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„Das ist ein Massenmedium“: 2 Österreicher wollen Werbung auf Pornhub salonfähig machen

Pornhub am Smartphone. © Unsplash
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Pornhub ist ein Klick-Monster. Die Porno-Videoseite gehört zu den 15 größten Webseiten der Welt, zählt pro Monat mehr als 2 Milliarden Seitenabrufe und bannt die Nutzer im Schnitt mehr als 8 Minuten auf der Webseite. Nun muss man nicht erklären, was in den Videos passiert, aber was neben den Sex-Clips auf der Seite stattfindet, ist nicht minder interessant. Denn unter die einschlägige Hardcore-Werbung mischen sich immer häufiger auch Banner-Ads, die von ganz normalen Firmen auch aus Österreich geschaltet wird.

Die zwei Unternehmer, die dafür im Hintergrund sorgen, heißen Günter Fischer und Johannes Smeh. Mit ihrer Ende 2020 gegründeten Agentur Campagion wollen sie digitale Werbung auf den Webseiten des Porno-Riesen Mindgeek (neben Pornhub gehören auch YouPorn, RedTube oder Tube8 zum Netzwerk) salonfähig machen. „Pornhub ist wie Fernsehen, das ist ein Massenmedium“, sagt Fischer im Gespräch mit Trending Topics. Er und Smeh hätten eine Marktlücke entdeckt, die in Europa noch keiner beackert: Für Kunden Werbe-Kampagnen auf Pornhub und Co umsetzen.

Sogar Startups unter den Kunden

Und das Geschäft soll brummen. Fischer, ein geborener Verkäufer, hat in kurzer Zeit bereits mehr als 25 Kunden gewonnen. Natürlich sind auch Anbieter von Sexspielzeug dabei, aber auch Blumenhändler, ein Limousinen-Service, Friseure, Gaming- und Casino-Anbieter und sogar Startups sollen unter den Kunden sein. Ein Kunde erlaubt es sogar, namentlich gemannt zu werden: Ice-Sports, ein Wiener Fachgeschäft für Eishockey-Zubehör nutzt die Möglichkeit, um neue Kunden in seinen Online-Shop zu locken.

Günter Fischer und Johanes Smeh von Campagion. © privat
Günter Fischer und Johannes Smeh von Campagion. © privat

Schmuddel-Image hin oder her, für die Campagion-Gründer gibt es zwei Gründe, bei Pornhub Werbung zu schalten: Entweder kommt man mit seinen Ads anderswo nicht unter (vor allem Cannabis-Shops leiden unter dem Werbebann bei Google oder Facebook), oder man hat kein großes Budget für eine breitenwirksame Kampagne. „Wir haben da mehrere Millionen Menschen täglich drauf, alleine in Österreich gibt es jeden Tag rund 6,7 Millionen Seitenabrufe. Die Leute bleiben im Schnitt 8:26 Minuten auf der Webseite, das ist sehr lange“, sagt Smeh.

Das wichtigste Argument für Werbung auf Pornhub: „In einem Massenmedium zu werben, bedeutet eigentlich große Budgets, aber bei Pornhub kann man mit viel weniger Geld Markenbekanntheit erreichen“, sagt Smeh. „Die Ad Impressions bis zu 90 Prozent billiger als anderswo.“ Als Fischer und Smeh bei mit ihrer brandneuen Agentur bei Mindgeek bzw. dem Werbe-Dienstleister TrafficJunkie aufschlugen, waren die erst mal überrascht. Dann aber einigte man sich, und Campagion wurde zum ersten offiziellen Partner in Europa. Fischer: Mindgeek hat massiv viele Werbekunden in den USA, aber in Europa sind wir die einzige Firma, die Partner ist. Für uns ist es bereits jetzt ein sehr gutes Geschäft.“

Illegale Videos: Pornhub löscht übers Wochenende plötzlich Millionen Clips

„Man muss das richtige Timing haben“

Wer über Pornhub redet, darf aber auch nicht die Probleme und die Kritik an der Seite auslassen. Wie Trending Topics bereits berichtete, drehten Visa und Mastercard den Betreibern den Geldhahn zu, weil Videos mit Kindesmissbrauch und nicht-einvernehmlicher sexueller Gewalt auftauchten. Mindgeek reagierte schließlich mit der Löschung von Millionen Clips, die Nutzer hochgeladen hatten und begann damit, Amateurdarsteller neu zu verifizieren. Schließlich klagten 40 Frauen auf Schadenersatz (mehr dazu hier).

„Pornhub hat sich diesbezüglich massiv geändert. Die haben zehn Millionen Videos gelöscht, drei Millionen sind noch drauf“, sagt Smeh. Für Brands, die in dem Pornoseiten-Netzwerk werben wollten, sehe man keine nachteiligen Effekte. „Man muss das aus Sicht des Users sehen. Der denkt sich ja nicht, oh Gott, was für eine schlechte Brand, nur weil die Werbung neben dem Sexvideo zu sehen ist“, sagt Fischer. Man müsse aber natürlich den richtigen Zeitpunkt abwarten, um auch Aufmerksamkeit zu bekommen. „Man muss das richtige Timing haben. Wir spielen die Werbung etwa nach drei Minuten aus, da sind viele mit dem fertig, wofür sie gekommen sind, und haben dann vielleicht Lust auf andere Dinge.“

Verstecken würden die beiden ihr neues Business nicht, sondern das offen gegenüber Freunden und Familie erzählen. „Ich hab das letztes Wochenende auch meinen Eltern erzählt. Sie meinten: Naja, warum nicht“, sagt Smeh. Wenn man erkläre, warum man das mache, dann würden die meisten Menschen das Geschäft verstehen. Und Fischer meint: „Ich bin megastolz drauf, weil wir dem Kunden Mehrwert bringen.“

Vierzig Frauen verklagen Pornhub auf Schadensersatz

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