Pharma-Gewinne

Ozempic: 1.000-Dollar-Abnehmspritze kann um nur 5 Dollar produziert werden

Ozempic-Abnehmspritze. © Chemist4U via Flickr (CC BY-SA 2.0 DEED)
Ozempic-Abnehmspritze. © Chemist4U via Flickr (CC BY-SA 2.0 DEED)
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Die Abnehmspritzen Ozempic und Wegovy haben das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk zu Europas wertvollstem Unternehmen gemacht. Eigentlich als Medikament für Menschen mit Diabetes Typ 2 entwickelt, sind sie zu Lifestyle-Pharmazeutika in den USA geworden, wo zahlreiche Promis wie Kim Kardashian oder Elon Musk die Spritzen lobten, weil sie mit ihnen ordentlich Gewicht abbauen konnten. In den USA bezahlt man ordentlich Geld für die Therapie, der Preis dort bei etwa 1.000 Dollar im Monat (in Europa ist die Arznei, die in einigen Ländern zugelassen wurde, deutlich günstiger).

Jetzt aber haben Forscher:innen der Yale University, dem King’s College Hospital in London und der gemeinnützigen Organisation Ärzte ohne Grenzen in einer neu veröffentlichten Studie aufgezeigt, dass das deutlich günstiger sein könnte. Sie zeigen, dass das Lifestyle-Medikament um 89 Cent bis 4,73 Dollar hergestellt werden könnte – für einen Monatsvorrat, wohlgemerkt. Novo Nordisk ist neben Eli Lilly (USA) und Sanofi (Frankreich) eine von nur drei Pharmafirmen, die gemeinsam 90% des weltweiten Insulinmarktes kontrollieren.

„In dieser wirtschaftlichen Bewertung der Herstellungskosten wurden die kostenbasierten Preise pro Monat für SGLT2Is (außer Canagliflozin) auf 1,30 bis 3,45 US-Dollar und für GLP1As auf 0,75 bis 72,49 US-Dollar geschätzt, was bei fast allen Vergleichen deutlich unter den aktuellen Marktpreisen liegt. Zweimal tägliches gemischtes Humaninsulin NPH könnte $61 pro Jahr kosten, während eine Basal-Bolus-Behandlung mit Insulin Glargin und Aspart $111 pro Jahr kosten könnte, wobei wiederverwendbare Pen-Formulierungen die niedrigsten geschätzten Preise haben“, heißt es in der Studie wörtlich. „Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass Insuline, SGLT2Is und GLP1As wahrscheinlich zu Preisen hergestellt werden können, die weit unter den derzeitigen Preisen liegen und einen breiteren Zugang ermöglichen.“

Ozempic-Abnehmspritze. © Chemist4U via Flickr (CC BY-SA 2.0 DEED)
Ozempic-Abnehmspritze. © Chemist4U via Flickr (CC BY-SA 2.0 DEED)

Cardior: Deutsches BioTech um 1 Milliarde Euro an Novo Nordisk verkauft

Verkaufsschlager durch Patente geschützt

Bei Ozempic und Wegovy ahmt der Wirkstoff Semaglutid das Hormon GLP-1 nach und sorgt dafür, dass ein Gefühl der Sättigung im Gehirn erzeugt wird und dass mehr Insulin im Körper ausgeschüttet wird – beides senkt insgesamt den Blutzuckerspiegel. Ursprünglich war das für Diabetes-Patient:innen, die bereits eine vollständige Insulinresistenz aufgebaut hatten, und dann in einem nächsten Schritt für Adipositas-Patient:innen gedacht. Doch dann wurde der Wirkstoff Semaglutid auch zur Bekämpfung von Übergewicht zugelassen, und immer mehr Menschen besorgten sich die Novo-Nordisk-Spritzen – in den USA eben zu monatlich ziemlich hohen Kosten. In Österreich sind Ozempic und Wegovy nur für die Diabetes- oder Adipositas-Therapie zugelassen, man bekommt die Abnehmspritzen also nicht einfach so.

Für Novo Nordisk entwickelten sich die Semaglutid-Medikamente jedenfalls zum Verkaufsschlager, Ozempic und Wegovy brachten dem dänischen Hersteller 2023 Umsätze von satten 18 Milliarden Dollar. Wegovy etwa wird durch Patente vor Nachahmungen geschützt – der Generikahersteller Mylan Pharmaceuticals etwa klagte in den USA bereits gegen die Patente der Dänen. Generika kommen immer erst dann auf den Markt, wenn das Patent für ein Medikament abgelaufen ist; in der Regel sorgen sie für deutlich günstigere Preise.

Nach den massiven Gewinnen, die Novo Nordisk 2023 im Abnhem-Hype einfuhr, muss sich der Konzern nun einer Preisdebatte stellen. „Die Gewinnspanne bei Medikamenten wie Ozempic ist immens“, so Melissa Barber, Gesundheitsökonomin in Yale und Autorin der Studie, gegenüber Fortune. „In der Politik sollte darüber gesprochen werden, was ein fairer Preis ist.“ Novo Nordisk hingegen verweist angesichts der Studie auf die hohen Kosten der Produktion hin. Man hätte Investitionen in Höhe von etwa 6 Mrd. US-Dollar und zusätzlich 11 Mrd. US-Dollar für den Erwerb von Produktionsanlagen von Catalent getätigt, um der starken Nachfrage nach Ozempic und Wegovy nachzukommen.

Novo Nordisk – oder wie MedTech durch die Decke gehen kann

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