Kryptowährungen stürzen nach Libra-Hearing im US-Kongress ab
Am Dienstag und Mittwoch stellt(e) sich Facebook-Manager David Marcus den bohrenden Fragen von US-Senatoren. Und diese meldeten erhebliche Bedenken wegen der geplanten Kryptowährung Libra an. Facebook würde „kein Vertrauen verdienen“ (Senator Sherrod Brown, Demokrat). „I don’t trust you guys“, sagte Martha McSally von den Republikanern. „Anstatt vor der eigenen Haustür zu kehren, launcht ihr ein neues Geschäftsmodell.“ Unterm Strich ist die Skepsis nach den vielen Datenschutzskandalen rund um Facebook groß.
Mit Libra will Facebook mit 27 Partnerfirmen jedenfalls eine neue Kryptowährung auf den Markt bringen, die als so genannter Stablecoin zum Bezahlen in Online-Shops, Geschäften sowie zum Senden an Freunde gedacht ist. Marcus, der das Projekt bei Facebook über hat, ging sogar so weit zu sagen, dass er sich sein Gehalt komplett in Libra auszahlen würde.
Bei dem Hearing wurde Libra ins Kreuzfeuer genommen – nicht nur wegen datenschutzrechtlichen und wettbewerbsrechtlichen Fragen, sondern auch wegen Fragen der Regulierung. Sogar Fragen der nationalen Sicherheit und der potenziellen Gefahr für den Dollar als geldpolitisches Instrument wurden diskutiert.
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Die Schweiz soll Regulator spielen
Die Libra Association hätte gerne, dass sie unter Schweizerischem Recht reguliert wird – immerhin hat sie Genf als Standort für ihr Hauptquartier ausgewählt. Allerdings: Eine der dort zuständigen Behörden, die Federal Data Protection and Information Commissioner (FDPIC), sagte bereits, dass man von der Libra Association noch gar nicht kontaktiert worden sei und man noch keine entsprechenden Unterlagen bekommen hätte.
Als Bank sieht Marcus die Angelegenheit nicht, weswegen die Libra Association auch nicht unter entsprechende Regulierungen fallen würde. Erst vor kurzem merkte US-Präsident Donald Trump an, dass sich Facebook und Co. wohl zuerst eine Banklizenz besorgen müssten, bevor man Libra auf den Markt bringen könne. Insgesamt scheinen die politischen und regulatorischen Hürden, die einem Erfolg der Kryptowährung im Weg stehen, als sehr groß.
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Was unter anderem für Skepsis sorgte: Facebook will als Anbieter der Calibra-Wallet es nicht erlauben, dass Drittanbieter von Wallets ihre Software in die Apps Messenger und WhatsApp einbauen. Das sind allerdings jene Vehikel, die gleich zu Beginn die mit Abstand größte Reichweite (mehr als 2 Milliarden User) verfügen. Und es unwahrscheinlich machen, dass sich andere Wallet-Anbieter dagegen durchsetzen können.
Krypto-Märkte reagieren
Die Kryptomärkte haben auf das Hearing im US-Kongress sofort reagiert. Bitcoin ist (wieder einmal) unter die Marke von 10.000 Dollar gefallen, Ethereum (ETH) nur mehr knapp über 200 Dollar wert. XRP wird bei weniger als 0,3 Dollar gehandelt, Bitcoin Cash ist Krypto-Tradern deutlich weniger als 300 Dollar wert.
Die Marktkapitalisierung der an Exchanges gehandelten Krypto-Assets ist weiter eingebrochen. Sie liegt derzeit bei weniger als 260 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Vor einer Woche waren es noch 355 Milliarden Dollar. Damit ist der Markt innerhalb von nur sieben Tagen um fast 100 Milliarden Dollar bzw. fast 30 Prozent eingebrochen.
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