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Artificial Intelligence: Künstliche Intelligenzen haben bereits ihre Arbeit aufgenommen, und wir merken es nicht

The robots are coming. © Fotolia/jim
The robots are coming. © Fotolia/jim

„Ich glaube, dass die meisten Menschen einen Assistenten bei sich haben wollen, egal ob in der Arbeit, zu Hause oder am Fußballfeld“, sagte Apple-Chef Tim Cook der Washington Post in einem Interview. In erster Linie spricht Cook hier natürlich von Siri, einer Software am Weg zur Künstlichen Intelligenz. Wirklich clever ist Siri, das weiß jeder Benutzer, noch nicht wirklich. Allerdings hat Apple im vergangenen Jahr mindestens vier auf Artificial Intelligence (AI) spezialisierte Firmen aufgekauft: VocalIQ (Spracherkennung), Perceptio, Emotient (Gesichtserkennung) und zuletzt Turi (Machine Learning, Big Data) um 200 Mio. US-Dollar.

Apple matcht sich damit mit Google, Facebook, IBM, Twitter, Intel oder Amazon – sie alle wollen in dem neuen Bereich zum Marktführer werden. Laut Analyst CB Insights wurden in den vergangenen fünf Jahren mehr als 30 Firmen von den großen IT-Corporates aufgekauft, zudem stellen Universitäten fest, dass nach Jahren des Desinteresses immer mehr AI-Forscher von Großunternehmen weggeschnappt werden. Twitter-Chef Jack Dorsey, dessen Firma zuletzt MagicPony aus London kaufte, hielt fest, dass nahezu alles, was Twitter tue, im Endeffekt mit AI zu tun hätte. Auch das auf Business-Cloud-Dienste spezialisierte Unternehmen Salesforce oder Chip-Gigant Intel haben sich erst heuer AI-Start-ups gekauft.

Heimlich im Alltag angekommen

Wer nun glaubt, dass Künstliche Intelligenz futuristische Zukunftsmusik ist, der täuscht. Längst haben die lernenden Maschinen ihre Arbeit aufgenommen. zwar treten sie uns noch nicht in direkter Konversation via Smartphone und Messaging-App entgegen und antworten in Chats, doch im Hintergrund werken sie bereits eifrig:

1. IBM Watson:

IBMs Supercomputer Watson hat bereits 2011 menschliche Gegenspieler bei der Quiz-Show „Jeopardy!“ besiegt. Wenig später danach wurde Watson unter anderem darauf angesetzt, in der medizinischen Forschung mitzuhelfen. Im Einsatz an der Institute of Medical Science der Universität in Tokio, hat Watson es einem Bericht zufolge geschafft, eine seltene Form von Leukämie bei einer weiblichen Patientin zu diagnostizieren, indem es die genetischen Informationen der Frau mit den genetischen Daten aus 20 Millionen klinischen Krebs-Studien verglich. Für die Analyse brauchte der Super-Computer nur zehn Minuten, für menschliche Ärzte wäre die Analyse wohl nicht schaffbar gewesen. Den Ärzten zufolge soll Watson der Frau wahrscheinlich das Leben gerettet haben.

Auch IBM investiert weiter kräftig in den Bereich AI. Das Unternehmen hat unter anderem die jüngeren Firmen Cogenea, Exploris und AlchemyAPI geschluckt, die allesamt im AI-Bereich tätig sind.

2. Facebook:

Bei Facebook wird AI unter anderem dazu verwendet, Menschen und Tiere in Fotos zu erkennen. Das AI-Forscherteam der Firma hat die Technologie erst Anfang August dazu genutzt, US-Nutzer in Katzen- bzw- Hundeliebhaber einzuteilen und weitere Charakteristika herauszufinden. Ergebnis: Hundefreunde haben mehr Kontakte, Katzenfreunde sind häufiger Single. Die Künstliche Intelligenz analysiert auch, wie sich Nachrichten in dem sozialen Netzwerk verbreiten. Außerdem übersetzt die AI Postings in 20 verschiedene Sprachen, bestimmt Suchergebnisse mit, hilft beim Sortieren der Beiträge im News Feed, unterstützt beim Ad-Targeting und sortiert Spam aus. Das Rückgrat von Facebooks Künstlicher Intelligenz nennt sich FBLearner Flow.

Das nächste Ziel von Facebook: Jeder Nutzer soll seinen eigenen AI-Agenten bekommen, der diese und andere Dinge, führ ihn personalisiert, erledigen kann. Über die Messaging-Apps Messenger und WhatsApp soll man mit ihnen kommunizieren können. Getauft wurde dieser digitale Assistent, der einmal Millionen verschiedene Gesichter haben wird, „M“.

