Lösung entwickelt, womit wir diese Stoffe herauslösen. Dann wird aus diesem Nebenstrom plötzlich ein Superfood. In Steinobstkernen, die man vielleicht als harte Nuss kennt, wenn man die mal aufknackt, da befindet sich ein Samen drinnen, der sehr ähnlich einer Mandel ist.

Wenn wir sie eben richtig verarbeiten mit diesen Technologien, dann kann man sie wie Mandeln einsetzen, nur auf eine viel nachhaltigere Art. Das ist das, was uns als Unternehmen besonders macht, weil es ist weltweit skalierbar, diese Technologie einzusetzen und somit Steinobstkerne auf der ganzen Welt wirklich auch zu retten. Das Dritte sind dann eigentlich die Anwendungsfelder: Da haben wir ein tolles Team an Produktentwickler:innen, mit denen wir gemeinsam verschiedene Dinge entwickelt haben, wie zum Beispiel eine Alternativmilch, einen Käse aus Marillenkernen, eine Schoko-Creme oder Joghurts.

Meine Oma hat in der Wachau auch Marillen und Pfirsiche angebaut und hat uns immer gewarnt: Wenn wir diese Kerne aufbrechen, sollen wird nicht diese Samen essen, weil die sind giftig. Wie filtert ihr die giftigen Stoffe oder die nicht genießbaren Stoffe da raus, um dann was Essbares daraus zu machen?

Ja, ich muss ehrlich sein, wie wir das Startup Kern Tec gegründet haben, war uns das selber nicht so ganz bewusst, dass es in der Form nicht verzehrfähig ist. Die Oma hat es auch immer gesagt, auch bei mir daheim. Wir hatten vor allem vor, Öle aus den Samen zu pressen, und da wäre das nicht so ins Gewicht gefallen. Mittlerweile haben wir einfach ganz andere Anwendungsfelder gefunden. Diese Blausäure, das ist der Stoff, der nicht verzehrsfähig ist in größeren Mengen. Ich sage deswegen in größeren Mengen, weil er prinzipiell in sehr, sehr vielen Lebensmitteln enthalten ist und der Körper sehr gut abbaut, aber es gibt hier einfach Grenzwerte, die einzuhalten sind. Wir haben dann sehr schnell ein Team aufgebaut, das sich mit Biochemie beschäftigt, mit Biotechnologie, weil wir gewusst haben: Wir müssen diesen Stoff herauslösen, ohne diesen Samen von einer Marille zum Beispiel oder einer Kirsche wesentlich zu verändern. Denn der Geschmack von diesen Samen ist unglaublich aromatisch, die Inhaltsstoffe sind sehr gesund, man kann es prinzipiell als Superfood bezeichnen und wenn man hier zu hart herangeht, dann macht man den Rohstoff sich kaputt.

Wir haben eine Extraktionstechnologie entwickelt, das ist eine Präzisionsinkubation, mit der wir wirklich gezielt nur diesen Stoff herauslösen und das auch in einer sehr, sehr schonenden Art und Weise. Dafür braucht man große Inkubatorentanks – wir sprechen hier wirklich von einem 10.000 Liter-Tank, das sind über 25 Tonnen Stahl, wo Reaktionen stattfinden. Das ist die Technologie, womit wir diese Stoffe heraus extrahieren.

Also eine richtige Industrieanlage.

So ist es, genau. Wir lösen da pro Charge aus 3.000 Kilogramm Kernen die Nebenstoffe heraus. Das sind schon ganz, ganz große Mengen, weil wir ja auch mittlerweile viele, viele Bestellungen von großen Kunden haben.

Und was kann man da jetzt alles daraus machen? Was ist das Spektrum der Lebensmittel, die man daraus generieren kann?

Das Schöne ist, dass wir das Rad nicht ganz neu erfinden mussten. Prinzipiell sind Marillen, Zwetschgen und Kirschen mit der Mandel eigentlich verwandt, die Samen in der harten Schale sind der Mandel auch sehr ähnlich. Unser Ziel ist es ja eigentlich, dass wir Lebensmittel durch diese neuen Zutaten nachhaltiger machen, weil der Stoff an sich nachhaltig ist. Und deswegen versuchen wir einfach überall dort, wo Mandeln derzeit verwendet werden, diese mit Marillenkernen oder Kirschkernen oder Zwetschgenkernen zu ersetzen. Wir haben auch unter der Marke Wunderkern eine Alternativmilch auf den Markt gebracht. Wir machen auch Käse daraus, der kommt jetzt bald in die Supermärkte. Wir machen Aufstriche daraus, Schokocremen und so weiter, also Frühstücksaufstriche. Wir pressen auch sehr, sehr aromatische Feinschmeckeröle daraus, die gerade in der Gastro sehr gefragt sind. Und natürlich gibt es keine Grenzen, weil überall dort, wo Nüsse eingesetzt werden, haben wir eigentlich Platz und können damit auch Produkte insgesamt nachhaltiger gestalten.

