Kommentar

Öffentliche Vergabe: Lasst endlich auch Startups zum Zug kommen!

Die App "Grüner Pass". © Trending Topics
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Zuerst die Millionen Euro teure Stopp-Corona-App. Dann das Debakel rund um Kaufhaus Österreich. Und jetzt die holprig gestartete App für den Grünen Pass. Auch wenn in Österreich immer wieder beteuert wird, wie gut wir in Sachen Digitalisierung unterwegs sind – im Alltag hat man nicht immer das Gefühl, dass wir noch nicht ganz vorne mitmischen können. Vor allem dann, wenn die öffentliche Hand Hand anlegt an Apps und Online-Diensten, fragt man sich: Das ginge 2021 doch wohl besser, oder?

In allen drei Fällen hätten Startups eine größere Rolle spielen können. Sowohl bei der Stopp-Corona-App, als auch bei Kaufhaus Österreich sowie zuletzt auch bei der Grüne-Pass-App haben junge Startups, Entwickler, E-Commerce-Spezialisten schnell und freiwillig gezeigt, dass sie es auch könnten – doch die Aufträge haben andere erhalten. Nun ist natürlich nicht gesagt, dass Jungfirmen immer die beste Wahl sind, um gute digitale Services zu bauen, um sämtliche Vorgaben (Datenschutz, etc.) zu erfüllen. Doch die Grundproblematik ist, dass sie gar nicht erst zum Zug kommen.

Die Stopp Corona-App ist kein Erfolg. Aber diese Zahl ist am enttäuschendsten.

Zu hohe Eintrittshürden für Jungunternehmen

Denn in Österreich ist die öffentliche Vergabe von Aufträgen an Jungfirmen nahezu unmöglich. Das Bundesvergabegesetz (BVergG) ist ganz stark auf etablierte Unternehmen zugeschnitten, wie etwa Manfred Essletzbichler und Wolfgang Lauchner vom Vergaberechts-Team von Wolf Theiss Rechtsanwälte kürzlich angemerkt haben. Um sich für öffentliche Ausschreibungen zu qualifizieren, sind meistens Mindestumsätze festgelegt, die in den letzten drei Jahren erwirtschaftet werden mussten. Oder Firmen müssen erfolgreich erbrachte Referenzprojekte nachweisen können. Bei den großen, ganz spannenden Aufträgen müssen sogar Multimillionen-Umsätze oder -Projekte nachgewiesen werden.

Für Startups ist das meistens ein Ding der Unmöglichkeit. Sie werden damit de facto von einem riesigen Markt für öffentliche Ausgaben ausgeschlossen, in dem sie sich aber gerade bei Digitalisierungsvorhaben bestens einbringen könnten. Jetzt, wo in Österreich über unsere beiden Unicorns Bitpanda und GoStudent gejubelt wird, könnte man die Gunst der Stunde nutzen. Gesundheitswesen, Schule, Verkehr, Tourismus, Verwaltung – überall wird noch viel mehr digitalisiert werden. Wieso sollte die Grüne-Pass-App nicht eine ebenso gute Funktionalität haben wie die Apps der österreichischen Unicorns?

Aus den sperrigen Vergabeverfahren könnten spannende Innovations-Challenges werden, die nicht nur Startups an den Start gehen lassen, sondern auch die stärkere Einbindung der Bevölkerung bringen – also jenen Menschen, die die Apps und Online-Services am Ende des Tages auch benutzen und mit ihrem Steuergeld bezahlen.

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