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Scalable Capital & Trade Republic: PFOF-Verbot bedeutet höhere Kosten für User

App von Trade Republic. © Cedrik Wesche auf Unsplash
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Wenn etwas von der Bild-Zeitung als „Preis-Hammer für Millionen Kleinanleger“ bezeichnet wird, dann weiß man: Ein Thema ist im Mainstream angekommen. In diesem Fall das eigentlich komplexe Thema der Rückvergütungen („Kickbacks“) im Bereich des Aktienhandels. Bisher und noch bis Mitte 2026 ist es ja so: Broker und Banken aller Art bekommen von Marktplätzen oder Anbietern von ETFs Geld, wenn sie Aktien oder ETFs an ihre Kund:innen verkaufen. „Payment For Order Flow“ nennt sich das, kurz PFOF.

Nun will aber die EU, dass dieses PFOF-Geschäftsmodell, dass es bisher Neobrokern wie Scalable Capital oder Trade Republic ermöglichte, kostenlose Sparpläne und 1-Euro-Trades anzubieten, verbieten. Wie berichtet, soll PFOF verboten werden, um Anleger:innen zu schützen. Broker würden nicht im Interesse ihrer Kund:innen handeln, sondern im Eigeninteresse – und dort die Orders weitergeben, wo sie die größten Kickbacks erhalten. Das soll nun verboten werden.

„Das ist aus unserer Sicht die falsche Entscheidung und steht nicht im Einklang mit den Zielen der Kommission, neue Möglichkeiten für Sparer:innen und Anleger:innen zu schaffen, sondern dient vor allem den Akteuren, die Wettbewerb auf den Kapitalmärkten verringern und mit hohen Gebühren ihr Bestehen sichern wollen“, heißt es in einem Statement seitens Scalable Capital gegenüber Trending Topics. Wie berichtet setzt das Münchner Fintech-Unicorn auf PFOF, um sehr niedrige Preise anbieten zu können. Doch wenn PFOF im Juni 2026 endgültig verboten wird, dann wird es auch vorbei sein mit den günstigen Trades.

PFOF: EU verbietet ab 2026 das Geschäftsmodell vieler Neobroker

„Nicht im Einklang mit den EU-Grundfreiheiten“

„Ein PFOF-Verbot wird zu steigenden Kosten für viele Anleger:innen führen. Das betrifft aber nicht ausschließlich die Kund:innen von Neobrokern, sondern ebenso Kund:innen von klassischen Onlinebrokern – denn auch die profitieren vom PFOF-Modell und einem Wettbewerb zwischen Börsenplätzen“, heißt es seitens Scalable Capital weiter. Zu konkreten Preiserhöhungen könne man noch nicht sagen, man wolle jedenfalls „weiterhin das günstigste und beste Angebot für Sparer:innen und Anleger:innen bereitstellen“.

Von heute auf morgen wird sich sowieso nichts ändern, schließlich haben Broker nun drei Jahre Zeit, ihre Geschäftsmodelle zu ändern. Außerdem könnte sich auf EU-Ebene doch noch ein Schwenk ergeben. „Wir hoffen nach wie vor, dass dieser kostentreibende und nicht im Einklang mit den EU-Grundfreiheiten stehende Vorschlag vom Parlament abgelehnt und auf die Stimme der betroffenen Anlegenden gehört wird. Sollte es zu einem PFOF-Verbot kommen, werden wir die entsprechenden EU-Rechtsakte prüfen und gegebenenfalls erforderliche Anpassungen vornehmen“, heißt es seitens Scalable Capital weiter.

Fest steht aber auch, dass Geschäftsmodelle von Neobrokern jedenfalls diverisifiziert werden müssen. Scalable Capital etwa hat bereits neben PFOF die Aboschiene „Prime“, Ordergebühren, Zinsen und ein B2B-Geschäft. Ersteres scheint auch das Pferd zu sein, auf das man viel setzt. „Unsere PRIME-Angebote (jederzeit kündbar), die zu einem fairen Festpreis ein Full-Service-Brokerage inklusive Verzinsung des nicht investierten Vermögens bieten, könnten noch beliebter werden.“

Kickbacks bringen hohe Millionenbeträge

In der Broker-Branche sieht man den EU-Plan, PFOF zu verbieten, kritisch. Xetra der Deutschen Börse und Euronext in Brüssel als führende Börsen hätten heftig lobbyiert, um PFOF abzuschaffen, erzählt ein Kenner der Branche, der anonym bleiben möchte. Ihnen sei es ein Dorn im Auge gewesen, dass online plötzlich günstige Alternativen für den schnellen Aktienhandel da waren, der an ihnen vorbei geht. Klar aber auch: Broker konnten (und können weiter) viel Geld mit PFOF verdienen; die Rede ist von zweistelligen Millionenbeträgen pro Jahr, die ein Broker verdienen kann, wenn er z.B. das ETF- oder Aktien-Angebot einer Großbank oder eines Vermögensverwalters bei sich aufnimmt und Kund:innen schickt. Das sind Umsätze, die 2026 wegfallen werden.

Untergangsstimmung herrscht deswegen etwa bei Trade Republic keine. „Trade Republic wird weiterhin das beste Angebot auf dem europäischen Markt anbieten auch noch 2026“, sagt der Trade Republic Region Manager für Österreich und Deutschland, Oswald Salcher. Wie sich das auf die Preise für die Nutzer:innen auswirken wird, kann er derzeit nicht sagen. Immerhin sind noch drei Jahre bis zum PFOF-Ende – viel Zeit, um neue Modelle einzuführen. Heute verlangt Trade Republic einen Euro für einen Aktien-Trade. selbst wenn der Anbieter die Preise verdoppeln müsste, wären das immer noch nur zwei Euro. Zum Vergleich: Flatex verlangt 5,90 Euro pro Aktienhandel.

Doch ist PFOF wirklich schlecht für die Nutzer:innen von Trading-Apps und Online-Brokern? Trade Republic versuchte das mit einer Studie, die bei Forscher:innen der WHU (Otto Beisheim School of Management) und der SDU (University of Southern Denmark and Danish Finance Institute) in Auftrag gegeben wurde, zu entkräften. Kund:innen würden meist bessere Preise bekommen als bei Referenzmärkten, so das Ergebnis. Auch seitens Stiftung Warentest heißt es: „Es gibt keine Belege dafür, dass Anleger bei Neobrokern durch Exklusivverträge höhere Preise zahlen als an anderen Handelsplätzen.“

Trade Republic wehrt sich gegen Kritik an seinem Geschäftsmodell PFOF

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