EU-Förderung

Livin Farms: Insektenzucht im großen Maßstab kommt nach Wien

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Dass Insekten einmal als Fleischersatz und Proteinquelle herhalten sollen, dass ist vielen bekannt, muss aber auch erst einmal wirklich in die Köpfe der Menschen sickern. Noch gibt es zwei große Probleme. Erstens: Gesetze. Während Insekten etwa in den Niederlanden auch als Mehl verkauft werden dürfen, dürfen sie hierzulande nur als ganzes Insekt als Lebensmittel vertrieben werden. Und zweitens: die noch hohen Preise bei der Produktion (Trending Topics berichtete).

Problem Nummer 2 will das österreichische Startup Livin Farms rund um Katharina Unger lösen. Seit vielen Jahren arbeitet es an Insektenfarmen. Zuerst gab es diese für zu Hause oder zu Lehrzwecken in Schulen, nun aber soll es im industriellen Maßstab losgehen. Im 23. Wiener Bezirk hat das eine Pilotfabrik eingerichtet. Auf 200 Quadratmeter wird die Mehlwurmzucht im industriellen Maßstab erprobt. Gefüttert werden die Larven mit den Brot- und Backabfällen einer großen Lebensmittelkette – ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft.

Förderung im Rahmen des „Green Deal“

Für das Projekt der industriellen Mehlwurmzucht hat sich Livin Farms als eines von zwei österreichischen Unternehmen eine Förderung des Europäischen Innovationsrats (EIC) im Rahmen des europäischen „Green Deal“ sichern können – und zwar im Rahmen von 2,5 Millionen Euro. Bald soll auch eine größere Produktionsstätte bezogen werden.

Insektenzucht im 23. Bezirk in Wien. © Livin Farms
Insektenzucht im 23. Bezirk in Wien. © Livin Farms

„Im laufenden F&E-Projekt schauen wir uns an, wie wir die Insektenzucht im großen Maßstab effizient gestalten können“, sagt Unger. „Das Ziel von Livin Farms ist es, Technologieanbieter für die Insektenzucht zu werden. Wir wollen die Anlagen als Plug-&-Play-System schlüsselfertig errichten, aber nur einen Teil davon, die Nachzucht der Tiere, selbst betreiben.“

Derzeit werden Insekten in Europa (in anderen Ländern stehen sie oft ohnehin schon am Speiseplan) vor allem an Nutztiere und Haustiere verfüttert. Forciert durch die Klimakrise gelten sie aber als Teil der Lösung, weniger Ressourcen in die Lebensmittelproduktion stecken zu müssen. Ein Vergleich: Während bei der Rinderzucht fast 68 Kilo CO2-Äquivalente für 1 Kilo Proteine erzeugt werden, sind es in der Mehlwurmzucht gerade einmal 2,2 Kilo CO2-Äquivalente.

Katharina Unger von Livin Farms. © Livin Farms
Katharina Unger von Livin Farms. © Livin Farms

Futtermittelindustrie als erstes Ziel

Bei Insekten als Nahrungsmittel sind Konsumenten aber noch sehr zurückhaltend. Für Livin Farms ist der vielversprechendste Markt deswegen auch die Futtermittelindustrie für Fischfutter. Wichtig für den Verkauf als Menschennahrung wird die einheitliche „Novel Food“-Verordnung der EU sein – bislang können EU-Länder Regeln für sich selbst aufstellen. Und: Letztendlich müssen die Insekten den Endkonsumenten schmecken.

Der EIC hat insgesamt 307 Millionen Euro an 64 Startups und Klein- und Mittelunternehmen (KMU), die zu den Zielen des europäischen Grünen Deals und des europäischen Aufbauplans beitragen. Livin Farms und Aviloo (Testsysteme für Batterien in E-Autos) sind die beiden österreichischen Startups, die eine Förderung bekommen haben.

Future Food: Insekten-Fleisch könnte sogar Veganern schmecken

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