Interview

Food-Startups: Es wird eng im Supermarktregal

Eines der erfolgreichsten Startups Österreichs verkauft Schokoriegel. Neoh ist zuckerfrei und hat einen hohen Proteinanteil. Trotz Überangebot im Schokoregal hat das Jungunternehmen Alpha Republic in rund zwei Jahren etwa 10 Millionen Riegel verkauft. Eine Zahl, die offenbar prominente Neider auf den Plan ruft: „Die großen Mitbewerber schauen nicht sehr erfreut auf die Absatzzahlen“, bestätigt Heinrich Prokop, der in das Startup investiert ist. Es wird eng im Supermarktregal und es sind die jungen Wilden, die sie füllen.

Ein Grund dafür sind die großen Handelsketten, die sich Startups zunehmend öffnen. Prokop, der selbst in siebter Generation die „Gutschermühle“ leitet und zu einem Big Player im Müsli- und Müsliriegelmarkt entwickelt hat, erinnert sich noch an Zeiten, als das ganz anders war. „Wenn man vor 20 Jahren vor dem großen Portal der Rewe oder von Spar gestanden ist, dann war es als Lieferant wirklich schwer. Es war sehr teuer, jedes einzelne Produkt hereinzubringen. Für ein mittelständisches Unternehmen war das kaum zu bezahlen“.

Trends: „clean label“ und „clean meat“

Das hat sich geändert. Heute steht die Coca-Cola-Dose im Supermarkt ganz selbstverständlich neben der Bio-Limonade eines unbekannten Startups. Warum? Der Handel habe erkannt, dass Innovation auch für sie lebenswichtig ist. Der Lebensmittelmarkt macht gerade einen starken Wandel durch. Die Erwartungshaltung der Konsumenten ist eine ganz andere, als noch vor einigen Jahren. „Der Verlust der Glaubwürdigkeit großer Konzerne beim Konsumenten ist spürbar“, glaubt Prokop. Ein großer Trend sei „clean label“: „Wir wollen keinen Dreck mehr in unseren Lebensmitteln, sondern kurze Zutatenlisten“, sagt der Food-Experte im Video-Interview mit Trending Topics.

In Zukunft werde auch „clean meat“ ein wichtiges Thema. Gemeint ist künstlich gezüchtetes Fleisch. „In fünf Jahren wird es das als „Laborfleisch“ verschriene Fleisch im Supermarkt geben. Im Dorf wird es einen lokalen Fleischbrauer geben. Das hat nichts mit Gentechnik zu tun. Es geht um ein Brauverfahren, bei dem aus Stammzellen Fleisch gezüchtet wird“.

Alle diese Trends werden auch von Großkonzernen aufgegriffen, Startups sind aber schneller und das ist für den durch Online-Konkurrenz unter Druck geratenden Handel wichtig. Prokop hilft über seine Investmentfirma Clever Clover gemeinsam mit der Erste Bank der Rewe, Produkte innovativer Jungunternehmen noch schneller ins Regal zu stellen. „Startupticket“ heißt die gemeinsame Initiative, die derzeit laut Prokop täglich ein Startup genauer prüft.

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Drei Monate im Testregal

„Das Ziel ist es, am Ende des Jahres zehn Produkte von Startups dauerhaft ins Supermarktregal zu bringen“. Jeder Kandidat darf sich drei Monate lang in einem Testregal bewähren – bleiben darf nur der, der zuvor festgelegte Absatzziele erreicht. Um die Chancen zu steigern, haben sich die Startupticket-Partner Hilfe von der Wien er Agentur „Growth Ninjas“ geholt. „Growth Hacking“ ist ein Buzzword aus der Startup-Welt, das laut Agenturgründer Stefan Greunz „datengetriebenes Online-Marketing mit möglichst wenig finanziellem Einsatz“ beschreibt.

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Den Startupticket-Startups helfen die Growth Ninjas dabei, eine gewisse Markenbekanntschaft zu erreichen, die für den hohen Konkurrenzdruck im Regal notwendig ist. „Wenn in einem Regal 30 Energy Drinks stehen, werde ich vermutlich zu dem greifen, von dem ich bereits von Freunden gehört habe, oder von dem ich online bereits gelesen habe“, erklärt Greunz und spricht damit einen besonders heiklen Bereich an.

Getränke sind „Hoch-Risiko-Geschäft“

„In den Getränkeregalen der Supermärkte sieht man jeden Tag etwas Neues. Das ist ein Hoch-Risiko-Geschäft“, bestätigt Prokop. Neue Limonaden oder Energy Drinks seien so leicht zu produzieren, dass es sehr schwierig ist, sich gegen etablierte Marken durchzusetzen. „Um dort Erfolg zu haben, braucht es neben einem guten Produkt vor allem Menschen wie Stefan Greunz und einen Investor mit andauerndem, langen Atem, der in der Lage ist, das Produkt aus dem riesigen Clutter an Zeug, das dort steht, so heraus zu heben, dass wir als Konsumenten überhaupt die Chance haben, es wahrzunehmen“.

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