Finanzspritzen

Österreichische Start-up-Szene: Immer mehr ausländische Investoren kommen auf den Geschmack

Finanzspritzen kommen vermehrt von internationalen Playern. © Fotolia/ViennaFrame
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Es ist eine von mehreren Jubel­meldungen, die ein österreichisches Start-up dieses Jahr absetzen konnte: Am Dienstag dieser Woche gab die auf E-Recruiting-Software spezialisierte Jungfirma Prescreen bekannt, dass Kizoo Technology Capital aus Karlsruhe eine Investmentrunde im Millionenbereich anführt. Prescreen, gegründet von Constantin Wintoniak und Nicolas Vorsteher, firmierte bis 2014 unter dem Namen MercuryPuzzle. Mit der neuen Fokussierung aufs B2B-Geschäft wechselte man auf den neuen Firmennamen, laut Wintoniak will man mit dem frischen Kapital zum „führenden Anbieter von Cloud-basierten Recruiting-Diensten in Europa“ werden.

Prescreen, das bereits die Bank Austria oder die Restaurantkette L’Osteria zu seinen Kunden zählt, hilft Personalabteilungen mit einer Onlinesoftware dabei, schnell und einfach Stellenauschreibungen im Netz sowohl auf der eigenen Karriereseite als auch auf wichtigen Job-Plattformen wie LinkedIn, Xing, Monster, careerbuilder oder Stepstone zu publizieren. Die Technologie ermöglicht dem Bewerber, seine Daten (Lebenslauf, Motivationsschreiben, et cetera) online hochzuladen, und der Recruiter kann diese Bewerbungen in einem übersichtlichen Interface verwalten. Ein Algorithmus soll bei vielen eingehenden Bewerbungen zudem dabei helfen, die vielversprechendsten Kandidaten auszusortieren. Wenn der Bewerber seine persönlichen Daten bei Facebook, LinkedIn oder Xing freigibt, soll eine Matching-Technologie etwa errechnen können, wie ehrgeizig, pflichtbewusst oder ausdauernd ein Kandidat ist. Wie gut das bereits funktioniert, ist fraglich – das frische Kapital will man bei Prescreen jedenfalls in die Weiterentwicklung des Produkts sowie in die internationale Expansion stecken.

Immer mehr Beispiele

Prescreen ist 2015 eines von mehreren österreichischen Start-ups, die sich Gelder von ausländischen Investoren sichern konnten. Einige ­Beispiele: Im Jänner erhielt das auf interne Firmenkommunikation spezialisierte Start-up ChatGrape 1,3 Millionen Euro, unter anderem von Betaworks aus New York (auch Geldgeber von Twitter) und Zynga-Gründer Marc Pincus. Im März verkündete das auf Diabetes-Apps spezialisierte Start-up mySugr, dass Roche Ventures aus der Schweiz und iSeed Ventures aus dem Silicon Valley insgesamt 4,2 Millionen Euro investierten. Der US-Accelerator Techstars setzte dieses Jahr einen ­Fokus auf österreichische Jungfirmen und hat die Sportsuchmaschine Eversport nach Berlin geholt. Und auch der wichtige Wiener Risikokapitalgeber Speedinvest konnte zusätzlich zu seinem zweiten Start-up-Fonds fünf Millionen US-Dollar von New Enterprise Associates (NEA) aus den USA sichern, wobei sich NEA dazu verpflichtete, weitere 50 Millionen US-Dollar in Portfolio-Firmen von Speed­invest zu stecken.

Im Ausland sind internationale Investments längst Usus, das merkt man auch bei österreichischen Gründern, die die Heimat verlassen haben. Das Sprachlern-Start-up busuu, das Gründer Bernhard Niesner von London aus betreibt, sicherte sich kürzlich sechs Millionen Euro vom US-Verlag McGraw-Hill Education. Goldman Sachs und Co-Investoren butterten 40 Millionen US-Dollar in die CompareAsiaGroup, die der Österreicher Gerald Eder in Hongkong gründete. Und das in Berlin ansässige Finanz-Start-up Number26 der beiden österreichischen Gründer Maximilian Tayental und Valentin Stalf holte sich zehn Millionen Euro bei US-Starinvestor Peter Thiel (unter anderem Facebook) und anderen.

Noch zu wenig

Dass ausländisches Kapital in heimische Start-ups fließt, wird von Branchenbeobachtern prinzipiell positiv gesehen, weil es in Österreich selbst noch zu wenige Investoren gibt, die genug Geld für größere Runden (sogenannte Series A oder B) haben. Der aktuelle „Austria Tech Exit Report“, der von i5invest veröffentlicht wurde, zeigt, dass etwa 60 Prozent der Start-up-Investments aus Österreich selbst stammen. Wenn ausländische Investoren Geld springen lassen, dann stammen sie – wie im Falle von Prescreen – meistens aus Deutschland, gefolgt von den USA, Großbritannien und der Schweiz. „Wir müssen schauen, dass die Deals internationaler werden“, so Springer von i5invest. Internationale Transaktionen würden Aufmerksamkeit für die heimische Branche erregen und dafür sorgen, dass noch mehr Geld von außen ins Land fließt. Österreich sei gerade im Softwarebereich ein spannender Standort, weil es sehr gute Arbeitskräfte vergleichsweise günstig gebe, so Springer. Im Silicon Valley oder London würden Software-Entwickler deutlich mehr kosten als hier.

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