Kern Tec: Mitgründer Sebastian über den 12-Millionen-Deal und 2 Minuten 2 Milionen

Hand aufs Herz, schmecken diese Produkte genauso wie die Vorbilder oder am Ende doch anders?

Also wir haben schon sehr, sehr hohe Ansprüche an unsere Produkte und wir bringen keine Produkte auf den Markt, wo wir das Gefühl haben, das wird den Konsumentinnen und Konsumenten nicht schmecken. Sie sind wirklich, wirklich besonders. Ich bin bis jetzt nicht zu 100 Prozent überzeugt gewesen von veganem Käse, beziehungsweise zumindest von dem, was ich bis jetzt kosten durfte. Aber unseren Käse würde ich mir wirklich in der Früh auf den Teller legen. Das ist wirklich ein perfekter Rohstoff für alternativen Käse und wir sind super happy im Team, dass wir dieses Produkt geschafft haben zu entwickeln.

Wie schaut es aus mit den Kosten für die Endkonsumentinnen? Es gibt natürlich viele Dinge da draußen, aber sind auch oft teurer als die Originale.

Also wir sind eigentlich preislich sehr konkurrenzfähig mit diesen Milch-Alternativprodukten. Wir bewegen uns da ungefähr in der selben Preis-Range und wir wollen ja auch so viele Menschen wie möglich erreichen können mit den Produkten. Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn alle unsere Produkte sich rein im Premium-Segment bewegen, weil damit machen wir die Lebensmittelindustrie nicht nachhaltiger. Natürlich haben wir auch ein paar Premium-Produkte, einfach aufgrund der hochwertigen Zutaten, wie zum Beispiel unsere Schokocremen. Aber wenn es gerade um Milch- Alternativen geht, um Käse-Joghurt-Alternativen und so weiter, da bewegen wir uns wirklich in der Mittelklasse dieses Segments.

Wie schaut es mit eurer eigenen Nachhaltigkeit aus? Ihr schippert tonnenweise Kerne durch Europa, die kommen in eine Industrieanlage rein, die braucht auch Energie. ist es das Ziel, irgendwann mal CO2-neutral zu sein?

Wir arbeiten prinzipiell ständig daran, die Wertschöpfungskette noch nachhaltiger zu gestalten. Aber insgesamt haben wir einen minimalen CO2-Abdruck und einen Wasserverbrauch, der fast nicht zu vergleichen ist mit anderen Nüssen. Das liegt an verschiedenen Dingen. Das eine ist, man braucht kein zusätzliches Land, um diese Rohstoffe anzubauen, weil sie eben ein Nebenstrom sind. Aber selbst wenn man zum Beispiel davon ausgeht, dass ein Kern 10% einer Marille ist und wir das alles in unsere CO2-Bilanz und Wasserbilanz mit einpreisen, kommen wir auf ein Zehntel des Wasserverbrauchs von einer Mandel.

Wir versuchen, viele Wertschöpfungsschritte nahe am Ort zu machen, wo diese Kerne anfallen und haben dort Partner, die für uns das Trocknen übernehmen, damit wir zum Beispiel kein Wasser durch die Gegend schleppen. Auf der anderen Seite können wir auch mit unserem Nebenströmen, also die harte Schale der Kerne, Produkte ersetzen in der Industrie, die einen sehr hohen CO2-Verbrauch haben. Das heißt, wenn man das alles zusammenrechnet, dann haben wir einen sehr, sehr geringen CO2- und Wasserabdruck. Und damit machen wir jedes Produkt, wo unsere Zutaten drin sind, zu einem wesentlich nachhaltigeren Produkt.

Bis wohin kann man das skalieren? Es gibt ja eine begrenzte Menge an Obstkernen. Wie groß ist das Potenzial? Könnte man alle Nutellas dieser Welt ersetzen oder nur Teile davon?

Nein, Nutella ist schon sehr groß. Es wäre ein Ziel, so ein Produkt nachhaltig zu gestalten, aber wir haben die Grenzen noch nicht ausgeschöpft, wo wir hingehen können. Allein in Amerika und in Asien liegt sehr, sehr viel und das sind auch große Märkte. Unser Ziel ist jetzt nicht, Kerne durch die ganze Welt zu schiffen, sondern wirklich lokale Märkte neu aufzubauen. Steinobstkerne wachsen eigentlich auf der ganzen Welt in verschiedensten Regionen und damit können wir schon einen sehr, sehr hohen Nussbedarf abdecken, auch mit diesem steigenden Boom an veganen Lebensmitteln.

Wir entwickeln ja eigentlich mit dieser neuen Wertschöpfungskette und den Transformationstechnologien eine Art Schablone, die man auf sehr, sehr viele Nebenströme umlegen kann. Es gibt sehr, sehr viele Kerne von anderen Früchten, von anderen Lebensmitteln, die genau dasselbe Problem haben. Mangokerne kann man genauso upcyclen. Das ist das Ziel, dass wir auch hier in neue Richtungen vordringen, um noch mehr Upcycling zu betreiben.

