Stromnetzbetreiber

Österreich erlebt Ansturm auf Photovoltaik-Anlagen

Österreicher:innen fliegen momentan auf Photovoltaik-Anlagen.
Österreicher:innen fliegen momentan auf Photovoltaik-Anlagen.

Der Angriffskrieg gegen die Ukraine hat zu einem dramatischen Anstieg der Preise auf den Energiemärkten geführt. Seit wenigen Wochen macht sich das auch bei den Stromnetzbetreibern in Österreich bemerkbar, die für den Anschluss von dezentralen Photovoltaik-Anlagen zuständig sind. „Bei einzelnen Unternehmen wird sich die Zahl der Anträge im Vergleich zum Vorjahr mindestens vervierfachen. In der Steiermark wurden im Vorjahr nahezu 7.000 Anträge gestellt, in Oberösterreich waren es rund 9.000“, erklären Franz Strempfl und Manfred Hofer, Spartensprecher Netze bei Oesterreichs Energie, in einer Aussendung. Zuwächse in ähnlicher Größenordnung werden auch aus anderen Bundesländern gemeldet.

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Akzeptanz von Photovoltaik-Anlagen ist groß

Der Ansturm auf die Errichtung dezentraler Stromerzeugungsanlagen, allen voran PV-Anlagen, ist laut Oesterrechs Energie höchst erfreulich: Es zeige, dass die Österreicher:innen gewillt sind, die Energiewende mitzutragen. Hält dieser Trend weiter an, rückt das ambitionierte Ziel des Regierungsprogramms, das eine Verzehnfachung der Stromerzeugung aus Photovoltaik (PV) vorsieht, in den Bereich des Machbaren, so die Branchensprecher. Auch laut einer 2022 durchgeführten Studie der WU Wien, Uni Klagenfurt, Deloitte Österreich und Wien Energie ist die Akzeptanz von Photovoltaik in Österreich hoch. Die Akzeptanz von Photovoltaik-Anlagen liege demnach bei 88 Prozent.

Der enorme Ansturm stellt die Netzbetreiber aber auch vor große Herausforderungen, weiß die Interessensvertretung der österreichischen E-Wirtschaft. Sie repräsentiert momentan etwa 140 Mitgliedsunternehmen, die etwa 90 Prozent des österreichischen Stroms erzeugen. Jede neue Anlage muss dabei – abhängig von ihrer Größe und der benötigten Netzkapazität am Anschlusspunkt – einer automatisierten oder einer individuellen Anschlussprüfung unterzogen werden.

„Einerseits begrüßen wir natürlich das enorme öffentliche Interesse, andererseits müssen wir aber auch die Versorgungssicherheit im Auge behalten“, sagt Stempfl. „Derzeit sind unsere Netze in vielen Bereichen noch nicht auf ein explosionsartiges Wachstum auf den unteren Netzebenen ausgelegt. Es ist daher wichtig, dass wir diese neuen Anlagen geordnet ans Netz bringen und gleichzeitig unsere Netze dort ausbauen, wo es erforderlich ist.“

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Lange Wartezeiten wegen fehlender Komponenten

Wegen der hohen Anzahl an Anfragen arbeiten die österreichischen Netzbetreiber bereits am Limit, wenn es um die Abwicklung der Anträge geht. „Sowohl die Reihenfolge des Eingangs, als auch die Vollständigkeit der Einreichunterlagen entscheiden die weiteren Bearbeitungsschritte. Anträge mit konkreter Projektierung sowie vollständigen Einreichdaten und Unterlagen werden vorgereiht und umgehend beantwortet – es kann aber auch zu Engpässen kommen“, erklärt Hofer.

Diese Entwicklungen setzen auch Elektroinstallateure und Fachfirmen unter Druck, die sich um die Installation der neuen Photovoltaik-Anlagen kümmern: Ihnen fehlt einerseits das Fachpersonal, um die Fülle an Aufträgen annehmen und umsetzen zu können, andererseits mangelt es aufgrund von Engpässen und unterbrochenen Lieferketten an notwendigen Anlagenkomponenten wie Solarpaneelen, Wechselrichtern oder Montageschienen (einen ausführlichen Bericht dazu findet ihr hier).

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Hintergrund: Warum muss ich eine PV-Anlage genehmigen lassen?

Für die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage ist immer dann eine Prüfung durch den Netzbetreiber erforderlich, wenn nicht der gesamte Strom in der Kundenanlage vor Ort verbraucht wird, sondern „Überschussstrom“ ins Netz eingespeist werden soll. Durch diese Prüfung wird sichergestellt, dass der erzeugte Strom bei Einspeisung in das öffentliche Stromnetz die Sicherheit der Stromversorgung nicht beeinträchtigt.

Wenn die Kapazitäten des Stromnetzes in einem Bereich für den Anschluss einer neuen Anlage nicht ausreichen, weil etwa die Einspeiseleistung zu groß ist, kann durch eine Leistungsbeschränkung dennoch ein rascher Netzanschluss ermöglicht werden. Durch Netzausbaumaßnahmen können diese Beschränkungen später aufgelöst werden. Abhängig von Ort und Umfang der Ausbaumaßnahmen kann die Herstellung einer leistungsfähigeren Netzverbindung auch ein Jahr und länger dauern, wie der Fachverband informiert.

300 Mio. Euro für Ausbau von Erneuerbaren

Wie die Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) kürzlich bekannt gab, startet nun ab Ende April die Erneuerbaren-Investitionsförderung für kleine und mittlere Anlagen. Die dafür notwendige Verordnung wurde aktuell erlassen. Mit dieser ständen nun für 2022 für die Unterstützung von Photovoltaik, Wasser- und Windkraft sowie Biomasse rund 300 Mio. Euro zur Verfügung. Ab 21. April können können Unternehmen, Vereine und Einzelpersonen Förderungen zunächst für  Photovoltaikanlagen einreichen. Gefördert wird die Neuerrichtung und Erweiterung von Photovoltaik-Anlagen bis 1 MW und Stromspeichern, so das BMK. Die Starttermine für die weiteren Technologien sollen demnächst folgen.

 

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