Raiffeisen, Erste Bank und BAWAG: Österreichische Banken wollen beim Crowdfunding mitmischen
Ohne großes Rühren der Werbetrommel haben die Vorarlberger Raiffeisenbanken die Crowdfunding-Plattform mit.einander.at ins Leben gerufen, auf der in erster Linie soziale Projekte um ihre Finanzierung werben. Das vorrangige Ziel ist es, Vereinen und ehrenamtlich Engagierten über die Plattform die Möglichkeit zu geben, Geld einzusammeln. Kapital wird derzeit etwa für Projekte für Flüchtlingskinder, Menschen mit Hirnverletzungen oder die Restaurierung des Kabinentrakts einer 30 Jahre alten Sportstätte gesammelt. Bis dato haben knapp 800 Unterstützer mehr als 60.000 Euro springen lassen, um die Verwirklichung der Projekte voranzutreiben.
Laut Andreas Pangl, Generalsekretär im Österreichischen Raiffeisenverband, soll das Vorarlberger Modell bald auf andere Bundesländer ausgeweitet werden. „Crowdfunding ist ein großer Hype, den ich aber nicht negativ sehe“, so Pangl. „Die Rechtsform der Genossenschaft passt einfach gut zum Crowdfunding.“
Die Vermittlerrolle
Beim so genannten „Donation-based crowdfunding“ handelt es sich de facto um Spenden, die großzügige Menschen geben, weil sie ein Projekt verwirklicht sehen wollen. Die Bawag P.S.K. ist dabei Vorreiter in Österreich: Mitte September 2014 hat sie als erste österreichische Bank unter www.crowdfunding.at mit dem Motto „Es geht!“ eine Crowdfunding-Plattform ins Leben gerufen, auf der es ebenfalls um das Sammeln von Geld für soziale Projekte und Start-ups geht.
Aktuell versucht etwa die Jungfirma talentify.me 20.000 Euro für ihr Schülernetzwerk aufzutreiben, über das sich Nutzer Nachhilfe organisieren können. Die Spender werden mit Goodies wie Büchern, T-Shirts oder einer Einladung zu einem Sommerfest belohnt. Die Bawag P.S.K. hat übrigens auch etwas davon: Als Betreiber der Plattform erhält sie bei der erfolgreichen Finanzierung von Projekten eine Provision.
Crowdinvesting wird attraktiv
Werden solche Crowdfunding-Plattformen von Banken derzeit in erster Linie dazu betrieben, um Menschen mit einem neuen Thema an die Marke zu binden und ganz generell Erfahrungen in dem Bereich zu sammeln, könnte sich eine Unterform des Crowdfundings zu einem interessanten Geschäftsmodell entwickeln: das Crowdinvesting. Derzeit gibt es in Österreich einige Internetplattformen wie Rendity, Home Rocket, Conda oder 1000×1000, über die Investoren Nachrangdarlehen an Projektmacher vergeben und dafür über die Laufzeit Zinsen bekommen. Versprochen werden dabei bessere Erträge, als etwa Sparbücher abwerfen.
An diesen Geldflüssen sind österreichische Banken derzeit nicht beteiligt, haben aber großes Interesse an der neuen Art, wie Kapital verteilt wird. „Wir haben das alles unter Beobachtung“, so Pangl vom Raiffeisenverband. Auch bei der Erste Bank ist man hellhörig geworden. „Wir haben keine Ambitionen, selbst zum Plattformbetreiber zu werden. Aber wir prüfen zur Zeit die Möglichkeiten von Kooperationen mit Crowdinvesting-Plattformen“, sagt Emanuel Bröderbauer, zuständig für Start-ups und Kooperationen bei der Erste Bank. „Es geht darum, beide Welten zusammenbringen, also die Finanzierung für Start-ups beziehungsweise Gründer so aufzustellen, dass sich das gut ergänzt.“
Blutjunges Thema
Noch dürfte das Volumen, das über Crowdinvesting-Plattformen in Österreich läuft, für große Banken uninteressant sein. Seit dem 1. September 2015 gelten mit dem neuen Alternativfinanzierungsgesetz aber gelockerte Prospektanforderungen. Seither haben Projekte in 30 Crowdinvesting-Runden insgesamt zehn Millionen Euro eingesammelt – eine ordentliche Steigerung gegenüber der Zeit vor dem Gesetz, wenn auch auf niedrigem Niveau. Auch Regierungspolitiker der ÖVP, die das Gesetz durchdrückten, sehen da noch viel Luft nach oben. Wenn das Thema explodieren sollte, werden Banken jedenfalls zur Stelle sein.