Was wird künftig der Fokus sein? Auf der einen Seite habt ihr die B2B-Schiene, also Kern Tec als Technologie. Dann gibt es im B2C-Bereich Wunderkern als Marke, wo ihr eigene Produkte auf den Markt gebracht habt. Macht beides nebeneinander Sinn, oder wird man sich irgendwann mal die Frage stellen müssen, in welche Richtung gehen wir jetzt?

Ja, das ist immer die gute Frage. Ich glaube, dieses Problem haben generell viele Startups, die in der Lebensmittelindustrie sind. Die Frage B2B oder B2C und je nachdem, welche Personen, Expertinnen und Experten man fragt, jeder sagt etwas anderes. Wie wir damals vor der Entscheidung standen, ob wir eine Marke gründen sollen, haben die einen gesagt, lasst das bleiben, das funktioniert nicht. Konzentriert euch auf B2B, das ist erstens viel lukrativer und ihr könnt viel schneller wachsen. Die anderen Stimmen haben gesagt, ihr braucht B2C wegen der Kommunikation von eurem Rohstoff. Keiner kennt diesen Rohstoff und ihr müsst näher an den Konsumentinnen und Konsumenten sein, damit sie es verstehen lernen und ihr eure Geschichte erzählen könnt.

Wir haben uns für eine eigene Strategie entschieden, nämlich Wunderkern als österreichisches Vorzeigeprojekt zu verwenden und international B2B wachsen. Das heißt, wir haben diese Marke damals vor gut einem Jahr gegründet, um wirklich in Österreich zu zeigen, wie man Nachhaltigkeit mit Nebenströmen bei Steinobstkernen vorlebt und damit auch unseren B2B-Kunden international zu zeigen, was sie für Produkte daraus machen können. Die Strategie ist Gott sei Dank aufgegangen, also unsere Produkte sind im Lebensmitteleinzelhandel in ganz Österreich zu haben. Wir kommen mit neuen Produkten hinein und wir sammeln ganz, ganz viele tolle Erfahrungen, die wir auch dann weitergeben können unseren B2B Kunden. Aber Wunderkern bleibt sozusagen eine rein österreichische Marke.

Wenn man jetzt auf diese 12 Millionen Euro denkt, in was werden die hauptsächlich investiert?

Also natürlich ein sehr großer Teil in Forschung und Entwicklung, weil wir immer mehr Produkte gerade für unsere B2B-Kunden entwickeln und unter unserer B2C-Marke Wunderkern auch vorzeigen. Es geht um die Skalierung, es geht vor allem darum, dass wir industrielle Mengen produzieren können. Das kostet sehr, sehr viel Geld, weil wir uns viele Maschinen zulegen müssen, um das auch bewerkstelligen zu können. Auf der anderen Seite ist es aber auch die Expansion nach Amerika, die nächstes Jahr geplant ist, auch mit einer Produktion vor Ort. Und dafür braucht es einiges an Kapital.

Wie ist es euch beim Fundraising gegangen? Der Startup-Markt derzeit ist schwierig. Da liest man eher von Insolvenzen, Downrounds. Wie seht ihr das Ganze?

Ich gebe zu, es war kein einfacher Weg. Und gerade wenn man links und rechts schaut und auch mit befreundeten Foundern spricht, es ist eine extrem schwierige Zeit. Es hat sich gerade eine Art Post-Covid-Fundraising-Depression eingestellt. Ich glaube, was wir geschafft haben ist, dass wir zum richtigen Zeitpunkt angefangen haben. Wir hatten auch nicht den Druck, den vielleicht andere Startups hatten, weil wir wirklich mit einem langen Runway angefangen haben zu raisen. Und wir konnten durch viel, viel, viel Klinkenputzen, viel, viel, viel Messen abklappern, einfach sehr, sehr viele Fonds erreichen und hatten dann, glaube ich, in unserer Vorauswahl über 40 Investorinnen und Investoren, Venture-Capital-Fonds und so weiter, mit denen wir ins Gespräch gegangen sind. Schlussendlich konnten wir den Spieß auch umdrehen und uns dafür entscheiden, wen wir an Bord haben wollen. Dementsprechend ist am Schluss auch die Runde so erfolgreich geworden.

Das ist auch ein Learning: zu möglichst vielen Investoren Kontakt aufnehmen.

Genau so ist es. Man muss immer dafür bereit sein, auch den Verhandlungstisch verlassen zu können. Ich weiß, dass das für viele sehr, sehr schwierig ist und dass es nicht immer möglich ist, so weit im Voraus zu planen. Da gehört auch eine Portion Glück dazu. Aber wir haben, glaube ich, den richtigen Weg für uns gefunden, um dann auch so erfolgreich zu sein.

2 Minuten 2 Millionen: Abbruch und leere Investorenstühle für Wunderkern

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