Steigende Inflation

Klimakrise: Europäisches Finanzwesen zum Handeln aufgefordert

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Klimaschutz und eine sichere Wirtschaft gehen Hand und Hand. Das beweisen immer wieder aktuelle Studien. Nun wurde eine weitere veröffentlicht. Demnach verstärken die Folgen der Klimakrise die wachsende Inflation. Im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace analysierten Forschende des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und der SOAS University of London mögliche Zusammenhänge  zwischen Extremwetterereignissen, wie Starkregen, Dürren oder Stürme, und der Entwicklung des allgemeinen Preisniveaus. Demnach belasten die Folgen von Extremwetterereignissen die Preisstabilität in Europa deutlich.

Greenpeace fordert daher von der Europäischen Zentralbank (EZB), welche für die Sicherstellung der Preisstabilität in Europa zuständig ist, Maßnahmen für mehr Klimaschutz. „Die EZB muss in ihrem ureigenen Interesse an der Dekarbonisierung unserer Wirtschaft mitwirken. Um ihrem Auftrag, für stabile Preise zu sorgen, gerecht zu werden, bedarf es einer schnellen Antwort der EZB im Kampf gegen den Klimawandel“, sagt DIW-Ökonomin Jana Wittich.

EZB ist Bedarf zu mehr Klimaschutz bekannt

Dafür protestierte Greenpeace kürzlich vor der Niederlassung der EZB im deutschen Frankfurt am Main. Diese haben sich dabei aber grundsätzlich bereits im Juli 2021 für mehr Klimaschutzmaßnahmen im Finanzwesen ausgesprochen. Dafür präsentierten sie heuer im Sommer einen umfassenden Maßnahmenplan, anhand welchem „Klimaschutzaspekte stärker in den geldpolitischen Handlungsrahmen des EZB-Rats“ einbezogen werden sollen, so die EZB in einer schriftlichen Erklärung. Als Gründe dafür werden die Beeinflussung der Preisstabilität durch die Klimakrise und die Umwandlung in eine nachhaltigere Wirtschaft unter anderem genannt. Außerdem prognostizieren sie Auswirkungen des Klimawandels und den damit verbundenen Maßnahmen auf den Wert und die Risikoprofile von Vermögenswerten. Sechs Schwerpunkte hat die EZB in ihrem neuen Maßnahmenplan gesetzt, so die Informationen in der aktuellen Bekanntgabe.

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In ihrer Studie machen die Forschenden trotzdem auf weitere geeignete Maßnahmen der EZB für mehr Klimaschutz aufmerksam. So sollten sich alle geldpolitischen Operationen der EZB an dem Ziel der Klimaneutralität und nicht der Marktneutralität orientieren, so Greenpeace in einer Aussendung. Dazu müssten die Auswirkungen aller geldpolitischen Instrumente auf das Klima bestimmt werden, die Klimaauswirkungen der Unternehmen deren Anleihen die EZB kauft oder als Sicherheit akzeptiert offengelegt werden und neue Schlüsselprinzipien für die Gestaltung der Geldpolitik festgelegt werden, so die Organisation. Um die Auswirkungen von Extremwetterereignissen auf die Preisstabilität in der EU zu eruieren, haben die Forschenden Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen aus der Zeit zwischen 1996 und 2021 betrachtet. Dazu wurden Daten zu Ereignissen und Schäden aus der Datenbank EM-DAT des Centre for Research on the Epidemiology of Disasters der Universität Löwen verwendet. Diese wurden mit der Entwicklung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) der europäischen Statistikbehörde Eurostat verglichen.

Umweltrat für Europäische Investitionsbank

Auch die Europäische Investitionsbank (EIB) hat die Themen Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit kürzlich thematisiert. Die EIB ist die Finanzierungseinrichtung der Europäischen Union. Diese gab Anfang September nun bekannt, dass zukünftig ein Beirat bestehend aus Vertreter:innen von Wissenschaft, Zivilgesellschaft und internationalen Organisationen, bei der Umsetzung von Zielen zu Klimaschutz und ökologischer Nachhaltigkeit beraten und unterstützen soll. Den Vorsitz des Beirates hat die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, inne. Diese sagte im Rahmen einer ersten Sitzung des Rates: „Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts für die Menschheit. Es ist mir eine Ehre, diesen Beirat zu leiten und gemeinsam mit diesem Kreis von angesehenen Persönlichkeiten die EIB-Gruppe bei ihrem Engagement für Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu beraten.“

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Zu den weiteren Mitgliedern des Rates gehören unter anderem Helena Viñes Fiestas, Kommissionsmitglied der spanischen Finanzmarktaufsicht CNMV, Board Member der Institutional Investors Group on Climate Change und Berichterstatterin der EU-Plattform für ein nachhaltiges Finanzwesen,  Marcin Korolec‚ Präsident der Polnischen Stiftung zur Förderung von Elektrofahrzeugen (FPPE), Bertrand Piccard‚ Gründer und Vorsitzender der Solar Impulse Foundation und  Johan Rockström‚ Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

Im November 2020 verabschiedete die EIB-Gruppe einen Klimabank-Fahrplan. Demnach wollen sie bis 2030 eine Billion Euro für Klimaschutz und ökologisch nachhaltige Investitionen mobilisiert haben und bis 2025 mehr als 50 Prozent ihrer Finanzierungen für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit bereitstellen. Außerdem sollen seit Beginn 2021 alle neuen Finanzierungen an den Zielen und Grundsätzen des Pariser Abkommens ausgerichtet sein.

Umsetzung in Praxis notwendig

Somit ist grundsätzlich auch auch auf europäischer Ebene der Bedarf zu mehr Klimaschutz im Finanzwesen inzwischen angekommen. Nun wird sich in der Realität zeigen müssen, ob solche Maßnahmenpläne oder neu aufgestellten Umweltbeiräte auch für signifikante Anpassungen an die Herausforderungen der Klimakrise in der Praxis zeitnah sorgen werden. Das hofft auch die Organisation Greenpeace: “Alle in der EZB müssen erkennen, dass Klimaschutz und Preisstabilität zusammenhängen”, sagt Mauricio Vargas, Ökonom bei Greenpeace. “Die EZB sollte daher schon heute in ihren Entscheidungen das Ziel der Klimaneutralität berücksichtigen.“

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