Margarete Schramböck

Wirtschaftsministerin: „Keine weiteren Einschnitte bei Startup-Förderungen geplant“

Margarete Schramböck, Ministerin für Digitales und Wirtschaftsstandort. © Christian Lendl
Margarete Schramböck, Ministerin für Digitales und Wirtschaftsstandort. © Christian Lendl
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Erst vor einigen Tagen ist Margarete Schramböck aus China zurück gekommen. Die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort hat dort unter anderem einen Deal mit JD.com, einer der führenden E-Commerce-Plattformen in China eingefädelt, der zum Ziel hat, dass österreichische Produkte in China einfacher verkauft werden können. Auch Huawei, einer der größten Smartphone-Hersteller und Netzwerkausrüster der Welt, stand auf dem Besuchsprogramm.

Das hochtechnologisierte China wird auch bei Schramböck, die vor dem Gang in die Politik als A1-CEO tätig war, nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Zurück in Österreich muss sich die Ministerin weiter den Herausforderungen der Digitalisierung, der Forschung und der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs widmen. Im Interview spricht sie darüber, welche Rolle Startups einnehmen, wie Blockchain-Initiativen im Land weiter voran getrieben werden und warum Förderungen gestrichen wurden.

Trending Topics: Im Regierungsprogramm werden Startups an einigen Stellen erwähnt (u.a. internationale Acceleratoren nach Österreich holen, GIN-Programm ausbauen, Ausbau alternativer Finanzierungsmaßnahmen, etc.) – was können innovative Jungunternehmen von Ihrem Ministerium erwarten?

Margarete Schramböck: Die Regierung bietet innovativen Jungunternehmen mehrere Fördermöglichkeiten. Das Seedfinancing-Programm etwa oder das Pilotprogramm „JumpStart“ sind bewährte Instrumente, mit denen wir Startups unterstützen. Mit der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) oder der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) sind wichtige Player u.a. in meinem Ressort angesiedelt. Klar ist: Um Innovation Leader zu werden, müssen wir unser Potenzial besser nutzen. Exzellenz und Internationalität sind entscheidend, um bisher ungenützte Chancen zu nutzen und langfristig interessant für Investoren zu werden.

Sie haben Einsparungen bei den aws-Programmen beschlossen. Zwei Förderungen (Lohnnebenkosten und Risikokapitalprämie) wurden schon gestrichen. Ist mit weiteren Kürzungen zu rechnen?

Die angesprochenen Programme wurden teilweise nicht mal zu 50 Prozent ausgeschöpft und wir haben wie alle Ressorts einen Beitrag zur Budgetkonsolidierung zu leisten, daher stehe ich zu diesem Schritt. Aus budgetären Gründen sind derzeit keine weiteren Einschnitte bei bewährten Fördermitteln geplant. Wir werden die Zielgenauigkeit der einzelnen Maßnahmen überprüfen und wir müssen auch bei den Förderungen stärker auf neue Themen wie Digitalisierung Rücksicht nehmen. Wir haben grundsätzlich nicht zu wenige Fördermaßnahmen, die Unternehmen haben eher das Problem, die richtige zu finden. Auch der bürokratische Aufwand ist gerade für kleine Unternehmen zu groß und daher wollen wir einen schnelleren Zugang bei Förderungen einrichten.

Sie haben sich auf die Fahnen geschrieben, Kooperationen von Startups und etablierten Unternehmen zu fördern. Wie genau könnte der Staat da helfen?

Die aws hat dazu die Plattform Industry-Startup.Net geschaffen, die Kooperationen zwischen Startups und etablierten Unternehmen fördert. Damit können sich die teilnehmenden Startups vernetzen, bestehendes Know-How austauschen und somit schneller ihre innovativen Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt bringen. Im Gegenzug erhalten etablierte Unternehmen einen verbesserten Zugang zu Innovationen – eine klassische Win-Win Situation.