3. Google:

Seit dem Frühjahr 2015 sorgt eine Künstliche Intelligenz namens RankBrain bei Google dafür, dass die Millionen Suchanfragen pro Sekunde mit den besten Ergebnissen beantwortet werden. RankBrain ist der dritt wichtigste Faktor, der darüber mitentscheidet, welche Treffer der User am Display gezeigt bekommt. In Tests hat sich gezeigt, dass die AI besser als Menschen darin ist, zu erraten, welche Links die Suchmaschine bei einer bestimmten Suchanfrage ausspuckt. Mit dem Einsatz von RankBrain arbeitet also eine Künstliche Intelligenz für die größte Geldmaschine im Internet. Auch bei Google Pohotos wird AI dazu verwendet, Personen und Objekte in Bildern zu erkennen.

Google ist darüber hinaus sehr ambitioniert, zum Marktführer bei AI zu werden. Mit DeepMind hat man eine führende Firma gekauft, die auf Künstliche Intelligenz spezialisiert ist – „AlphaGo“ ist jene Software, die den weltbesten Go-Spieler besiegen konnte. Google hat außerdem Firmen wie Granata Decision Systems, Timeful, Vision Factory, Dark Blue Labs, Jetpack, Moodstocks oder Emu zugekauft, die allesamt auf AI-Technologien spezialisiert sind.

4. Microsoft:

In der neuen iPhone-App Microsoft Pix setzt der Windows-Konzern Künstliche Intelligenz ein, um den Nutzer bessere Fotos schießen zu lassen. Vor und nach dem Drücken des Auslösers macht die App pro Sekunde zehn zusätzliche Aufnahmen, aus der die AI die beste heraussucht und sicherstellt, dass die Belichtung passt oder das keine der Personen die Augen geschlossen hat. Auch bei der Echtzeit-Sprachübersetzung in Skype ist AI am Werk. Unglücklich hingegen war Microsofts Versuch, den Twitter-Bot Tay zu etablieren. Leider lernte die Software von pöbelnden Nutzern und wurde zum Holocaust-Leugner – Microsoft musste den Chatbot wieder vom Markt nehmen.

Nicht zu vergessen: Der persönliche Assistent Cortana, die auf Windows-Phones, Windows 10 und Android zu haben ist, soll einmal die Sprachschnittstelle zwischen Microsofts AI und dem Nutzer werden.

5. Apple

Ab der nächsten Version der Photos-App auf iOS und Mac wird eine Künstliche Intelligenz dabei helfen, dass Personen auf Fotos erkannt und zugeordnet werden können. Eine weitere Funktion namens „Memories“ soll diese Personen auch nach Ort gruppieren können. Die Sprachsteuerung Siri, der Konkurrent zu Microsofts Cortana und Google Assistant, wird ab Herbst außerdem für Dritt-Entwickler geöffnet. App-Anbieter wie Uber, Slack oder Skype können ihre Services direkt über Siri abrufbar machen.

Weil Apple Siri zwar schon seit fünf Jahren am Markt hat, aber noch keine wesentlichen Fortschritte machte, hat der iPhone-Konzern im letzten Jahr sehr viel Geld für Künstliche Intelligenz ausgegeben: Apple übernahm die Firmen VocalIQ (Spracherkennung), Perceptio, Emotient (Gesichtserkennung) und zuletzt Turi aus Seattle (Machine Learning, Big Data) um 200 Mio. US-Dollar.

6. Amazon

Der Online-Händler verwendet Künstliche Intelligenz nicht nur, um Nutzern passende Produkte zu empfehlen und Fake-Reviews zu erkennen, sondern bietet Maschinenlernen mittlerweile auch als Produkt für andere Firmen über seine Cloud Amazon Web Services (AWS) an. Außerdem baut Amazon seine Sprachsteuerung Alexa in immer mehr Geräte ein. In den USA kann man sich um etwa 180 US-Dollar das Gerät „Echo“ kaufen, das per Mikrofon stets mithört und per Lautsprecher Antworten auf Fragen der Nutzer im Raum gibt.

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(c) Amazon

Im Herbst 2015 hat Amazon das Start-up Orbeus aufgekauft, das auf AI-basierte Fotoerkennung spezialisiert ist.

Angst vor „Terminator“

Die rasanten Fortschritte bei Künstlicher Intelligenz haben nicht nur für Euphorie, sondern auch für Bedenken gesorgt. In einem offenen Brief warnen Schwergewichte wie Tesla-Gründer Elon Musk, Wissenschaftler Stephen Hawking, Skype-Mitgründer Jaan Tallinn, oder Entwicklungschefs von Google, Microsoft und Facebook davor, dass die KIs einmal außer Kontrolle geraten könnten – etwa, wenn sie selbstfahrende Autos oder autonome Waffensysteme steuern. Jeder Wissenschaftler, der an AI arbeite, solle deswegen immer Sicherheitsfragen berücksichtigen.

Um die Entwicklung von AI zu überwachen und nicht nur in die Hände von Großunternehmen wie Google und Facebook zu geben, hat Elon Musk gemeinsam mit Starinvestor Peter Thiel und Sam Altman von Y Combinator eine Milliarde US-Dollar für das Non-Profit-Projekt Open AI springen lassen.

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