Margarete Schramböck, Ministerin für Digitales und Wirtschaftsstandort. © Christian Lendl
Margarete Schramböck, Ministerin für Digitales und Wirtschaftsstandort. © Christian Lendl

Im Regierungsprogramm steht, dass technologische Innovation (Blockchain, KI, etc.) über regulatorische Sandboxes für Unternehmen gefördert werden sollen. Wie weit ist diese Idee gediehen?

Durch Regulatory Sandboxes wollen wir innovativen Unternehmen die Möglichkeit bieten, neue Technologien ohne Beschränkungen durch den bestehenden Regulierungsrahmen zu testen und zu entwickeln. Ausgewählte Pilotprojekte sollen einerseits helfen, die Technologie besser zu verstehen, und andererseits den Regulierungsrahmen auf seine Tauglichkeit für innovative Technologien zu überprüfen. Wir definieren gerade derartige Pilotprojekte, um dann so bald wie möglich in die Umsetzung zu kommen. Das Bundesrechenzentrum hat so ein Projekt bereits geschaffen: Die virtuelle Gemeinde „Kettenbruck“ ist Österreichs modernste Ortschaft. Hier können Leuchtturm- und Pilotprojekte zu Anwendungen mit neuen Technologien, wie z.B. Blockchain oder Artificial Intelligence ausprobiert werden.

Sie kommen aus einem Unternehmen, das sehr eng mit Startups zusammenarbeitet und junge Unternehmen fördert. Wie arbeiten Sie jetzt als Bundesministerin mit Startups zusammen?

Ich sehe mich als Vertreterin für alle Unternehmen und viele Hemmnisse betreffen Firmen aller Größen. Startups sind allerdings ein guter Indikator, weil sie aufgrund ihrer Innovationskraft und ihrer Dynamik schneller an Grenzen des Systems stoßen als Großkonzerne. Für mich sind Startups in erster Linie Unternehmensgründerinnen und Gründer, die wir bei ihrem Wachstum unterstützen und für den Standort Österreich begeistern wollen. Als Digitalisierungs- und Standortverantwortliche habe ich mehrere direkte Anknüpfungen zu Startups, das reicht von digitalen Rahmenbedingungen, über Förderungen, bis hin zur Angewandten Forschung. All diese Faktoren sind für Startups von großer Relevanz und wir werden ein eigenes Gesprächsformat einrichten, um eine regelmäßige Rückkoppelung mit den Unternehmerinnen und Unternehmern zu ermöglichen.

Wie nehmen Sie die Startup-Szene in Österreich im internationalen Vergleich wahr? An welchen Stellen gibt es im Ökosystem noch Verbesserungsbedarf?

Die Szene hat sich gerade in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelt, nachdem der Stellenwert dieser Unternehmen – auch seitens der Politik – lange unterschätzt wurde. Noch vor fünf Jahren hätte keiner versucht, ein junges Startup von Berlin nach Österreich zu holen, weil er wahrscheinlich damit gescheitert wäre. Heute haben wir zumindest in einigen Feldern bereits einen Vorsprung. Das zeigt sich auch an der Zahl der Unternehmensansiedelungen, wo wir 2017 mit 24 Startups so viele wie noch nie nach Österreich holen konnten. Das liegt einerseits an den Rahmenbedingungen, die sich vor allem in der Gründungsphase deutlich verbessert haben. Es ist aber auch ein Resultat der Digitalisierung, die neue Geschäftsfelder und Arbeitsumgebungen ermöglicht. Die Abhängigkeit von klassischer Infrastruktur nimmt ab.

Bei der Finanzierung sind wir in der Anfangsphase sehr gut aufgestellt, was fehlt ist Zugang zu Venture Capital, um das weitere Wachstum zu ermöglichen. Auch beim Zugang zu Forschung und Innovation, etwa im universitären Bereich oder bei der Umwandlung von Grundlagenforschung in Patente und Produkte haben wir noch viel Arbeit vor uns. Darüber hinaus gibt es Verbesserungsbedarf bei  Themen, die alle Betriebe in Österreich betreffen: starre Arbeitszeiten, zu wenige (IT-)Fachkräfte, überbordende Bürokratie und zu hohe Lohnnebenkosten.

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